Insurtechs: Online-Versicherungen: Das sollten Verbraucher wissen

Digitale Versicherungen versprechen einen schnellen und unkomplizierten Vertragsabschluss, ganz ohne Papierkram. Doch können sie mit traditionellen Versicherern mithalten?

Mai 11, 2025 - 18:46
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Insurtechs: Online-Versicherungen: Das sollten Verbraucher wissen

Digitale Versicherungen versprechen einen schnellen und unkomplizierten Vertragsabschluss, ganz ohne Papierkram. Doch können sie mit traditionellen Versicherern mithalten?

Schuhe, Lebensmittel, Privathaftpflicht: Mittlerweile kaufen viele Menschen nicht nur ihre alltäglichen Dinge online, sondern auch ihre Versicherungen. Laut dem Gesamtverband der Versicherer wurde 2023 gut jeder fünfte Vertrag digital abgeschlossen – immer häufiger von reinen Online-Versicherern. Doch bieten die auch die gleichen Leistungen? Das sollten Verbraucher wissen, bevor sie eine digitale Versicherung abschließen.

Was ist eine digitale Versicherung?

Zunächst gilt: Nur weil Kunden einen Vertrag bei ihrem Versicherer digital abschließen können, handelt es sich bei dem Unternehmen nicht gleich um einen digitalen oder Online-Versicherer. Stattdessen sind mit diesem Begriff Unternehmen gemeint, die ihre Services größtenteils oder ausschließlich online anbieten. Da sie viele ihrer Prozesse automatisieren, werden sie auch Insurtechs genannt.

Zunächst gibt es Insurtechs, die als Makler auftreten. Dazu gehören etwa Clark, Wefox oder das Vergleichsportal Check24. Wie ein Makler vermitteln sie lediglich Verträge bestehender Versicherer und erhalten dadurch eine Provision. Unternehmen wie Friday oder Lemonade treten wiederum selbst als Versicherer auf. Sie bieten eigene Policen an und tragen damit das Versicherungsrisiko: Sie bezahlen also, wenn ein Schaden eintritt.

Was ist der Vorteil einer digitalen Versicherung?

Versicherungen haben vor allem bei jungen Menschen den Ruf, kompliziert und veraltet zu sein. Insurtechs wollen dem entgegenwirken und werben mit besonders unkomplizierten Prozessen. „Bye-bye Papierkram“ schreibt etwa das Frankfurter Insurtech Clark auf seiner Homepage. Statt zig Formulare auszufüllen, können sich Neukunden bequem mit wenigen Klicks per App registrieren. Auch die Schadensmeldung läuft größtenteils digital. Wer eine Beratung braucht, bekommt die telefonisch oder per Videochat.

Doch wie steht es mit den Preisen? „Viele Menschen denken, dass die Angebote von Insurtechs günstiger sind als von traditionellen Versicherern“, sagt Philipp Opfermann, der bei der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen für Finanzen und Versicherungen zuständig ist. „Tatsächlich sehen wir aber nicht, dass die Preise niedriger sind.“

Was sind die Nachteile einer digitalen Versicherung?

Das Problem an automatisierten Prozessen: Individuelle und besonders komplexe Schadensfälle können die Systeme nicht bearbeiten. Dann wird so ein Fall doch von einem Menschen bearbeitet – und das kann dauern. Kommt es außerdem zu einem Problem, haben Insurtechs keine Filialen, in denen Kunden ihr Anliegen persönlich besprechen können.

Für Verbraucherschützer Opfermann ist eine längere Bearbeitungsdauer aber kein spezifischer Nachteil von Insurtechs. Einfache Schäden werden ihm zufolge auch schnell bearbeitet. „Aktuell merken wir aber, dass Verbraucher bei komplexeren Fällen mit langen Bearbeitungszeiten rechnen müssen – ganz egal ob digitale Versicherung oder nicht.“

Ein weiteres Problem entsteht, wenn ein Versicherer pleitegeht. Das kann zwar auch etablierten Unternehmen passieren, doch bei Insurtech-Start-ups ist das Risiko deutlich höher. Nicht weil sie digital arbeiten, sondern weil sie noch junge Unternehmen sind und auf weniger Kapital zurückgreifen können. Erst Ende 2024 musste der Berliner Digitalversicherer Element Insolvenz anmelden. Bis dahin zählte das Unternehmen rund 400.000 Kunden, die sich nun einen neuen Versicherer suchen müssen.

Das Problem betrifft aber hauptsächlich kurzfristigere Versicherungen, bei denen ein Wechsel unproblematisch ist wie eine Privathaftpflicht. Bei langjährigen Versicherungen, wie etwa Lebens-, Berufsunfähigkeits-, oder privaten Krankenversicherungen, gibt es hingegen auch in Insolvenzfällen ein Auffangnetz. „Geht der Versicherer pleite, springt ein Sicherungsfonds ein und führt die Verträge zunächst weiter“, erklärt Verbraucherschützer Opfermann. 

Welche Online-Versicherung ist die beste? 

Welcher Anbieter unter den Insurtechs der beste ist, ist schwer zu sagen. Viele der Unternehmen gibt es erst seit weniger als zehn Jahren. Gerade in der Versicherungsbranche ist das wenig –  einige Unternehmen sind bereits länger als 100 Jahre tätig. Das Beispiel des insolventen Versicherers Element zeigt, dass junge Anbieter auch schnell wieder vom Markt verschwinden können – doch es ist nur ein Fall, der nicht für die ganze Branche spricht.

Der Versicherungsexperte Opfermann weiß außerdem: „Wie gut eine Versicherung ist, zeigt sich oft erst im Schadensfall.“ Vor Vertragsabschluss ist es also schwer, die Qualität einer Versicherung einzuschätzen. Was dennoch helfen kann, sind Bewertungen auf Portalen wie Finanzfluss oder Finanztip. Beschweren sich viele Nutzer dort über lange Bearbeitungszeiten oder schlechte Erreichbarkeiten, sollten Verbraucher vorsichtig sein – sowohl bei Insurtechs, als auch bei etablierten Versicherern.

Welche Versicherungen kann man besonders gut online abschließen?

Standardisierte Versicherungen wie Auslandskranken- oder Fahrraddiebstahlversicherungen können die meisten Verbraucher selbst abschließen, erklärt der Verbraucherschützer Opfermann. „Das finanzielle Risiko und die Laufzeiten sind überschaubar. Und wenn es Probleme gibt, kann man unkompliziert den Anbieter wechseln.“