Grüne Revolution: Siemens Gamesa baut Windräder mit recycelbaren Rotorblättern
Klimaneutralität zu erreichen, ist eine Mammutaufgabe. Capital berichtet über Innovationen auf dem Weg dorthin. Diesmal: ein neues Harz, mit dem Rotorblätter recycelbar werden

Klimaneutralität zu erreichen, ist eine Mammutaufgabe. Capital berichtet über Innovationen auf dem Weg dorthin. Diesmal: ein neues Harz, mit dem Rotorblätter recycelbar werden
Herausforderung
Windkraft ist eine zentrale Säule für die Energiewende. Über 85 Prozent einer Windkraftanlage lassen sich nach 30 Jahren Nutzung über Standardrouten recyceln. Das Problem sind aber die Windturbinenblätter: Diese bestehen aus Glasfaser- und Kohlefasermatten, die mit Harz in ihre Form gegossen werden – um Holme aus Holz oder Plastik herum. Nach dem Aushärten des Harzes sind alle Komponenten miteinander verbunden. Durch das robuste Harz konnten die Teile aber bislang kaum voneinander getrennt werden.
Innovation
Siemens Gamesa stellt mit dem Recyclable Blade die ersten recycelbaren Rotorblätter her. Die Innovation liegt hier im Harz. Durch eine veränderte chemische Formel ist es nun möglich, die Einzelteile – vor allem Glas- und Kohlefasern – durch eine erwärmte, milde Säure wieder voneinander zu lösen. Auf diese Weise können sie zum Beispiel in der Automobilwirtschaft oder in Koffern wiederverwendet werden. Bei den Glasfasermatten zeigen erste vielversprechende Tests, dass sie zum Teil sogar wieder in neuen Rotorblättern eingesetzt werden können.
In der Praxis
Siemens Gamesa hat 2021 den ersten Windpark mit recycelbaren Rotorblättern vor Helgoland ans Netz genommen. Mittelfristig soll dies der Standard werden.

„Zehn Jahre bis zum fertigen Produkt“
Maximilian Schnippering, Siemens Gamesa
Wie sind Sie auf Harz als Schlüssel beim Recycling gekommen?
Oft wird geschaut, wie man das Recycling am Laufzeitende optimieren kann. Wir haben das Gegenteil gemacht. Zusammen mit Universitäten und Partnern haben wir geschaut, wie wir das Produkt von Anfang an so gestalten können, dass der technische und wirtschaftliche Recycling-Aufwand minimal ist.
Wie unterscheidet sich Ihr Harz vom konventionellen Produkt?
Optisch und von den Materialeigenschaften her gibt es keinen Unterschied. Es ist nur so, dass es sich in einer milden, leicht erhitzten Säure auflöst.
Ist das Produkt schon wettbewerbsfähig?
Ja, das ist zentral für uns. Die Recyclable Blades sind noch etwas teurer. Wir sehen aber, dass die Materialverwertung am Ende die Zusatzkosten ausgleichen kann.