SpVgg Bayreuth in finanzieller Not – Maisel's Pleite

Der Aufstieg der SpVgg Bayreuth die dritte Liga wurde schnell zur finanziellen Last. Zwei Jahre später droht die Insolvenz – ein Muster, das sich bei vielen ehemaligen Drittligisten zeigt.

Mär 1, 2025 - 14:42
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SpVgg Bayreuth in finanzieller Not – Maisel's Pleite

Wolfgang Gruber war sich sicher: „Unser Aufstieg müsste Fußball-Deutschland Mut machen.“ Nach 32 Jahren war die SpVgg Bayreuth im Mai 2022 in den Profifußball zurückgekehrt. Und der damalige Geschäftsführer verkündete im Interview mit Liga3–online stolz: „Wir haben bewiesen, dass man den Sprung aus der Regionalliga schaffen kann, ohne über unseren Verhältnissen zu leben.“ Auch das Jahr in der dritten Liga wollte Gruber solide durchplanen, um den Verein vor einer finanziellen Schieflage zu bewahren.

Zwei Jahre später zeichnet sich ab: Die Rechnung ging nicht auf. Während die Mannschaft heute längst wieder in der Regionalliga spielt, kämpfen die Verantwortlichen noch immer mit den finanziellen Lasten des Aufstiegs. Geschäftsführerin Dr. Nicole Kalemba beschreibt die aktuelle finanzielle Lage auf der Homepage der Spielvereinigung als „mehr als kritisch“ – 500.000 Euro fehlen dem Verein. Die aktuelle Saison sei nicht in Gefahr, aber schon im nächsten Sommer müsste die Spielvereinigung wohl Insolvenz anmelden, falls die Summe nicht zusammenkommt.

Schon vor dem Aufstieg hatte die Spielvereinigung in den Jahren in der Regionalliga meist einen kleinen Verlust erwirtschaftet. Erst mal nicht weiter schlimm – doch die Aufstiegssaison 2021/22 verschärfte die Situation enorm. Dem Verein fehlte plötzlich über eine Million Euro.

Die finanziellen Probleme der Gelb-Schwarzen sind jedoch nicht nur auf die laufende Saison zurückzuführen – sie sind vielmehr das Ergebnis hoher Ausgaben, die der Aufstieg mit sich brachte.

Der DFB stellte die Altstädter vor große Herausforderungen, die Lizenzbedingungen für die dritte Liga waren für Bayreuth nur schwer stemmbar. Insbesondere die Infrastruktur erfüllte nicht die hohen Anforderungen, um TV-Übertragungen und die Sicherheit der Stadionbesucher zu garantieren. Das 40 Jahre alte Hans–Walter–Wild–Stadion wurde auf Kosten der Stadt an die Vorgaben angepasst: moderne Flutlichtmasten, neue Medienplätze, zusätzliche VIP-Plätze und erhöhte Sicherheitsvorkehrungen mussten installiert werden. Auf einer Pressekonferenz wusste Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, dass die Kosten nur von der Stadt bezahlt werden können: „Im Mittelpunkt stehen die Bereiche Akustik, Gefahrenabwehr und Flutlicht. Mit Glück bekommen wir das für drei Millionen Euro, mit Pech kostet es deutlich mehr.“ Bisher hat die Stadt wohl etwas weniger als den anvisierten Betrag investiert, doch der Oberbürgermeister weiß: Bei einem erneuten Aufstieg der „Oldschdod“ müssen weitere Investitionen folgen – etwa für eine Rasenheizung. Aktuell sieht es danach aus, als könnte das schon wieder Realität werden, denn: Nur wenige Vereine aus Bayern wollen überhaupt aufsteigen. Momentan belegt Bayreuth den dritten Platz in der Regionalliga Bayern.

Doch nicht nur die Infrastruktur sorgte in der Geschäftsstelle der Gelb–Schwarzen für Kopfschmerzen. Auch die laufenden Ausgaben stiegen mit dem Aufstieg rasch an. „Da sind Kosten entstanden, die man in der Dimension vorher nicht abschätzen konnte“, sagt Gruber und verweist auf deutlich höhere Ausgaben am Spieltag. Besonders die Sicherheitsauflagen des DFB sind ein großes Problem. Allein der Sicherheitsdienst veranschlagt in der dritten Liga bis zu einer halben Millionen Euro pro Saison. Die Spieltagseinnahmen werden von den laufenden Kosten aufgefressen. Gruber rechnet Liga3–online vor: „Wenn wir ein Ticket zu zehn Euro verkaufen, bleiben dem Verein unter dem Strich nur 5,20 Euro. Die Umstände haben sich geändert, vor fünf Jahren war das noch deutlich mehr.“ Um das aufzufangen müssten die Fans schon eine ganze Menge mehr Bier trinken. Immerhin: Die Maisel’s-Weisse-Brauerei liegt nur wenige Minuten vom Stadion entfernt.

In Bayreuth ist Profifußball zwar erlaubt – aber noch lange nicht finanzierbar

Statt in einen konkurrenzfähigen Kader zu investieren, musste Bayreuth an allen Ecken und Enden sparen. Der Vorstand plante die Saison im Profifußball daher konservativ: Zwar verstärkte man sich punktuell mit erfahrenen Spielern, doch im sportlichen Wettbewerb mit etablierten Drittligisten war das zu wenig. Und mit jedem verlorenen Spiel wurde klarer: In Bayreuth ist Profifußball zwar erlaubt – aber noch lange nicht finanzierbar. Nach nur einer Saison stieg die Spielvereinigung wieder ab.

Hinzu kam ein Minus in Millionenhöhe auf dem Jahresabschluss. Seitdem hat er sich nicht mehr erholt, denn die Regionalliga schnürt der Spielvereinigung finanziell die Luft ab. Ein finanzieller Neustart aus eigener Kraft ist ohne einen Aufstieg wohl kaum möglich. Deshalb startete der Verein am 13. Februar eine Crowdfunding-Aktion, um den fehlenden Betrag bis zum Saisonende aufzutreiben. Fans können dem Verein durch Spenden helfen, die finanzielle Lücke zu schließen. Geschäftsführerin Kalemba will die Altlasten hinter sich lassen und blickt mit vorsichtigem Optimismus nach vorn: „Mit gemeinschaftlichem Engagement können wir den Verein stabilisieren und auf eine nachhaltige Zukunft ausrichten“, schreibt sie den Altstädtern in einem offenen Brief. Doch die erhoffte Mithilfe der Fans fiel bisher geringer aus als erhofft – drei Monate vor dem Stichtag sind gerade einmal 20.000 Euro gesammelt worden. Das sind nur vier Prozent der angestrebten Summe.

Kostenfalle dritte Liga

Das Beispiel Bayreuth zeigt: Für viele Vereine sind die Ausgaben in der dritten Liga alleine nicht zu stemmen. Umso wichtiger ist es, den Aufstieg mit einem soliden Finanzkonzept zu planen. Doch das wird oft schwierig, wenn die Einnahmen nicht mit den hohen Ausgaben Schritt halten können. Die dritte Liga ist für viele Aufsteiger eine Kostenfalle. Zwar steigen die TV-Einnahmen im Vergleich zur Regionalliga, sie reichen aber bei Weitem nicht aus, um einen konkurrenzfähigen Kader aufzustellen. Die höheren Gehälter, gestiegenen Sicherheitsauflagen an Spieltagen und teurere Betriebskosten sind nur ein Teil des Problems.

Zahlreiche Klubs, die nach dem Abstieg aus der dritten Liga nur knapp der Insolvenz entkamen – zuletzt der VfB Lübeck und der FSV Zwickau – zeigen, wie hart der Kampf um die finanzielle Sicherheit sein kann. Für kleine Vereine aus der Regionalliga ist der Sprung in die dritthöchste Liga meist ein finanzieller Drahtseilakt. Städte und Kommunen sichern häufig ihre Unterstützung zu, doch die Kluft zwischen den Ausgaben für Spieler, Infrastruktur und den tatsächlichen Einnahmen ist für viele Vereine nur schwer zu stemmen. Henning Zück, Geschäftsführer beim aktuellen Aufsteiger Energie Cottbus, brachte es in Bezug auf den Aufstieg der Lausitzer auf den Punkt: „Wenn man in die dritte Liga aufsteigt, braucht man, um wettbewerbsfähig zu sein, einen Etat zwischen fünf und neun Millionen Euro. Für Energie Cottbus bedeutet das, dass sie ihren Etat verdoppeln müssen“, erklärte er dem RBB. Das ist auch für traditionsreiche Vereine mit vielen Zuschauern schwierig zu finanzieren – da reichen die TV-Gelder nicht mal annähernd.

Deshalb verzichten Vereine immer wieder auf den Antrag für eine Lizenz, obwohl der Aufstieg sportlich möglich wäre. In der Regionalliga Bayern wollten letzte Saison nur die Würzburger Kickers und die Amateure vom FC Bayern aufsteigen – andere Vereine lehnten dankend ab.