Reinliche Primaten: Schimpansen wischen Hintern ab und säubern sich nach dem Sex
Forscher untersuchten die hygienischen Verhaltensweisen von Schimpansen – und kamen zu überraschenden Ergebnissen. Was die Studie über unsere gemeinsamen Vorfahren verrät.

Forscher untersuchten die hygienischen Verhaltensweisen von Schimpansen – und kamen zu überraschenden Ergebnissen. Was die Studie über unsere gemeinsamen Vorfahren verrät.
Wissenschaftler der Oxford University in Großbritannien haben eine Studie veröffentlicht, die neue Einblicke in das Leben von Schimpansen gibt. Menschen sind demnach nicht die einzigen Lebewesen, die Wert auf Hygiene legen. Die Primaten wischen ihre Hintern ab, versorgen gegenseitig Wunden und reinigen sich sogar nach dem Sex.
"Wir Menschen halten uns gerne in vielerlei Hinsicht für einzigartig", sagte Dr. Elodie Freymann, eine der Autorinnen der Studie. "Und ich glaube, lange Zeit dachten wir, dass die Gesundheitsversorgung einer der Bereiche ist, in denen wir Menschen etwas Besonderes sind."
Wie der "Guardian" berichtet, war bereits bekannt, dass Schimpansen Insekten für die Wunderversorgung verwenden. Laut der neuen Studie nutzen sie jedoch auch gekaute Pflanzen dafür. Offenbar ist ihr medizinisches Wissen vielschichtiger als bislang vermutet.
Freymann und ihre Kollegen beobachteten Sonso- und Waibira-Gemeinschaften ostafrikanischer Schimpansen im Budongo-Wald in Uganda in jeweils zwei viermonatigen Untersuchungszeiträumen. Ihre Ergebnisse bewerteten sie vor dem Hintergrund anderer jahrzehntelanger Forschung.
Ergebnisse zeigen: Schimpansen hygienischer als gedacht
Die gesammelten Daten zeigten, dass Schimpansen sich entweder bei Kämpfen gegeneinander oder durch Fallen verletzen. In den Gemeinschaften dokumentierten die Oxford-Wissenschaftler 23 Fälle von Wundversorgung. "Einige der Pflanzen, die die Schimpansen offenbar gezielt für ihre Wunden verwenden, haben bekannte wundheilende Eigenschaften und auch bekannte bioaktive Eigenschaften, die mit der Wundheilung oder der Vorbeugung von Infektionen in Zusammenhang stehen", sagte Freymann. Ob die Schimpansen sich dessen bewusst sind, sei unklar.
Doch die Primaten pflegten nicht nur ihre Wunden, heißt es in der Studie. Demnach nutzten sie auch Blätter, um sich nach dem Stuhlgang den Hintern abzuwischen oder die Genitalien nach dem Sex zu reinigen. In einem Fall habe ein Schimpanse sogar einem anderen den Penis abgewischt.
In der Forschung sind die Ergebnisse bereits anerkannt. Dr Caroline Schuppli vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ordnete sie als wertvoll ein: "Ich denke, das bedeutet ganz sicher, dass die kognitiven Fähigkeiten, die man für diese Verhaltensweisen benötigt, Menschen und Schimpansen gemeinsam sind." Es sei daher sehr wahrscheinlich, dass bereits unsere gemeinsamen Vorfahren über diese Fähigkeiten verfügten.