Energydrinks: Koffeinkick mit Bisphenol A – Fast alle Produkte fallen durch

Koffein, Zucker, umstrittene Zusatzstoffe: All das steckt in Energydrinks. Unser Test zeigt außerdem, dass sich in fast allen Dosen die Industriechemikalie Bisphenol A (BPA) versteckt. Was Sie wissen sollten, wenn Sie oder vor allem Ihre Kinder regelmäßig Energydrinks trinken. Im Test: 22 Energydrinks. Wir wählten bevorzugt Sorten wie "classic" oder "original" aus. Auffällig: In den meisten Dosen im Test steckt die Industriechemikalie Bisphenol A (BPA). Diese ist als reproduktionstoxisch eingestuft und wird in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern gebracht. Über die Hälfte der überprüften Energydrinks enthält über zehn Gramm Zucker pro 100 Milliliter. In einer 250-Milliliter-Dose stecken entsprechend rund acht Stück Würfelzucker. 18 von 22 Energydrinks fallen in unserem Test mit "mangelhaft" oder ungenügend" durch.  Zucker, Zusatzstoffe, Koffein – und das alles frei verkäuflich für Kinder und Jugendliche: Immer mehr Verbände und Mediziner fordern eine Altersgrenze für den Verkauf von Energydrinks. Nicht ohne Grund, denn zu hohe Mengen Koffein können Nervosität, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Herzrasen verursachen und zu Herz- Kreislauf-Erkrankungen führen. Zu viel Zucker kann unter anderem Erkrankungen wie Diabetes auslösen. Und dennoch: Der kurze Energiekick kommt vor allem bei vielen jungen Menschen gut an.Was ist überhaupt in den Energydrinks drin? Ein Energydrink ist ein Erfrischungsgetränk, das neben Koffein Stoffe wie Taurin oder Glukuronolakton enthält, denen eine aufputschende Wirkung nachgesagt wird. Jedoch gibt es laut Bundesinstitut für Riksikobewertung (BfR) bisher keinen eindeutigen Nachweis, ob eine Taurin- oder Glukuronolakton-Aufnahme über Energydrinks die Leistungsfähigkeit steigern kann. Meist sind auch noch Vitamine, Aminosäuren und Mineralien beigemischt – und ziemlich viel Zucker. Fast alle Energydrinks im Test enthalten Bisphenol A Wir haben uns 22 Energydrinks genauer angesehen und sie im Labor untersuchen lassen. Während Koffein- und Zuckergehalte öffentlich diskutiert werden und mindestens genauso prominent in der Inhaltsstoffliste stehen, haben wir einen Stoff in der Mehrzahl der Produkte in unserem Test gefunden, der sich bald nicht mehr in den Dosen verstecken darf: Bisphenol A (BPA).  Wir kritisieren BPA in 20 der 22 überprüften Energydrinks. Schon lange ist bekannt, dass BPA beispielsweise aus den Epoxidharzen der Doseninnenlackierungen auf Lebensmittel übergehen kann. Wir finden die Chemikalie immer wieder in Lebensmitteln aus der Dose – vergangenes Jahr zum Beispiel in Baked Beans und Mais. Warum die Industriechemikalie BPA ein großes Problem ist  BPA besitzt eine hormonelle Wirkung für Mensch und Umwelt, ist als reproduktionstoxisch eingestuft und wird unter anderem in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern diskutiert. Nach einer Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) soll BPA außerdem bereits in sehr geringen Mengen das Immunsystem beeinträchtigen. Deshalb hat die EFSA die am Gewicht orientierte Tagesdosis an BPA, die sie noch für gesundheitlich vertretbar hält – den TDI – stark abgesenkt. Das BfR hält den TDI zwar für zu streng, wir orientieren uns aber trotzdem aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes an ihm. Wir rechnen mit einer 60 Kilogramm schweren Person – das entspricht etwa dem Gewicht von Jugendlichen. Bei 14 Produkten im Test waren die BPA-Gehalte so hoch, dass ein Jugendlicher den TDI zu mehr als 100 Prozent ausschöpft, wenn er täglich eine Dose trinkt. Als Tagesportion gingen wir von der klassischen 250-Milliliter(ml)-Dose aus. Bei sechs Energydrinks im Test wird der TDI zu mehr als der Hälfte ausgeschöpft. Seit 30 Jahren sind die Risiken der Industriechemikalie Bisphenol A in der Diskussion. Jetzt endlich soll es ein EU-weites Verbot des Stoffes für Materialien mit Lebensmittelkontakt geben. Was das genau bedeutet.BPA-Verbot in Verpackungsmaterialien greift noch nicht  Ein paar Anbieter teilten uns mit, ihre Innenbeschichtung auf BPA-freien Lack umzustellen. Das müssen sie auf lange Sicht auch, denn seit Januar 2025 darf BPA eigentlich nicht mehr in Verpackungsmaterialien, die für den Kontakt mit Lebensmittel vorgesehen sind, eingesetzt werden. Allerdings gibt es lange Übergangsfristen: In den Verkehr gebracht werden dürfen Dosen mit BPA in der Innenbeschichtung noch bis zum 20. Juli 2026 – und auch danach gilt noch eine Übergangszeit, bis die Bestände aufgebraucht sind. Auch für Außenlack, für den noch Epoxidharz eingesetzt wird, gilt das BPA-Verbot. Allerdings sind die Übergangsfristen hier noch länger. Das Problem: Das kann zu Kontaminationen führen.  Eine 250-ml-Dose Energy enthält etwa 80 mg Koffein  Kommen wir zu einem Inhaltsstoff, von dem jeder weiß, dass er in Energydrinks steckt: Koffein. Es ist eine der umstrittensten, aber auch wichtigsten Zutaten in Energydrinks. Den in

Apr 24, 2025 - 06:23
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Energydrinks: Koffeinkick mit Bisphenol A – Fast alle Produkte fallen durch

Koffein, Zucker, umstrittene Zusatzstoffe: All das steckt in Energydrinks. Unser Test zeigt außerdem, dass sich in fast allen Dosen die Industriechemikalie Bisphenol A (BPA) versteckt. Was Sie wissen sollten, wenn Sie oder vor allem Ihre Kinder regelmäßig Energydrinks trinken.

  • Im Test: 22 Energydrinks. Wir wählten bevorzugt Sorten wie "classic" oder "original" aus.
  • Auffällig: In den meisten Dosen im Test steckt die Industriechemikalie Bisphenol A (BPA). Diese ist als reproduktionstoxisch eingestuft und wird in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern gebracht.
  • Über die Hälfte der überprüften Energydrinks enthält über zehn Gramm Zucker pro 100 Milliliter. In einer 250-Milliliter-Dose stecken entsprechend rund acht Stück Würfelzucker.
  • 18 von 22 Energydrinks fallen in unserem Test mit "mangelhaft" oder ungenügend" durch. 

Zucker, Zusatzstoffe, Koffein – und das alles frei verkäuflich für Kinder und Jugendliche: Immer mehr Verbände und Mediziner fordern eine Altersgrenze für den Verkauf von Energydrinks. Nicht ohne Grund, denn zu hohe Mengen Koffein können Nervosität, Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Herzrasen verursachen und zu Herz- Kreislauf-Erkrankungen führen.

Zu viel Zucker kann unter anderem Erkrankungen wie Diabetes auslösen. Und dennoch: Der kurze Energiekick kommt vor allem bei vielen jungen Menschen gut an.

Was ist überhaupt in den Energydrinks drin?

Ein Energydrink ist ein Erfrischungsgetränk, das neben Koffein Stoffe wie Taurin oder Glukuronolakton enthält, denen eine aufputschende Wirkung nachgesagt wird. Jedoch gibt es laut Bundesinstitut für Riksikobewertung (BfR) bisher keinen eindeutigen Nachweis, ob eine Taurin- oder Glukuronolakton-Aufnahme über Energydrinks die Leistungsfähigkeit steigern kann.

Meist sind auch noch Vitamine, Aminosäuren und Mineralien beigemischt – und ziemlich viel Zucker.

Fast alle Energydrinks im Test enthalten Bisphenol A

Wir haben uns 22 Energydrinks genauer angesehen und sie im Labor untersuchen lassen. Während Koffein- und Zuckergehalte öffentlich diskutiert werden und mindestens genauso prominent in der Inhaltsstoffliste stehen, haben wir einen Stoff in der Mehrzahl der Produkte in unserem Test gefunden, der sich bald nicht mehr in den Dosen verstecken darf: Bisphenol A (BPA)

Wir kritisieren BPA in 20 der 22 überprüften Energydrinks. Schon lange ist bekannt, dass BPA beispielsweise aus den Epoxidharzen der Doseninnenlackierungen auf Lebensmittel übergehen kann. Wir finden die Chemikalie immer wieder in Lebensmitteln aus der Dose – vergangenes Jahr zum Beispiel in Baked Beans und Mais

Warum die Industriechemikalie BPA ein großes Problem ist 

BPA besitzt eine hormonelle Wirkung für Mensch und Umwelt, ist als reproduktionstoxisch eingestuft und wird unter anderem in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern diskutiert. Nach einer Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) soll BPA außerdem bereits in sehr geringen Mengen das Immunsystem beeinträchtigen.

Deshalb hat die EFSA die am Gewicht orientierte Tagesdosis an BPA, die sie noch für gesundheitlich vertretbar hält – den TDI – stark abgesenkt. Das BfR hält den TDI zwar für zu streng, wir orientieren uns aber trotzdem aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes an ihm.

Wir rechnen mit einer 60 Kilogramm schweren Person – das entspricht etwa dem Gewicht von Jugendlichen. Bei 14 Produkten im Test waren die BPA-Gehalte so hoch, dass ein Jugendlicher den TDI zu mehr als 100 Prozent ausschöpft, wenn er täglich eine Dose trinkt. Als Tagesportion gingen wir von der klassischen 250-Milliliter(ml)-Dose aus. Bei sechs Energydrinks im Test wird der TDI zu mehr als der Hälfte ausgeschöpft. 

Seit 30 Jahren sind die Risiken der Industriechemikalie Bisphenol A in der Diskussion. Jetzt endlich soll es ein EU-weites Verbot des Stoffes für Materialien mit Lebensmittelkontakt geben. Was das genau bedeutet.

BPA-Verbot in Verpackungsmaterialien greift noch nicht 

Ein paar Anbieter teilten uns mit, ihre Innenbeschichtung auf BPA-freien Lack umzustellen. Das müssen sie auf lange Sicht auch, denn seit Januar 2025 darf BPA eigentlich nicht mehr in Verpackungsmaterialien, die für den Kontakt mit Lebensmittel vorgesehen sind, eingesetzt werden.

Allerdings gibt es lange Übergangsfristen: In den Verkehr gebracht werden dürfen Dosen mit BPA in der Innenbeschichtung noch bis zum 20. Juli 2026 – und auch danach gilt noch eine Übergangszeit, bis die Bestände aufgebraucht sind.

Auch für Außenlack, für den noch Epoxidharz eingesetzt wird, gilt das BPA-Verbot. Allerdings sind die Übergangsfristen hier noch länger. Das Problem: Das kann zu Kontaminationen führen. 

Eine 250-ml-Dose Energy enthält etwa 80 mg Koffein 

Kommen wir zu einem Inhaltsstoff, von dem jeder weiß, dass er in Energydrinks steckt: Koffein. Es ist eine der umstrittensten, aber auch wichtigsten Zutaten in Energydrinks. Den in der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung festgelegten Höchstgehalt von 320 Milligramm (mg) pro Liter Koffein in koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken reizen die Hersteller aller Produkte im Test aus.

In einer 250-ml-Dose finden sich etwa 80 mg Koffein, was einer Tasse Kaffee entspricht. Ähnlich dem BPA gibt es auch für Koffein einen TDI der EFSA. Bei einer Dose am Tag würde der TDI für einen Jugendlichen selbst beim höchsten gemessenen Koffeingehalt um weniger als die Hälfte ausgeschöpft werden. Entsprechend werten wir den Koffeingehalt nicht ab. Also alles gut? Nicht so richtig.

Wann ist es zu viel Koffein für Kinder und Jugendliche? 

Zu den genauen gesundheitlichen Auswirkungen bei Kindern und Jugendlichen und auch dazu, ab wann sie genau eintreten, wird momentan zwar noch geforscht. Spätestens bei hohen Mengen in kurzer Zeit kann es aber kritisch werden: "Einige Jugendliche trinken zu bestimmten Gelegenheiten in wenigen Stunden einen Liter und mehr an Energydrinks. Das entspricht bei Dosen zu 250 ml mindestens vier Dosen. Die Folge können erhöhte gesundheitliche Risiken vor allem für das Herz-Kreislauf-System sein", so das BfR.

In Einzelfällen, bei denen Jugendliche in kürzerer Zeit einen Liter getrunken hatten, zeigten sich schwerwiegende Wirkungen wie Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Muskelzittern und Veränderungen in der Herzstromkurve. Die als sicher geltende Koffeindosis der EFSA wird überschritten, wenn ein junger Mensch drei Energydrinkdosen à 250 ml am Tag trinkt, bei zwei 500-ml-Dosen um fast das Doppelte.

Bedeutet: Spätestens ab der dritten Dose am Tag kann es für Jugendliche kritisch werden. Kinder, Schwangere, Stillende und koffeinempfindliche Personen, beispielsweise mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sollten ganz auf Energydrinks verzichten.

Vitaminzusätze in der Kritik 

Einige Anbieter werben damit, dass die zugesetzten B-Vitamine in ihren Energydrinks zur Verringerung von Müdigkeit und einem normalen Energiestoffwechsel beitragen. Das dürfen sie laut der europäischen Health-Claims-Verordnung auch.

Wir werten Vitaminzusätze trotzdem ab, denn vor allem Jugendliche sollten ihren Vitaminbedarf unserer Ansicht nach lieber über eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung decken – und nicht über Energydrinks mit hohem Zuckergehalt.

Zu viel Zucker in Energydrinks im Test 

Ein vermutlich bekanntes Problem in Energydrinks ist: zu viel Zucker. Fast allen Dosen im Test wird unserer Ansicht nach zu viel Zucker zugesetzt. Trinkt ein Jugendlicher eine 250-ml-Dose mit über zehn Gramm Zucker pro 100 ml am Tag, dann überschreitet er die von der WHO empfohlene maximale tägliche Zuckeraufnahme.

Manche Hersteller setzen auch Süßstoffe ein. Wir werten sie ab, weil die Stoffe die Geschmacksnerven an Süßes gewöhnen und Appetit auf mehr machen können. Die WHO sieht bei regelmäßigem Süßstoffverzehr sogar Hinweise für eine erhöhte Sterblichkeit.

Nach dem Sport greifen einige Menschen zu einem Proteinriegel – doch wie gesund und sinnvoll sind sie wirklich? Fest steht: Alle Riegel in unserem Test sind stark verarbeitet und enthalten viele Zusatzstoffe. Nur drei Produkte schneiden "gut" ab.

18 von 22 Energydrinks im Test fallen durch 

All unsere Kritik hat zur Folge, dass die meisten Energydrinks im Test durchfallen. Ganze 18 von 22 Produkten schneiden nur mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab. Die detaillierten Testergebnisse erhalten Sie, wenn Sie das ePaper kaufen: 

Energydrinks im Test: Das Fazit 

Hier finden Sie eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen des Artikels: 

  1. In den meisten Energydrinks steckt die Industriechemikalie Bisphenol A (BPA), die mit einer Menge gesundheitlicher Risiken in Verbindung steht. 
  2. Eine zu hohe Koffeinzufuhr kann unter anderem zu Störungen des Herz-Kreislauf-Systems führen.
  3. Der Vitaminbedarf eines Menschen, vor allem von Jugendlichen, sollte über gesunde Ernährung gedeckt werden und nicht über zugesetzte Vitamine in Energydrinks. 
  4. Eine Halbliterdose enthält meist rund 55 Gramm Zucker, das sind etwa 18 Würfel. 

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