Rath checkt ein: Dieses Wiener Hotel bietet Gästen eine Ausstellung von Roy Lichtenstein
Das „Sans Souci“ Boutiquehotel im Zentrum der österreichischen Hauptstadt erinnert mehr an eine Galerie als an ein Hotel. Zudem besitzt es den längsten Indoor-Sportpool der Stadt

Das „Sans Souci“ Boutiquehotel im Zentrum der österreichischen Hauptstadt erinnert mehr an eine Galerie als an ein Hotel. Zudem besitzt es den längsten Indoor-Sportpool der Stadt
Das „Sans Souci“ ist ein luxuriöses Boutiquehotel in Wien, das in der Nähe des Museumsquartiers und des Kulturviertels Spittelberg steht, also mitten im Zentrum der Stadt. Die Lage passt, schließlich erinnert dieses Haus mehr an eine Galerie denn an ein Hotel. Daran sind sicherlich die vielen Werken von Roy Lichtenstein schuld, die zu sehen sind. Der einst verschmähte, später gefeierte US-Künstler würde sich über diese geballte Präsenz definitiv freuen. Initiator der Dauer-Ausstellung ist der Eigentümer des Hotels, Norbert Winkelmayer.
Als 14-Jähriger sah er ein Lichtenstein-Plakat. Dessen lebendige Farben und seine Strahlkraft faszinierten ihn sofort. Rund 450 Werke der Pop-Art-Legende hat Winkelmayer bis heute zusammengetragen, erzählt er mir. Gut 60 davon schmücken die Wände der öffentlichen Bereiche und Master-Suiten. Wer sich für Kunst interessiert, wie ich, der kann im „Sans Souci Wien“ dank QR-Codes und eines Audioguides über sein Smartphone mehr über Liechtenstein und die gezeigten Stücke und Bilder erfahren.
Bequemer Kunstgenuss, ganz nebenbei, dieses Konzept setzt sich in meiner Suite fort, von der ich auf das Kunsthistorische Museum blicke. Weitere Museen, Theater sowie eine lebhafte Restaurant- und Bar-Szene sind ebenfalls fußläufig zu erreichen.
© Chuttersnap
Ein edles Kunst-Hotel mit Charme
Das „Sans Souci Wien“ gehört zur „L.V.X. Collection“ der Kette Preferred Hotels & Resorts mit Sitz in Newport Beach, Kalifornien, zu der weltweit über 650 meist unabhängig geführte Häuser gehören. Bisher überwiegend in den USA, doch das Portfolio wächst auch in Europa. Den geräumigen Zimmern – vom Superior Room mit 25 Quadratmetern bis zur Master-Suite mit 70 Quadratmetern – merkt man den amerikanischen Einfluss an. Alle Räume sind hell und besitzen bodentiefe Fenster, die verbauten Materialien sind hochwertig und in attraktiven Farben gehalten. Parkettböden und Mirror-Screens in den Suiten sind ebenso Standard wie Antiquitäten, Designermöbel und herrlich bequeme Vispring-Betten. Einzig eine Kaffeemaschine vermisse ich, die sollte eigentlich ebenfalls „serienmäßig“ sein.
Das Erfolgsrezept des Sans Souci Wien beschreibt Norbert Winkelmayer als „Charismatic Luxury“, wofür auf der Ebene der Einrichtung sorgsam kuratierte Möbel von Größen wie Philippe Starck, Marcel Wanders, Tom Dixon oder Arne Jacobsen sorgen. Man müsse andere Reize setzen als früher, erzählt der Eigentümer – durch spezifische Designelemente und eine provokante Ästhetik.
Für die Umsetzung holten Winkelmayer und die Hoteldirektorin Andrea Fuchs im Jahr 2010 das Kreativ-Kollektiv YOO rund um Philippe Starck sowie den Immobilienentwickler John Hitchcox an Bord. Im Sans Souci Wien konnte YOO seine Vision erstmals in einem österreichischen Hotel verwirklichen.
© MadainiMedia
Das Designteam setzte von Beginn an auf den bewährten Leitspruch „form follows function“, damit jeder Entwurf auch einen praktischen Nutzen für die Gäste hat. Ein technischer Knotenpunkt dafür, erklärt Norbert Winkelmayer, sind die Mirror-Screens. Sie erlauben dem Gast, eigene Videos und Musik vom Smartphone zu spiegeln und vieles mehr. Als Zuhause auf Zeit soll man sich im Sans Souci Wien möglichst intuitiv zurechtfinden.
Bester Service dank engagierter Führung
Dieses Hotel umzubauen, sei eine echte Herausforderung gewesen, sagt Direktorin Andrea Fuchs. Für sie war es das 13. Haus, dessen Renovierung und Sanierung sie geleitet hat, und das schwierigste Unterfangen. Es wurde 1872 als Hotel für die Wiener Weltausstellung errichtet und war als „Hotel Höller“ bis 1953 fast durchgehend in Betrieb. Zu Beginn der 2000er-Jahre stand es dann lange leer, was keinem Gebäude guttut. Da es galt, die ursprüngliche Substanz und den Charme des Hauses zu erhalten, fielen zahlreiche Extrakosten an.
© MadainiMedia
Bei unserem Rundgang wird deutlich, welch hervorragendes Verhältnis Andrea Fuchs zu den Gästen hat – und zu ihren Mitarbeitern. Jedes Zimmermädchen begrüßt die Direktorin mit Namen, Fuchs bleibt immer mal stehen, erkundigt sich nach dem Befinden und hat für jeden ein freundliches Wort.
Überhaupt staune ich über den fantastischen Service. Wie alle Gäste werde ich sofort mit meinem Namen angesprochen, man antizipiert meine Fragen und Wünsche. Auch beim Frühstücksbuffet leistet man sich keinen Patzer. Das Teegeschirr von Ronnefeldt passt natürlich perfekt zu den mintfarbenen Möbeln und Wänden, denn hier wird Tee nicht bloß getrunken, hier wird er zelebriert.
© Chuttersnap
Kronleuchter – im Restaurant und über dem Pool
Das Abendessen nehme ich in der erst kürzlich umgestalteten „Veranda Brasserie & Bar“ ein. Auch an der Einrichtung dieses Restaurants war YOO maßgeblich beteiligt. Die großzügige, den Raum dominierende, sehr attraktive Bar wird morgens als Buffet und abends für ihren ursprünglichen Zweck genutzt. Über allem schwebt ein Kronleuchter des Designstudios Brand van Egmond, der die Werke von Roy Lichtenstein in ein besonderes Licht taucht. Mir kommen sofort die Kristalllüster von Viabizzuno in den Sinn, die den 20 Meter langen Pool im Wellnessbereich schmücken. In diesem Hotel hat man ein Händchen für opulente Deckenleuchten.
Im Restaurant entscheide ich mich für Fisch mit einer interessant angerichteten Blumenkohlbeilage. Sehr zu empfehlen. Beim Essen erzählt mir Andrea Fuchs, sie habe sich bei der Umgestaltung bewusst vom klassischen Fine Dining verabschiedet. „Modern Art for all Senses“ lautet stattdessen das neue Motto des Restaurants. Dessen Küchenchef, Stephan Luksch, verarbeitet regionale Produkte zu saisonalen Speisen, wobei pflanzliche Produkte dominieren und Fleisch oder Fisch die Gerichte krönen. Lukschs Konzept eines „Mix & Match“ ermöglicht den Gästen, ihre Speisen und Getränke individuell zusammenzustellen. Rund 100 erlesene Champagnersorten und Signature-Cocktails begleiten das Angebot.
Für mich ist im Sans Souci Wien ein fulminanter Brückenschlag zwischen Kunst und Genuss gelungen. Nur einmal während meines Aufenthaltes werde ich daran erinnert, wie schwierig und ungerecht das Hospitality-Business sein kann. Als mir ein Turndown-Service angeboten wird und ich diesen um eine Stunde verschieben möchte, reagiert die Zimmerdame ungehalten – und kehrt nicht mehr zurück. Eine Ausnahme, denn jeder andere Kontakt mit dem Personal und jede Serviceleistung waren herausragend. Dennoch kann eine kurze, unbefriedigende Begegnung für ein mulmiges Gefühl beim Gast sorgen, wenn er abreist – und eine Mitarbeiterin die großartige Arbeit von 20 Kollegen sabotieren.
Tut sie in diesem Fall nicht, alles andere war schlicht perfekt. Doch so schwer ist herausragende Hotellerie manchmal. Aber eben auch so schön. Wie mein Aufenthalt im „Sans Souci Wien“, den ich sehr genossen habe!