Rüstung: So will Rheinmetall zum globalen Systemhaus für die Rüstung werden
Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat es nicht so mit Euphorie, obwohl er allen Grund dazu hätte. Auf der Hauptversammlung erklärt er ganz nüchtern, wie der Rüstungskonzern weiter wachsen will. Ein Konzernteil bleibt dabei wohl auf der Strecke

Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat es nicht so mit Euphorie, obwohl er allen Grund dazu hätte. Auf der Hauptversammlung erklärt er ganz nüchtern, wie der Rüstungskonzern weiter wachsen will. Ein Konzernteil bleibt dabei wohl auf der Strecke
Wenn Rheinmetall-Chef Armin Papperger spricht, klingt das deutlich weniger aufregend, als der Aktienkurs seines Unternehmens es nahelegt. Von Euphorie ist bei Papperger jedenfalls nichts zu spüren. Um über 1600 Prozent ging es für die Rheinmetall-Aktie seit Ausbruch des Ukrainekriegs nach oben – und allein im vergangenen Jahr um mehr als 200 Prozent. Doch Papperger spricht auf der Hauptversammlung am Dienstag so, als würde er seinen Aktionären Kühlschränke verkaufen. Kühl, strikt nach Skript – und sich der Bedeutung seiner Ware bewusst. Rüstung wird schließlich gebraucht, also auch Rheinmetall.
Pappergers nüchterner Ton ist umso erstaunlicher, sind doch die Rheinmetall-Zahlen tatsächlich beeindruckend. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz um 61 Prozent auf 9,8 Mrd. Euro. Die operative Marge betrug 15,2 Prozent, was in Branchen jenseits von Tech einen wirklich starken Wert darstellt. Und Schluss muss deswegen noch lange nicht sein: Das weitere Marktpotenzial beziffert Papperger langfristig auf etwa 300 bis 400 Mrd. Euro. Im kommenden Jahr soll der Rheinmetall-Umsatz mindestens um 25 bis 30 Prozent wachsen. Eher noch stärker.
Diese beiden Zahlen waren wohl das beeindruckendste in Pappergers Vortrag, der ansonsten vor allem auf eines setzte: die strategische Bedeutung von Rüstung. Bis 2029 wolle Russland bereit sein, NATO-Gebiete anzugreifen. Also müsse die NATO aufrüsten – und kommt damit gar nicht an Rheinmetall vorbei, einem der Innovationsführer auf dem Gebiet der Waffenindustrie. Für Investoren gilt das gleichermaßen, wenn sie eine gute Rendite erzielen wollen. „Ich glaube, Sie haben auch Freude mit uns – mit der Bewertung der Aktie“, richtete sich Papperger an seine Aktionäre. Über einen möglichen Aktiensplit, der weiteres Kurspotenzial verspricht, redete Papperger allerdings nicht. Darüber war in Sozialen Medien zuletzt häufiger spekuliert worden, wenngleich Rheinmetall die Unterlagen hierfür schon vor Wochen hätte einreichen müssen.
Rheinmetall könnte Sparte abstoßen
Papperger hat allerdings noch andere Baustellen im Konzern. Rheinmetall muss riesige Innovationen anschieben und restrukturieren. Papperger betonte, dass sein Unternehmen das Kerngeschäft enger halten müsse. Das Automobilgeschäft etwa gehöre in Zukunft nicht mehr dazu, weil es bereits seit vielen Jahren strukturell schrumpft. „Wir werden Teile der Mitarbeiter aus diesem zivilen Geschäft in Defense transferieren, und prüfen, ob das zivile Geschäft bei Rheinmetall bleiben kann“, erklärte Papperger. Der volle Fokus richte sich nun auf das Militärgeschäft.
Seit Kriegsbeginn in der Ukraine habe Rheinmetall bislang 8 Mrd. Euro investiert, und es werden noch etliche Milliarden hinzukommen. Die Frage ist nur, wie dieses Geld investiert wird. Hier schien Papperger tatsächlich einmal von seinem Skript abzuweichen und verschärfte den Ton. Er könne, so der CEO, die Diskussion um den Panzer nicht mehr hören. Mitunter sei der Eindruck entstanden, der Ukrainekrieg werde allein durch Drohnen entschieden. Panzer hingegen seien 2025 nicht mehr zeitgemäß. „Dabei ist das Gegenteil der Fall“, sagte Papperger energisch. Ohne Panzer gebe es keine Drohnenaufklärung. Beides bedinge sich viel mehr gegenseitig – weshalb Rheinmetall auch in beides investiere, und in viele andere Bereiche mehr.
Rheinmetall sei und werde immer mehr zum Vollsortimenter der Rüstungsindustrie. Ein Systemhaus mit verschiedenen Kooperationspartnern wie Lockheed Martin und Leonardo, mit Fabriken überall auf der Welt. Rheinmetall sei nicht länger die kleine Panzermanufaktur aus Unterlüß, sondern, so sagt Papperger – „ein globales Unternehmen“.