MGS5 EV im Alltagstest – Premiere an der Côte d’Azur

Der MGS5 EV tritt als Nachfolger des ZS EV an – sachlich, effizient und mit klarer Designlinie. Drei Varianten, ein Ziel: Alltag statt Show. Der Beitrag MGS5 EV im Alltagstest – Premiere an der Côte d’Azur erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Mai 13, 2025 - 19:54
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MGS5 EV im Alltagstest – Premiere an der Côte d’Azur

Die Côte d’Azur bietet im Frühling ideale Bedingungen, um ein neues E-Auto auf Herz und Nieren zu prüfen: dichter Stadtverkehr, enge Küstenstraßen, schnelle Abschnitte auf der Autobahn und steile Anstiege ins hügelige Hinterland. Inmitten dieses vielseitigen Terrains feierte der neue MGS5 EV seinen Einstand. Ein Kompakt-SUV auf der MSP-Plattform (Modular Scalable Platform), die auch beim MG4 Electric und Cyberster zum Einsatz kommt, das sich weniger mit Lautstärke als mit Alltagstauglichkeit behaupten will.

„Der MGS5 EV ist für uns ein sehr wichtiges Modell“, erklärte ein MG-Sprecher beim Pressegespräch am Abend der Fahrveranstaltung. „Auch wenn er nicht direkt den ZS EV ersetzt, übernimmt er in gewisser Weise dessen Rolle – und führt unser elektrisches Portfolio deutlich weiter.“ Zugleich markiert der S5 EV eine neue Phase in der Markenentwicklung: eine klarere Designsprache, eine differenziertere Positionierung und das Ziel, im europäischen Markt weiter Fuß zu fassen.

MG Motor auf Wachstumskurs

Die Zahlen zeigen, dass MG Motor in Deutschland und Europa auf dem Vormarsch ist: Seit dem Markteintritt 2021 wurden hierzulande rund 64.000 MG-Fahrzeuge zugelassen. Im ersten Quartal 2025 kamen bereits 5500 Neuzulassungen hinzu – ein Zuwachs von fast 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auf europäischer Ebene wurden im selben Zeitraum sogar mehr als 52.500 Fahrzeuge registriert, was einem Wachstum von über 52 Prozent entspricht. Ein beachtlicher Anteil entfiel auf Großbritannien mit über 24.000 Einheiten. Wobei die Zahlen den SAIC-Absatz betrachten – und damit auch den eher zu vernachlässigenden Beitrag von Maxus mit seinen Pkw und Nutzfahrzeugen.

In Deutschland verfügt MG inzwischen über ein Netz von rund 160 Vertriebspartnern – mit dem Ziel, diese Zahl im laufenden Jahr auf 180 bis 200 auszuweiten. „Der Erfolg von MG Motor hängt nicht nur vom Produkt ab, sondern auch von der Verfügbarkeit und Sichtbarkeit vor Ort“, so der Sprecher. Weitere Investitionen in den Standort Deutschland seien bereits geplant, ebenso wie neue Modell- und Antriebsvarianten, darunter erste Ausblicke auf Serienmodelle mit Festkörperbatterien ab 2027.

In diesem strategischen Umfeld kommt dem MGS5 EV eine besondere Rolle zu: Er soll als praktikabler, effizienter und erschwinglicher Elektro-SUV neue Kundengruppen ansprechen – ohne Kompromisse bei Alltagstauglichkeit und Ausstattung.

MGS5 EV: Drei Varianten, ein Anspruch

MG positioniert den S5 EV bewusst im B-Segment, auch wenn das Platzangebot eher in Richtung Kompaktklasse tendiert. Mit einer Länge von 4,48 Metern, einem Radstand von 2,73 Metern und einem Laderaum von bis zu 1441 Litern übertrifft er viele seiner direkten Wettbewerber. Die Proportionen sind ausgewogen, die Linienführung betont sachlich, aber nicht langweilig. Front und Heck tragen die aktuelle, für Elektro-MGs typische Formensprache mit klaren LED-Lichtsignaturen. „Das Auto hat Form, es hat Kanten – keine riesigen glatten Flächen ohne Schatten“, betonte der MG-Sprecher. „Es ist ein dynamisch aussehendes Auto – auch im Stand.“

Zur Wahl stehen drei Modellvarianten: Comfort Standard Range, Comfort Long Range und Luxury Long Range. Damit deckt MG drei klar differenzierte Nutzungsszenarien ab – vom urban orientierten Einstiegsmodell bis zur voll ausgestatteten Langstreckenvariante. „Wir wollten das Angebot einfach halten“, hieß es seitens des Unternehmens. „Nur drei Varianten, keine Optionspakete – bis auf die Farbe ist alles fix.“ Eine Anhängerkupplung gibt es optional über den Handel, mit derzeit 30 Kilogramm Stütz- und 750 Kilogramm Zuglast. Eine Erhöhung der Stützlast sei in Arbeit.

Das Basismodell des MGS5 EV, die Comfort Standard Range-Variante verfügt über eine 49-kWh-Batterie mit LFP-Zellchemie, 125 kW Leistung und eine WLTP-Reichweite von 340 Kilometern. Der Innenraum bietet bereits viele Komfortmerkmale serienmäßig, darunter beheizbare Sitze, LED-Scheinwerfer und kabelloses Smartphone-Connect sowie induktives Smartphone-Laden mit bis zu 40 Watt. Optisch unterscheidet sich diese Variante durch 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und ein etwas reduziertes Digitalangebot. Geladen wird hier mit maximal 120 kW DC – von 10 auf 80 Prozent in 24 Minuten, oder mit 7 kW am AC-Lader.

Mit der Comfort Long Range Variante steigt die Netto-Batteriekapazität auf 62,1 kWh, das Leistungsniveau auf 170 kW (231 PS), die Reichweite auf bis zu 480 Kilometer – und die Ladeleistung auf bis zu 139 kW am DC-Lader beziehungsweise 11 kW am AC-Ladepunkt. Neben mehr Reserven für Langstrecken bringt diese Variante auch eine gesteigerte Fahrdynamik mit sich. Designseitig bleibt sie weitgehend identisch zur Standardversion. Wie bei der Einstiegsvariante erfolgt die Vortemperierung über manuellen Anstoß aus dem Menü heraus.

Die Luxury Long Range, wie sie in Nizza gefahren wurde, stellt die Topversion der Baureihe dar. Sie ergänzt die technischen Eckdaten der Comfort Long-Range-Version um zusätzliche Komfort- und Sicherheitsfeatures: eine 360-Grad-Kamera mit „transparentem Chassis“-Darstellung, eine elektrische Heckklappe, Wärmepumpe und das umfangreiche iSmart-System inklusive Online-Navigation, App-Integration sowie Routen- und Ladenplanung. Over-the-Air-Updates sind hier, wie bei beiden anderen Varianten, ebenfalls möglich. Auch optisch setzt sich die Luxury-Version leicht ab – unter anderem durch exklusive 18-Zoll-Felgen und zweifarbige Kunstledersitze mit eingeprägtem MG-Logo.

Was alle drei Varianten gemeinsam haben, ist der Fokus auf funktionale Alltagstauglichkeit, einfache Bedienung und ein ausgewogenes Fahrverhalten – zugeschnitten auf europäische Straßen. „Das Auto wurde bewusst europäisch abgestimmt“, betonte der Sprecher. „Die meisten Testkilometer haben wir auf hiesigen Straßen absolviert – weil es genau hier funktionieren muss.“

Das soll der E-SUV von MG Motor in Deutschland kosten

Was die Preisgestaltung betrifft, verfolgt MG einen klaren Kurs: Der Einstieg in die Modellreihe beginnt bei 37.990 Euro (Comfort Standard Range), die darüberliegende Long-Range-Variante liegt bei 42.990 Euro. Die getestete Luxury Long Range kostet 44.990 Euro – jeweils zuzüglich 990 Euro Überführung und 650 Euro Aufpreis für Metalliclacke (außer bei der neuen Standardfarbe Piccadilly Blue). Weitere Optionen gibt es nicht.

„Das Thema Barpreis ist für uns in Deutschland nach wie vor sehr wichtig“, so der MG-Sprecher. „Während in anderen Ländern stärker auf die Leasingrate geschaut wird, setzen viele Käufer hierzulande auf eine klare Kalkulierbarkeit.“ Dennoch bietet MG auch beim Leasing ein aus deren Sicht konkurrenzfähiges Angebot: Die Raten starten laut Hersteller bei 259 Euro monatlich für 48 Monate und 5000 Kilometer jährlich.

Vor diesem Hintergrund wirkt die Preisstruktur des MGS5 EV nicht aggressiv, aber durchdacht. Wer ein vollelektrisches SUV mit solider Ausstattung, großer Reichweite und einfacher Variantenlogik sucht, dürfte hier fündig werden. Wie immer kommt es aber ganz darauf an, was man möchte. Blickt man zudem auf die technischen Daten und Ausstattung, führt an der Luxury Long Range Variante auch schon fast kein Weg vorbei. Als Wettbewerber sieht man den Skoda Elroq sowie den Kia EV3 gesetzt.

Erster Fahreindruck des MGS5 EV: Souverän und funktional

Die ersten Kilometer durch das Umland von Nizza zeigen schnell, worauf MG beim S5 EV den Fokus gelegt hat: auf ein unaufgeregtes, aber stabiles Fahrerlebnis, das auch mit voller Besetzung und Gepäck nicht überfordert. Die getestete Luxury Long Range-Variante mit 170 kW (231 PS) und 350 Nm Drehmoment zeigt sich souverän motorisiert, ohne sportlich wirken zu wollen. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 6,3 Sekunden – mehr als ausreichend für diese Klasse.

Was sofort auffällt, ist die gute Geräuschdämmung. Selbst bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn bleibt es im Innenraum angenehm leise, Wind- und Abrollgeräusche sind gut abgeschirmt. Auch das Fahrwerk leistet solide Arbeit: Unebenheiten werden spürbar, aber nicht hart durchgereicht – insbesondere auf den 18-Zoll-Rädern der Luxury-Version. Auf engen Landstraßen mit wechselhaftem Belag wirkt der S5 EV nie nervös. Er bleibt stabil und gut kontrollierbar, auch dank der feinfühligen Lenkung, die im Vergleich zu vielen anderen Stromern ein gewisses Maß an Rückmeldung bietet.

In kurvigem Gelände zeigt sich, dass der MGS5 EV eher auf Komfort als auf Dynamik ausgelegt ist. Wer im Sportmodus kräftig beschleunigt, wird nicht mit einem übertriebenen Tritt ins Kreuz konfrontiert, sondern mit einem linearen, berechenbaren Vortrieb – auch wenn man sich immer ein wenig mehr Spontaneität wünscht. Gerade bei niedrigeren Geschwindigkeiten wirkt das Ansprechverhalten leicht verzögert. Dennoch: Für ein SUV dieser Größe im B- bis C-Segment – je nach Blickwinkel – bleibt der Gesamteindruck positiv.

Lob verdient auch die Rekuperation des MGS5 EV, die sich in mehreren Stufen inklusive One-Pedal-Drive anpassen lässt. Gerade im Stadtverkehr funktioniert das System zuverlässig und intuitiv – inklusive sanftem Anhalten, wenn gewünscht. Die Verbrauchswerte während der Testfahrt lagen je nach Streckenabschnitt zwischen 15,7 bis 17,8 kWh/ 100 km, was angesichts der Streckenführung und des Gewichts von 1800 Kilogramm (inkl. Normfahrer mit 75 kg) ein solider Wert ist.

Wer effizient fährt und das Rekuperationssystem konsequent nutzt, dürfte auch im Alltag mit realistischen Reichweiten von 400 Kilometern kalkulieren können. Wenn nicht gar ein wenig mehr, wobei wir in Nizza auch geradezu ideale Bedingungen für die Ausfahrt mit dem kompakten E-SUV hatten.

In der Praxis überzeugen außerdem Details des MGS5 EV: Die 360-Grad-Kamera liefert gestochen scharfe Bilder, der zentrale 12,8-Zoll-Touchscreen reagiert schnell und integriert bekannte Apps wie Spotify oder YouTube. Das Infotainment wirkt durchdacht und alltagstauglich. Auch die Kombination aus digitalen Anzeigen und physischen Tasten für zentrale Funktionen wie Klimaregelung oder Lautstärke zeigt: MG hat hier nicht experimentiert, sondern auf Nutzererfahrung gesetzt.

Der MG-Sprecher hat das E-Auto entsprechend einzuordnen gewusst: “Wir wollten kein Statement-Car, sondern ein funktionierendes Elektroauto für viele – und dabei vor allem zuhören, was Kund:innen brauchen.“ Dass dies gelungen ist, zeigt der Eindruck nach rund 100 Kilometern durch Stadt, Land und Küste. Im Detail müssen wir uns davon natürlich über einen längeren Zeitraum mit dem Stromer auseinandersetzen.

Keine Show, aber Substanz – ein gelungener Nachfolger des MG ZS EV

Der MGS5 EV ist kein Auto, das durch emotionale Inszenierung Aufmerksamkeit sucht. Stattdessen zeigt er sich als durchdachte, pragmatische Antwort auf die Frage, wie ein elektrisches Familien-SUV im Jahr 2025 aussehen kann – bezahlbar, gut ausgestattet, ordentlich verarbeitet und in der Topversion alltagstauglich auch über längere Strecken hinweg. Gerade in der getesteten Luxury Long Range-Variante überzeugt das Modell durch ein hohes Maß an Komfort, funktionale Technik und das beruhigende Gefühl, sich um wenig kümmern zu müssen.

Frontansicht des MGS5 EV

Der S5 EV verzichtet bewusst auf überbordende Displays oder verspielte Design-Experimente. Stattdessen trifft er den Nerv all jener, die ein solides E-Auto mit nachvollziehbarer Preisstruktur und unkomplizierter Bedienung suchen. Das Modell erfüllt diesen Anspruch ohne große Schwächen. Für MG ist der S5 EV mehr als ein Nachfolger des ZS EV. Es ist ein Schritt Richtung Reife – und ein Angebot, das man in diesem Preissegment ernst nehmen sollte.


Disclaimer: MG Motor hat zum Kennenlernen des MGS5 EV nach Nizza, Frankreich eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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