Rohstoffe: China setzt Seltene Erden als Druckmittel im Handelskrieg ein
Von seltenen Erden aus China sind viele Industrien weltweit abhängig. Umso alarmierender ist es, wenn die Lieferungen ausbleiben. Genau das passiert: Im Zollstreit mit US-Präsident Trump stoppt China die Ausfuhren

Von seltenen Erden aus China sind viele Industrien weltweit abhängig. Umso alarmierender ist es, wenn die Lieferungen ausbleiben. Genau das passiert: Im Zollstreit mit US-Präsident Trump stoppt China die Ausfuhren
China hat offenbar infolge des Zollstreits mit den USA den Export einer Reihe wichtiger Mineralien und Magneten ausgesetzt. Das berichtet unter anderem die „New York Times“. Demnach sind nicht nur die USA, sondern Ausfuhren in alle Länder - auch Deutschland - betroffen. Die seltenen Erden und mit ihnen hergestellte Magnete sind unverzichtbare Komponenten für viele Industriezweige. Ohne diese Rohstoffe könnte etwa die Herstellung von Elektromotoren und Mikrochips sowie Hightech-Komponenten für Autos und Flugzeuge zum Erliegen kommen. China produziert mehr als 90 Prozent des globalen Bedarfs seltener Erden und Magnete, in denen sie enthalten sind.
Die chinesische Regierung hatte Anfang April einen Exportstopp von 6 der insgesamt 17 seltenen Erden in die USA verkündet. Um dies durchzusetzen, sollte ein neues Genehmigungsverfahren für entsprechende Ausfuhrlizenzen geschaffen werden. Das sollte verhindern, dass die begehrten Mineralien die USA weiterhin auf Umwegen erreichen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere Rohstoffhändler berichtet, führte das dazu, dass der Export generell zum Erliegen kam. Offizielle Mitteilungen der chinesischen Behörden dazu gibt es nicht.
Wann die neuen Lizenzen vergeben und die Ausfuhren etwa nach Deutschland wieder aufgenommen werden können, ist den Berichten zufolge völlig unklar. Zwar gibt es Vorkommen seltener Erden auch außerhalb Chinas. Bei der Förderung und Verarbeitung hat das Land in den vergangenen Jahren allerdings eine Monopolstellung erreicht. Vorkommen etwa in Europa oder den USA zu erschließen und Verarbeitungskapazitäten aufzubauen, dauert lange und erfordert hohe Investitionen. In den vergangenen Jahren lohnte sich das finanziell angesichts günstiger Importe aus China nicht.
„Präzisionsschlag“ gegen die US-Rüstungsindustrie
Einschränkungen für die Lieferung von seltenen Erden in die USA hatte China bereits Ende des vergangenen Jahres als Vergeltung eingeführt für das Verbot seitens der US-Regierung, moderne Computerchips nach China zu liefern. Peking zielte dabei vor allem auf US-Rüstungsunternehmen und deren Lieferanten ab. Spiegelbildlich zu einer entsprechenden US-Sanktionsliste führt China eine lange Liste von Unternehmen mit Verbindungen zum amerikanischen Militär, mit denen Chinesen nicht zusammenarbeiten dürfen.
Ein anhaltender Exportstopp hätte „ernste Folgen“ für die US-Wirtschaft, berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf amerikanische Rohstoffhändler und Experten. Insbesondere die Produktion moderner Waffensysteme wie autonomer Drohnen sei auf die seltenen Erden angewiesen. Die Vorräte der US-Industrie würden wahrscheinlich in rund zwei Monaten zur Neige gehen.
Dank seiner Monopolstellung bei den seltenen Erden hat China eine scharfe Waffe im Zollstreit mit den USA. Denn während die US-Industrie von einem anhaltenden Lieferstopp hart getroffen würde, machen die Mineralien an Chinas Gesamtexporten nur einen verschwindend geringen Anteil aus. Der Chef der Firma NioCorp, die als eine von wenigen eine Mine für seltene Erden in den USA erschließt, nannte Chinas Vorgehen einen „Präzisionsschlag“ gegen die US-Rüstungsindustrie. Die USA hätten ihre Verwundbarkeit bei diesen kritischen Rohstoffen zu lange ignoriert, sagte NioCorp-CEO Mark Smith der Website Investing News Network.
Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.