Medikament: Forscher entdecken bisher unbekannte Wirkung von Ibuprofen

Eine neue Studie zeigt: Das Schmerzmittel Ibuprofen verändert die menschliche Wahrnehmung – nicht nur von Schmerz. Warum das für die Vorbeugung von Diabetes interessant sein könnte.

Mär 30, 2025 - 13:28
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Medikament: Forscher entdecken bisher unbekannte Wirkung von Ibuprofen

Eine neue Studie zeigt: Das Schmerzmittel Ibuprofen verändert die menschliche Wahrnehmung – nicht nur von Schmerz. Warum das für die Vorbeugung von Diabetes interessant sein könnte.

Ibuprofen wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend und ist eines der am häufigsten eingenommen Medikamente. Ob als Tablette, als Saft oder als Zäpfchen verabreicht – Ibuprofen hemmt die Bildung des Botenstoffes Prostaglandin, der dafür sorgt, dass der Körper empfänglicher wird für schmerzauslösende Reize wie Verletzungen, Hitze oder Entzündungen. Wird die Bildung von Prostaglandin unterbunden, sinkt die Schmerzwahrnehmung.

Ein Forschungsteam an der amerikanischen Rutgers University hat nun aber eine ganz neue Wirkung des bewährten Medikamentes entdeckt: Offenbar hemmt es Rezeptoren für süßen Geschmack und könnte damit Auswirkungen auf den Glukose-Stoffwechsel haben. Aber was bedeutet das?

Kann Ibuprofen die Lust auf Süßes verringern?

Unser Geschmackssinn bietet uns eine fantastische Orientierung bei der Auswahl von Lebensmitteln: Zwischen 2000 und 4000 Geschmacksknospen besitzen erwachsene Menschen, die meisten befinden sich auf der Zunge. Sie ermöglichen uns süß, sauer, salzig, bitter und umami, also deftig, zu schmecken. Überlebenswichtige Kohlenhydrate schmecken süß, nahrhafte Proteine und Fette deftig, gefährliche Gifte bitter.  

Die Forschungsgruppe hat nun herausgefunden, dass Ibuprofen ebenso wie das Schmerzmittel Naproxen die menschliche Wahrnehmung von Süß verändern kann. So ließ die Geschmacksintensität von Süß bei den teilnehmenden Probanden nach, abhängig von der jeweiligen Ibuprofen-Dosis. 

Das Schmerzmittel hemmt offenbar die Rezeptoren für die Empfindung von Süß und verändert damit auch die Verarbeitung von Zucker im Körper. 

Schon länger beobachten Forscher einen Zusammenhang zwischen langfristiger Einnahme von Ibuprofen und einem verringerten Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, für Alzheimer und Darmkrebs.  

Dennoch empfehlen sie nicht, Ibuprofen bei allen Patienten einzusetzen, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Denn, so schreiben die Autoren der Studie, "eine regelmäßige Einnahme von Ibuprofen geht einher mit einem Risiko für Magen-Darm- und Gefäß-Probleme."

Bei der Studie handelt es sich zudem um Grundlagenforschung. Weitere Untersuchen sind notwendig, um herauszufinden, ob Ibuprofen sich tatsächlich positiv auf den Glukose-Stoffwechsel auswirkt und damit Diabetes und Übergewicht vorbeugen kann.

Alte Medikamente wecken neue Hoffnungen – auch gegen Krebs

Nicht nur Ibuprofen ist ein bewährtes Medikament, bei dem ein möglicher neuer Nutzen entdeckt wird. Immer wieder wecken "alte Bekannte" neue Hoffnungen. Aspirin beispielsweise wird nicht nur als Kopfschmerzmittel verschrieben, sondern auch zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall. Das weit verbreitete Diabetesmittel Metformin gilt als möglicher Krebshemmer.

Doch bevor die alten Medikamente für neue Anwendungen zugelassen werden könnten, bedarf es großer Anstrengungen. Die potenziellen Wirkstoffkandidaten müssen in Datenbanken gescreent, aufwendig getestet werden und sich schließlich in klinischen Studien beweisen.