Lithiumreserven in Chile deutlich höher als gedacht
Zwei Salzseen im Norden Chiles enthalten gut 3 Millionen Tonnen Lithium mehr als erwartet – das Land baut seine globale Schlüsselrolle weiter aus. Der Beitrag Lithiumreserven in Chile deutlich höher als gedacht erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Chile hat seine bekannten Lithiumvorkommen deutlich nach oben korrigiert. Neue Untersuchungen zeigen, dass sich in zwei Salzseen im Norden des Landes mehr von dem Rohstoff befindet als bisher angenommen. Diese Entwicklung betrifft das Gebiet in der Region Antofagasta, das bereits für seine Bodenschätze bekannt ist.
Die staatliche Bergbaugesellschaft ENAMI veröffentlichte dazu aktuelle Zahlen, wie Reuters berichtet. Das Salzfeld La Isla enthält demnach rund 2,13 Millionen Tonnen Lithium. Das entspricht einer Steigerung von 150 Prozent gegenüber früheren Einschätzungen. Auch im benachbarten Aguilar-Salzsee wurden größere Mengen entdeckt. Hier stieg die Schätzung um 40 Prozent auf knapp eine Million Tonnen. Zusammengenommen erhöhen diese beiden Quellen Chiles bekannte Lithiumressourcen um 3,05 Millionen Tonnen.
Frühere Daten des US Geological Survey (USGS) gingen von elf Millionen Tonnen aus. Mit den neuen Erkenntnissen steigt diese Zahl auf über 14 Millionen. Die Bezeichnung „Ressourcen“ bezieht sich auf das gesamte Vorkommen im Boden. Davon unterscheidet sich der Begriff „Reserven“, der nur wirtschaftlich abbaubare Mengen meint. In diesem Bereich führt Chile bereits mit 9,3 Millionen Tonnen weltweit.
Neben den theoretischen Zahlen ist Chile auch praktisch ein Schwergewicht in der Lithiumbranche. Aktuell liegt das Land auf Platz zwei der weltweiten Produzenten. Nur Australien fördert mehr. Der wichtigste Ort für die Förderung ist der Salar de Atacama. Dort sind die Unternehmen SQM und Albemarle aktiv, die den Rohstoff unter anderem für die Batterieproduktion gewinnen.
Die aktuellen Funde betreffen ein separates Projekt namens Salares Altoandinos. Es handelt sich dabei um eines der ersten staatlichen Vorhaben zum Lithiumabbau. ENAMI will dafür im Mai einen Partner auswählen. Das Unternehmen hat bereits mehrere Angebote erhalten. Zu den Interessenten gehören der chinesische Autobauer BYD sowie die Bergbauunternehmen Eramet, Posco und Rio Tinto. Auch zwei weitere Unternehmen – CNGR Advanced Material und LG Energy – haben sich gemeldet, allerdings mit dem Fokus auf Finanzierung.
Die neuen Zahlen beruhen auf unabhängigen Auswertungen. Externe Gutachter hatten die von ENAMI erhobenen Daten analysiert. Diese Analysen haben zu der Einschätzung geführt, dass es sich beim Salares-Altoandinos-Projekt um ein Vorhaben mit internationaler Bedeutung handelt. Ivan Mlynarz, der Chef von ENAMI, sprach von einem Projekt mit globalem Potenzial. Die Entwicklung könnte weitreichende Folgen für die Versorgung mit Lithium haben. Der Rohstoff wird vor allem für die Herstellung von Batterien in E-Autos und elektronischen Geräten benötigt. Angesichts der steigenden Nachfrage sind verlässliche Quellen besonders wichtig. Länder wie Chile, Argentinien und Bolivien bilden in diesem Zusammenhang das sogenannte „Lithium-Dreieck“. In dieser Region liegt der Großteil der weltweiten Ressourcen.
In Chile könnte die größere Rolle des Staates in der Lithiumförderung auch politische Auswirkungen haben. Bisher waren es meist private Unternehmen, die den Abbau betrieben. Mit ENAMI steigt nun ein staatlicher Akteur ein, der mit internationalen Partnern zusammenarbeiten will. Die Auswahl des künftigen Projektpartners dürfte zeigen, wie offen Chile für ausländische Investoren bleibt und welche Bedingungen es setzt.
Einige Experten sehen darin eine Chance, mehr Kontrolle über die Rohstoffpolitik zu gewinnen. Gleichzeitig steigen die Erwartungen an Umwelt- und Sozialstandards. Der Umgang mit Wasser, die Einbindung lokaler Gemeinden und die langfristige Perspektive des Projekts werden entscheidend dafür sein, wie das Projekt international wahrgenommen wird. Die jetzt veröffentlichten Zahlen bilden dafür den Ausgangspunkt.
Quelle: Reuters – Chile has 28% more lithium than previous estimates, studies find
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