Journal Freitag, 16. Mai 2025 – Kurzes Öffnen der Ahndl-Kiste
Vielleicht schaffe ich es in Trippelschritten doch, ein wenig über meine polnische Oma (im Zweiten Weltkrieg aus Südpolen ins schwäbische Burlafingen zur Zwangsarbeit verschleppt) zu recherchieren. Auf Mastodon habe ich seit einer Weile den Kanal des Dokumentationszentrums @nszwangsarbeit abonniert, gestern schaffte ich es nicht nur, auf deren Website zu gehen, sondern auch in den verlinkten […]

Vielleicht schaffe ich es in Trippelschritten doch, ein wenig über meine polnische Oma (im Zweiten Weltkrieg aus Südpolen ins schwäbische Burlafingen zur Zwangsarbeit verschleppt) zu recherchieren. Auf Mastodon habe ich seit einer Weile den Kanal des Dokumentationszentrums @nszwangsarbeit abonniert, gestern schaffte ich es nicht nur, auf deren Website zu gehen, sondern auch in den verlinkten Arolsen Archives ihren Namen einzugeben: Zbydniewska.
Hallo Oma. Hallo Großtante (die ich nie kennenlernte). Hallo Mama.
Auf dem Dokument sind die Geburtstage meiner Oma (ein knappes Jahr jünger als Margot Friedländer übrigens) und meiner Mutter nicht korrekt, meine Mutter heißt außerdem wie ihre Tante Irena. Und mir war nicht bewusst, dass die Schwester, mit der zusammen meine Großmutter verschleppt wurde, jünger war als sie (noch jünger…).
Aber jetzt *ZACK!* erstmal wieder Deckel auf diese Kiste. (Die Abstände zwischen Deckelöffnen werden allerdings kürzer. Es wird ja wohl Gründe haben, dass ich als einziges Familienmitglied in Deutschland ihren Nachnamen weitertrage.)
Das könnte etwa zur Zeit des verlinkten Eintrags aufgenommen worden sein (1948): Meine Großmutter mit meiner Mutter. Korrektur nach Anruf meiner Mutter: Auf dem Foto sei sie höchstens zwei Jahre alt, wird also wahrscheinlicher von 1946 sein.
Nächster Trippelschritt wäre ein Sammeln der Daten zur Zwangsarbeit meiner Großmutter, die wir in der Familie bereits kennen. Damit ich irgendwann mit konkreten Fragen aufs Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit zugehen kann.
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Zehn Minuten vor Weckerklingeln erfrischt aufgewacht.
Auf dem Weg in die Arbeit (kälter als erwartet, der dünne Kapuzenmantel wärmte nicht genug) hielt ich diesmal Ausschau nach Balkonen und ihren Wasserabflüssen. Am häufigsten begegneten mir die vertrauten Rohre aus Mauer, an manchen entdeckte ich gar keinen Abfluss – der muss dann wohl sehr geschickt angelegt sein. Früher oder später werde ich mit jemandem vom Bauamt sprechen wollen (da gibt es doch sicher Vorschriften) oder mit einer Architektin (FH bevorzugt).
Kichern vor dem Werkstor – der Fahrer des Lieferwagens sah mich fotografieren und erzählte mir gute Neuigkeiten.
Am Arbeitsplatz war ich stundenlang nützlich. Immer wenn ich glaube, jetzt aber wirklich alle Fehler gemacht zu haben, die man in der Reiseabrechnung nach unseren örtlichen hochspeziellen Regeln machen kann – bekomme ich einen freundlichen Hinweis der zuständigen Stelle auf einen weiteren. Die Zahl richtiger Lösungen mag im Universum begrenzt sein. Die der falschen liegt wahrscheinlich bei unendlich.
Mittagscappuccino im Westend, es war unter buntwolkigem Himmel mit Wind nicht wirklich wärmer geworden.
Mittagessen später zurück am Schreibtisch: Apfel, Nektarine, etwas selbstgebackenes Brot.
Pünktlicher Feierabend, ich hatte Einkäufe vor: Und zwar nahm ich eine U-Bahn zum Candidplatz, spazierte zum Caffe Fausto und ließ mir ein Pfund Espressobohnen mahlen. U-Bahn zurück zum Sendlinger Tor; in einem Edeka besorgte ich fürs Dessert heimische Erdbeeren und Schlagsahne.
Daheim eine Runde Yoga-Gymnastik. Ich hatte schon gesehen, dass diese eine sehr ruhige Schnauf- und Dehn-Folge war – ich ließ mich größtenteils darauf ein, kürzte nur Besinnlichkeiten am Anfang und Ende.
Der Ernteanteil hatte große Mengen Spinat gebracht, zum Abendessen wünschte ich ihn mir in cremiger Erdnusssauce mit roten Paprika und Piniekernen – Herr Kaltmamsell lieferte.
Sehr köstlich (und wenn man den Kalbsfond zum Angießen ersetzt, sogar vegan). Den Rotwein dazu (Côtes du Rhône) hatte ich uns schon zur Kochunterstützung eingeschenkt, ein paar Nüsschen nebenher.
Zum Nachtisch die ersten Erdbeeren mit Sahne der Saison – so gut! Und ein wenig Schokolade.
Abendunterhaltung: Herr Kaltmamsell ließ im Fernsehen die Promi-Tanz-Show laufen. Ich lernte, wer heute berühmt ist: Internet-Selbstverkäuferin, Berühmtheitssohn (frühere Werbestar-Mutter gut durchoperiert/-gespritzt im Publikum), reiche Erbin (na gut, das war die Moderatorin), Leistungsschwimmer (den sie in einen Pasodoble im Dreivierteltakt zwangen?!).
Im Bett las ich Stephan Thome, Pflaumenregen aus: Gefiel mir insgesamt dann doch gut mit seiner Familiengeschichte, die Schlaglichter auf das Taiwan in den 1940ern warf, in einem zweiten Handlungsstrang in den 2010ern – sowohl geografisch als auch historisch Themen, mit denen ich mich bislang nie befasst hatte. Allerdings ging es mir insgesamt arg viel um Baseball (finde ich Zuguck-Sport ohnehin langweilig, potenziert sich diese Langweile in der literarischen Beschreibung von Zuguck-Sport).
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Das wird Eigenautoliebhaber*innen auch egal sein, dennoch sei von mir Öffi-Fan festgehalten:
“Studie: ÖPNV leistet wirtschaftlich viel mehr als er kostet”.
Jeder Euro, der in Busse, Regionalzüge oder Straßenbahnen investiert wird, bringt der deutschen Volkswirtschaft einen Nutzen von drei Euro – so das Ergebnis einer Studie. Dieses Geld schaffe Jobs und sorge für Umsätze anderswo.
aBeR dIE AUtOmoBILaRbEItsPlÄtzE!
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Gestern aus dem empfehlenserwerten österreichischen Newsletter Gruß aus der Küche gelernt: Derzeit ist nicht nur die Saison der Spargelsprossen, sondern auch die der Bambussprossen.
“Endlich ins Gras beißen”.