Märkte: Techaktien drehen nach Trump-Chaos vorerst ins Plus
US-Präsident Trump hat überraschend chinesische Elektroartikel von den Zöllen ausgenommen. Die Märkte deuten dies als Einlenken – was Techaktien wie Apple Auftrieb verlieh

US-Präsident Trump hat überraschend chinesische Elektroartikel von den Zöllen ausgenommen. Die Märkte deuten dies als Einlenken – was Techaktien wie Apple Auftrieb verlieh
Das Zoll-Hickhack geht weiter: Erst kündigte US-Präsident Donald Trump 145 Prozent Zoll gegen alle chinesische Importe an, dann nahm er diese am Wochenende für Elektronik zurück – nur um kurz darauf, über neue Zölle auf Halbleiter nachzudenken. Es ist schon ein atemberaubendes Tempo, das Trump anschlägt und damit auch immer wieder die Märkte in Bewegung bringt.
Dass Trump die Märkte damit offenbar überstrapaziert, wird nun aber immer deutlicher. Vor allem der Anleihemarkt, über den sich die USA verschulden, geriet mächtig unter Druck. Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen, genannt: Treasuries, stiegen binnen weniger Tage um 60 Basispunkte – wodurch die Zinskosten der USA erheblich steigen würden. Auch deshalb nahm Trump Ende vergangener Woche wohl die „reziproken“ Zölle gegen die meisten Länder und Regionen zurück, die ein Handelsbilanzüberschuss mit den USA haben – zum Beispiel gegen die EU, für die jetzt ein allgemeiner Zollsatz von 10 Prozent gilt.
Am Wochenende musste Trump offenbar ein weiteres Mal nachgeben: Er nahm Elektronikartikel aus dem weiter bestehenden 145-Prozent-Zoll gegen China aus. Dabei hatte seine Pressesprecherin Karoline Leavitt zuvor noch ausdrücklich bekräftigt, dass der US-Präsident auch diese Produktion wieder in die USA holen wolle – iPhones im Speziellen. Dass dies aber ein iPhone, je nach Wertschöpfungsgrad in den USA, zwischen 300 und 1500 Dollar teurer machen könnte, drang dann offenbar auch zum Präsidenten durch, der die Entscheidung ohne große Pressekonferenz bekanntgab.
Allein das werteten Beobachter als Einlenken Trumps. Es sei „ein weiterer Beleg dafür, dass Trump einsieht, etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein“, sagte Analyst Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. „Es ist aber auch eine Bestätigung dafür, dass sich die Börse in den kommenden Wochen auf nichts, was aus dem Weißen Haus kommt, mehr verlassen kann.“
Techaktien profitieren
Dennoch stiegen die Aktien der am meisten betroffenen Unternehmen wenig überraschend am Montag. Den Auftakt machten die Märkte in Asien und Europa. Der Dax notierte am Montag gegen Mittag rund 2,5 Prozent fester bei 20.860 Punkten. Der EuroStoxx 50 gewann gut zwei Prozent auf 4889 Zähler. Im Rampenlicht standen dabei Elektronik- und Halbleiterwerte wie Aixtron, Infineon, Elmos und Siltronic, die um knapp zwei bis drei Prozent zulegten. Europäische Rivalen wie Besi, ASML und STMicroelectronics gewannen ebenfalls zwischen 2,4 und 3,5 Prozent. Der europäische Index der Technologiewerte rückte um 2,4 Prozent vor.
In New York schossen Tech-Werte zum Handelsstart ebenfalls nach oben – allen voran Apple, das mit einem Plus von 7,2 Prozent in die Handelswoche startete. Auch für Nvidia (2,4 Prozent), Intel (3,8 Prozent) und Micron Technology (5,1 Prozent) ging es kräftig bergauf. „Die Beseitigung des Worst-Case-Szenarios ist ein Element der Unterstützung (zumindest vorübergehend) für den Sektor“, sagte Analyst Alberto Gegra von Equita und fügte hinzu, dass dies dazu beiträgt, einen totalen Lieferstopp aufgrund von Zöllen auf China zu vermeiden, die 100 Prozent übersteigen.
Etwas entkoppelt von der positiven Entwicklung bei Techaktien sind der Anleihen- und Devisenmarkt – jedenfalls aus Sicht von US-Präsident Donald Trump. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds pausierte zwar ihren rasanten Anstieg und fiel im Gegenzug zum leicht steigenden Kurs auf 4,446 Prozent nach 4,490 Prozent am Freitag. Dennoch lag sie nahe ihrem jüngsten Dreieinhalbwochen-Hoch. Der Dollar-Index rutschte um knapp ein Prozent ab und lag mit 99,35 Punkten auf dem tiefsten Stand seit April 2022. „Immer mehr Marktakteure scheinen aufgrund des weiter eskalierten Handelskonflikts an der traditionellen Rolle des US-Dollars und der US-Staatsanleihen als ‚sichere Häfen’ zu zweifeln“, erläuterte Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank.