Kinkeeping: Warum uns diese unsichtbare Familienarbeit schadet

Emotional Load, Mental Load, Kinkeeping – Frauen tragen in der Familie einige unsichtbare Lasten. Warum und wie wir uns das Kümmern um andere endlich gerechter aufteilen sollten.

Apr 14, 2025 - 19:12
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Kinkeeping: Warum uns diese unsichtbare Familienarbeit schadet

Emotional Load, Mental Load, Kinkeeping – Frauen tragen in der Familie einige unsichtbare Lasten. Warum und wie wir uns das Kümmern um andere endlich gerechter aufteilen sollten.

Wer in der Familie weiß, wann Onkel Ernst und Tante Helga Goldene Hochzeit feiern und womit man den beiden eine Freude machen kann? Welche Blumen Cousine Ellen nicht ausstehen kann? Wer kümmert sich an Opas Todestag um Oma, wer wacht über all die Geburtstage, Konfirmationen und Schulabschlüsse in der Verwandtschaft? Wer telefoniert regelmäßig mit der frisch getrennten Schwägerin? Und wer plant die Familienfeste, Osterbrunches und Weihnachtsessen, wer lädt ein, wer kocht, wer bäckt, besorgt die Geschenke und packt sie auch noch liebevoll ein?

Rein statistisch gesehen ist die Chance groß, dass du diejenige bist, die den Überblick über all diese Dinge behält: Laut einer Studie sind 91 Prozent der Menschen, die damit beschäftigt sind, die Familienbande zu  stärken, Frauen. Und auch wenn das sogenannte Kinkeeping durchaus schöne Seiten hat, kostet es reichlich Hirn, Zeit und Energie, die uns für andere wichtige Dinge fehlen – etwa für unsere Regeneration oder die Erfüllung unserer Lebensträume. Denn irgendjemand hat immer Geburtstag oder ein Problem. 

Kinkeeping ist der Kitt, der die Familie zusammenhält

„Kin“ heißt Verwandtschaft, "keeping" könnte man mit Pflegen oder Erhalten übersetzen. Als Kinkeeping werden klassischerweise die Aufgaben bezeichnet, die notwendig sind, um die Beziehungen in der erweiterten Familie zu pflegen und zu organisieren. Meist übernehmen Frauen die Pflege der Familienfreundschaften gleich mit.

Und auch wenn es mitunter Freude bereiten kann: Als unsichtbare Aufgabe ist Kinkeeping ein eher undankbarer Job, denn was es kostet, die erweiterte Familie zusammenzuhalten und der lieben Verwandtschaft gerecht zu werden, wird häufig nicht gesehen. Auch deshalb, weil es als selbstverständlich wahrgenommen wird, dass Frauen diese Arbeit leisten. Höchste Zeit, dass wir das entnormalisieren – indem wir uns bewusst werden, was alles dazugehört.

Check: Wer erledigt diese Aufgaben in deiner Familie?

  • An Geburtstage und andere besondere Tage denken und rechtzeitig Karten/Geschenke besorgen und auf den Weg bringen 
  • An Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern dafür sorgen, dass niemand vergessen wird und am Ende alle zufrieden sind
  • Konflikte zwischen Familienmitgliedern moderieren
  • Die Gesundheit von Eltern und Großeltern im Blick haben und sich ggf. darum kümmern
  • Familienerinnerungen und -traditionen fest- und aufrechterhalten (Fotobücher, Rezepte) und Familienwissen weitergeben

All das im Auge zu behalten und zuverlässig zu erledigen, ist neben dem Mental Load und dem Emotional Load in der Kernfamilie ein weiterer unsichtbarer Job, der größtenteils von Frauen übernommen wird – wobei die Position der Kinkeeperin meist von den Müttern wie selbstverständlich an die Töchter weitergegeben wird. Dies alles hat die kanadische Soziologin Carolyn J. Rosenthal bereits 1985 erforscht und benannt. Bis heute hat sich wenig daran geändert – und das, obwohl die Erwerbstätigenquote von Frauen und die damit einhergehende Doppelbelastung seitdem deutlich gewachsen ist.

Die Folgen: Emotionale Erschöpfung

So trägt Kinkeeping dazu bei, dass Frauen ausbrennen, emotional erschöpft oder frustriert sind. ‘'Frauen denken dann oft, es liege an ihnen und ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit, dass sie so erschöpft sind. Dabei tragen sie oft einfach mehr unsichtbare Lasten als Männer", so Susanne Mierau, Autorin von "Emotional Load: Wie Mütter frei von emotionaler Überlastung werden" zu ELTERN.de.

Was dagegen hilft? Tue Gutes und sprich darüber – und zwar, indem du das Kinkeeping, das du in der Familie leistest, sichtbar machst und eine faire Aufteilung verhandelst. Dafür könnt ihr beispielsweise für einen bestimmten Zeitraum Tageslisten über eure Aufgaben anfertigen. Oder ihr löst das Problem ganz pragmatisch so, dass dein Partner für seine Familie zuständig ist – und du für deine.