Studie zu Hörverlust: Warum gerade Frauen soziale Kontakte pflegen sollten
Wer nicht mehr gut hört, zieht sich zurück und wird zunehmend einsam. Ein Teufelskreis, denn neue Studienerkenntnisse legen nahe, dass Einsamkeit das Hörvermögen beeinträchtigt – besonders bei Frauen.

Wer nicht mehr gut hört, zieht sich zurück und wird zunehmend einsam. Ein Teufelskreis, denn neue Studienerkenntnisse legen nahe, dass Einsamkeit das Hörvermögen beeinträchtigt – besonders bei Frauen.
Eine groß angelegte Kohortenstudie eines Forschungsteams der Universitäten in Tianjin, und Hongkong sowie dem University College in London zeigt einen spannenden Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dem Risiko für Hörverlust auf. Demnach haben einsame Personen ein um 24 Prozent höheres Risiko ihr Hörvermögen einzubüßen als nicht einsame Menschen. Besonders ausgeprägt sei dieser Effekt in der weiblichen Bevölkerung.
„Einsamkeit scheint eine potenziell schädliche Rückkopplungsschleife mit Hörverlust zu bilden“, bestätigt Yunlong Song von der Universität Tianjin, einer der Studienautoren. Über einen Zeitraum von rund 12 Jahren analysierten die Forschenden Daten von 490.865 Teilnehmenden aus der UK Biobank. Dabei ergab sich das um 24 Prozent erhöhte Risko – und zwar unabhängig von möglichen Störfaktoren wie sozioökonomischem Status, Gesundheitsverhalten, genetischer Veranlagung oder Alter.
Bei Frauen war der Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dem Hörverlustrisiko deutlicher ausgeprägt als bei Männern. Dazu passen Ergebnisse früherer Studien, die schon Hinweise dafür lieferten, dass einsame Frauen häufiger als Männer an Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen leiden und bei ihnen zudem im Vergleich heftigere entzündliche Stressreaktionen auftreten. Einsamkeit ist ein nicht zu unterschätzender Stressfaktor.
Vorsorge ist Trumpf
Alleinsein kann, sofern selbstgewählt, sehr gut tun. Aber sicherlich ist niemand gerne einsam. Was also tun? Ein entsprechendes Konzept, das Soziale Rezept, wird derzeit europaweit getestet (lies hierzu auch unser Interview mit einer Link Workerin, die in diesem Feld arbeitet).
Laut den Studienautor:innen zeigt das aktuelle Ergebnis die Notwendigkeit, psychosoziale Faktoren wie Einsamkeit in der Prävention von Hörverlust stärker zu berücksichtigen. Insbesondere, weil die Zahl der Menschen mit Hörverlust stetig ansteigt. Schätzungen der WHO gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2050 weltweit 2,5 Milliarden, also jede:r Vierte davon betroffen sein wird.
Bedenkt man, dass ein nicht erkannter oder unbehandelter Hörverlust die Wahrscheinlichkeit einer Demenz im Alter erhöht, und Frauen im Alter häufiger an Demenz erkranken, wird deutlich: Wer auf Gemeinschaft setzt und seine sozialen Kontakte pflegt, investiert in seine Gesundheit und Lebensqualität – Frauen ganz besonders.