Sizilien (4): Piazza Armerina, Bikinimädchen und Schlammvulkane
Unweit von Piazza Armerina liegt die spätrömische Villa Romana del Casale, aus dem 3. bis 4. Jahrhundert nach Chr. Der beeindruckende Landsitz ist berühmt für seine Bodenmosaiken und ist ein wichtiges Denkmal des römischen Sizilien.Der Gebäudekomplex der Villa del Casale bedeckt etwa 1,5 Hektar. Heute sind noch 45 Räume erhalten. Der Auftraggeber der Villa ist nicht bekannt. … Sizilien (4): Piazza Armerina, Bikinimädchen und Schlammvulkane weiterlesen →

Unweit von Piazza Armerina liegt die spätrömische Villa Romana del Casale, aus dem 3. bis 4. Jahrhundert nach Chr. Der beeindruckende Landsitz ist berühmt für seine Bodenmosaiken und ist ein wichtiges Denkmal des römischen Sizilien.
Der Gebäudekomplex der Villa del Casale bedeckt etwa 1,5 Hektar. Heute sind noch 45 Räume erhalten. Der Auftraggeber der Villa ist nicht bekannt. Jedenfalls muss es sich um eine bedeutende, wohlhabende Persönlichkeit gehandelt haben.
Grundriss: von wiki commons

Der Boden fast aller Räume des Anwesens ist mit Mosaiken aus farbigen Steinchen (Tesserae) bedeckt, die insgesamt eine Fläche von rund 3’500 m² bedecken und aus etwa 120 Millionen einzelnen Steinchen bestehen (ohne Gewähr, ich habe sie nicht nachgezählt), mehr als in jedem anderen bekannten Gebäude des römischen Reichs.
Die Mosaiken sind hervorragend erhalten. Im 12. Jahrhundert n. Chr. wurde sie durch Erdrutsche verschüttet, die die Decken und einen Teil der Wände zum Einsturz brachten. Ausser den Fussböden sind die Wände in einer Höhe von zwei bis zu acht Metern erhalten. Die Mosaiken werden heute durch einen Bau überdacht, der die antike Villa nachbildet. Besucher erhalten über Stege Zugang, die sich auf den antiken Mauern befinden und von denen man in die Räume von oben herab auf die Mosaiken schauen kann.
Vom Eingang der Villa aus gelangt man zu einem Thermenkomplex, Caldarium (im Plan rot)

gut sichtbar der Aufbau der Hypokauste

Der Zugang zum Anwesen erfolgte über einen 28 m breiten monumentalen Eingang mit einem Vestibül mit drei bis zu 6 m hohen Durchgängen, die mit Malereien militärischen Charakters dekoriert sind.

Vom Vestibül gelangt man in das erste Peristyl (im Plan gelb) mit Wasserbecken sowie Säulen der für das dritte Jahrhundert typischen korinthischen Ordnung.

Vom hinteren, östlichen Teil des Peristyls gelangt man zum „Gang der grossen Jagd“. Ein Raum von 66 Metern Länge und 5 Metern Breite, dessen beide Seiten von Apsiden abgeschlossen werden. Dieser Gang stellt ein Verbindungs- und Trennungsglied zwischen dem öffentlichen und dem privaten (blau/violett) Teil der Villa dar.
Anders als sein Name vermuten lässt, zeigen die Bodenmosaiken des langen Ganges keine Jagd, sondern eine grosse Tierfangaktion für die Spiele in Rom: Tiere, die in Nordafrika gefangen wurden, wie sie auf Galeeren verladen und am Zielort wieder entladen werden.

Eber

Ochsen

Nashorn, des Weiteren Löwen und Elefanten

Direkt angrenzend an die Treppen, die auf den Gang der grossen Jagd führen, befinden sich am südlichen Gang des grossen Peristyls zwei Diensträume, die ursprünglich mit geometrisch gemusterten Mosaiken ausgelegt waren. In einer späteren Bauphase wurde der eine Raum mit einem Mosaik ausgestattet, das als „Mosaik der Mädchen im Bikini“ bekannt wurde. Beweis, dass der Bikini nicht von den Franzosen erfunden wurde.

In den Räumen im hinteren Teil des Peristyls befindet sich ein grosser Raum mit Apsis. Der Mosaikfussboden zeigt den Dichter Arion von Lesbos, der durch seinen mit der Leier begleiteten Gesang allerlei Meerestiere, Tritonen und nackige Nereiden (Meernymphen) anlockt.



Nach dem Besuch der Mosaiken verkrümelten wir uns für 2 Stunden auf eigene Faust in der schönen Altstadt.
Eine mächtige Kathedrale, die Cattedrale di Maria Santissima delle Vittorie, sehr viele Barockkirchen, ein Kastell der Aragonier.

Chiesa di Fundrò. Im Zeichen des doppelten Kreuzes

Chiesa Sant’Anna. Wohnen in der Barockfassade.

Ein richtiges Opernhaus, das heute jedoch als Kinosaal benutzt wird.

Antipasti im Theaterrestaurant unter den Blicken von Turandot und Tosca.

Ende unseres Freigangs, der Bus erwartete uns am martialisch-skurrilen Kriegerdenkmal. Auf einem separaten Sockel steht der aus Piazza Armerina stammende Generalissimus Antonino Cascino, das Spielbein mutig auf einen Marmorblock vorangestellt. Nebenan ein stilisierter Berg mit einem Trupp namenloser, im Geröll hochkriechender Soldaten, die er mit seinem aktenkundigen Befehl gegen die österreichischen Befestigungen vorantreibt. „Siate la valange che sale“ (Seid die Lawine, die sich erhebt) . Generalen gehen die Worte leicht von den Lippen. Zumal vom sicheren Unterstand aus,

Danach Fahrt zu einem Feld mit niedlichen, blubbernden Schlammvulkanen, zu einem weiteren Orchideenfeld und schliesslich wieder ins Grand-Hotel vor Enna.
