Eon: E-Autos stabilisieren künftig unser Stromnetz
Autarkie steigern, Netzentgelte senken: Eon bringt bidirektionales Laden in die Praxis – doch Marktintegration und Regulierung bleiben große Herausforderungen. Der Beitrag Eon: E-Autos stabilisieren künftig unser Stromnetz erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Bidirektionales Laden gilt als Hoffnungsträger der Energiewende – und Eon will mit dem Pilotprojekt Bi-clEVer sowie dem Konsortialprojekt BDL Next den Weg in eine skalierbare Praxis ebnen. Laut Michael Rahi, Senior Innovation Manager bei der Eon Group Innovation, lassen sich durch die intelligente Kombination aus Vehicle-to-Home (V2H) und Vehicle-to-Grid (V2G) in Deutschland bis zu 900 Euro jährlich einsparen – bei Haushalten mit eigener Solaranlage sind es immerhin bis zu 420 Euro.
„Unsere Pilotkunden konnten ihren Autarkiegrad verdoppeln und bis zu 420 Euro pro Jahr an Stromkosten einsparen“, so Rahi mit Blick auf das Projekt Bi-clEVer, das Ende 2024 startete. Dabei wurde überschüssiger Solarstrom nicht wie bisher ins Netz eingespeist, sondern in der Autobatterie zwischengespeichert und später im Haushalt verwendet. Gesteuert wurde der Prozess über ein Home Energy Management System (HEMS) von GridX, das auf einem eigenen Algorithmus basiert.
Neben dem PV-Eigenverbrauch rückt auch die Netzdienlichkeit stärker in den Fokus. „Ich bin davon überzeugt, dass Elektroautos zunehmend relevante Bausteine des Gesamtsystems werden“, betont Rahi. Vor allem das Potenzial zur Stabilisierung der Stromnetze sei signifikant. Durch bidirektionales Laden könnten etwa Spitzenlasten gekappt und Schwankungen im Stromnetz abgefedert werden – ein Vorteil angesichts des steigenden Anteils volatiler Energiequellen wie Sonne und Wind.
Gemeinsam mit Partnern wie BMW, TenneT, Compleo, dem KIT und der Universität Passau treibt Eon im Projekt BDL Next die V2G-Feldtests voran. Dabei geht es nicht nur um technische Umsetzbarkeit, sondern auch um Marktintegration: „Wir möchten zeigen, welche Erlöspotenziale für Kunden möglich sein werden. Deshalb liegt unser Fokus auf dem marktdienlichen Anwendungsfall des Intraday Tradings“, erklärt Rahi. Zusätzlich erprobt das Konsortium Anwendungen wie Redispatch 3.0 oder das sogenannte Hüllkurvenkonzept, um Netzbelastungen gezielt zu vermeiden.
Allerdings stehen der breiten Umsetzung noch regulatorische Hürden im Weg. „Eine wirtschaftliche Umsetzung von Vehicle-to-Grid ist aufgrund der steuerrechtlichen Behandlung von mobilen Speichern derzeit nur schwer möglich“, so Rahi. Gemeinsam mit anderen Akteuren engagiert sich Eon daher in der branchenübergreifenden Initiative „Coalition of the Willing on Bidirectional Charging“, um praktikable Rahmenbedingungen zu schaffen.
Auch die Integration in bestehende Energiemanagement-Systeme spielt eine zentrale Rolle. Über §14a EnWG können Kunden von reduzierten Netzentgelten profitieren, wenn steuerbare Verbraucher wie Wallboxen eingebunden sind. Das bidirektionale Laden kann hier eine Doppelfunktion übernehmen: „Durch die zur Verfügung gestellte Flexibilität können Netzengpässe proaktiv vermieden werden – so dass eine Drosselung im besten Fall nicht erfolgen muss“, erläutert Rahi.
Trotz vielversprechender Ergebnisse verbleiben noch einige technische Herausforderungen. Im Projekt Bi-clEVer kamen noch proprietäre Komponenten zum Einsatz – etwa eine Wallbox von Kostal und ein Vorserienfahrzeug der BMW Group. Für die breite Markteinführung brauche es allerdings interoperable und bezahlbare Lösungen. Positiv wertet Rahi dabei den jüngsten Hinweis der Bundesnetzagentur auf den Kommunikationsstandard EEBus als künftige Mindestanforderung.
Bei der Frage nach der geeigneten Technologie – AC oder DC – bleibt Eon pragmatisch. „Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile und damit ihre Daseinsberechtigung“, so Rahi. Während europäische Hersteller auf DC setzen, kommen aus Asien zunehmend AC-basierte Lösungen. Angesichts hoher Kosten bei DC-Wallboxen wachse das Interesse an günstigeren AC-Alternativen. „Wir möchten unseren Kunden die beste Lösung für ihr individuelles Set-Up bieten – mit Fokus auf Interoperabilität.“
Quelle: Electrive.net – Wie Kunden vom bidirektionalen Laden profitieren – Fünf Fragen an Michael Rahi von Eon
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