Nokia Design Archiv zeigt, wie Mobiltelefon-Designs entstanden
Zum Stöbern und für Forschungszwecke: Dieses Design-Archiv gibt tiefe Einblicke in Designprozesse aus der Technologiebranche. Und es lädt dazu ein, aktuelle technische Entwicklungen zu reflektieren. Wer kennt es noch, das sogenannte ...

Zum Stöbern und für Forschungszwecke: Dieses Design-Archiv gibt tiefe Einblicke in Designprozesse aus der Technologiebranche. Und es lädt dazu ein, aktuelle technische Entwicklungen zu reflektieren.
Wer kennt es noch, das sogenannte »banana phone«, das im Film »Matrix« im Jahr 1999 zu sehen war? Aus heutiger Sicht ist das zum einen ein wahrer Designklassiker, zum anderen erscheint es wie aus einer anderen Zeit. Ist es ja auch, denn mittlerweile liegen mehr als 20 Jahre Design- und Technologie-Entwicklungen dazwischen.
Die Aalto University hat kürzlich das Nokia Design Archive veröffentlicht, die leitende Forscherin ist Professorin Anna Valtonen. Dort gibt es zwei Jahrzehnte Designgeschichte von Nokia, Elektronikhersteller aus Finnland, zu entdecken.
90’s Retro-Vibes: Designgeschichte von Nokia
Wer in dem Online-Archiv beginnt herumzustöbern und eine Vorliebe für Oldschool-Designs aus der Technologiebranche hat, kann sich so einige Zeit damit beschäftigen. Es ist wie eine Reise in die 90er und 2000er Jahre – Zeiten, in denen viele Menschen noch gar kein Mobiltelefon besaßen oder sich ihr erstes gekauft haben. Zu sehen sind im Online-Archiv alte Modelle, aber auch Designkonzeptionen, die nie ihren Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben.
Zudem lassen einen die Designs schmunzeln, denn damals waren die Devices ja noch gar nicht smart. Es waren Telefone, mit denen Anrufe getätigt und Kurznachrichten geschrieben wurden. Keine Spur von Internetnutzung oder Social Media.
In Designprozesse und Visionen eintauchen
Das Nokia Design Archive ist ein Projekt der Aalto University Helsinki, Finnland. Das Ziel der Website ist, der Öffentlichkeit tiefere Einblicke in Designprozesse eines Technologieunternehmens zu geben, und zu zeigen, wie stark sich die digitale Welt im Vergleich zu heute gewandelt hat. Es ist ein Blick hinter die Kulissen, bei dem sich manche Menschen vielleicht frühere Zeiten ohne Smartphones oder KI zurückwünschen, wohingegen andere die technologischen Entwicklungen vorantreiben möchten, die unseren Alltag ständig verändern.
In jedem Fall ist das Design-Archiv-Portal ein wunderbarer digitaler Ort zum Stöbern. Dort finden sich Fotografien, Skizzen, Präsentationen, Interviews und zahlreiche Visualisierungen sowie Expert:innen-Analysen, die mehr als 700 kuratierte Einträge zeigen. Zeitlich reichen diese von den 90er Jahren bis in etwa hin zu 2017. Zudem gibt es ein nicht kuratiertes Repository mit digitalen Inhalten (von Microsoft Mobile zu Forschungs- und Bildungszwecken lizenziert).
Mensch, Technologie und Design
Die Forscher:innen der Aalto University bestehen teils aus Designer:innen, Designhistoriker:innen sowie Managementwissenschaftler:innen. Mit dieser vielseitigen Team-Zusammensetzung war es möglich, die verschiedenen fachlichen Blickwinkel mitzudenken. Ganz wichtig war es den Beteiligten, dass nicht nur die technologische Seite beleuchtet, sondern auch die Perspektive der Menschen gezeigt wird. Denn schließlich sind wir es, die Technik erst nach bestimmten Bedürfnissen entwickeln und dann benutzen.
»Als wir mit dem Projekt begannen, lag der Schwerpunkt auf den Objekten. Als wir starteten, das Material zu sichten, wurde uns bald klar, dass es um Menschen geht«, sagt der Designhistoriker Kaisu Savola.
Des Weiteren dokumentiert Professor Guy Julier: »Das Archiv erinnert uns daran, dass Technologien nicht auf magische Weise entstehen, sondern erforscht, erdacht, prototypisiert und getestet werden, und zwar nicht nur von Designern, sondern als Teil einer enormen professionellen Arbeit«.
Riesiges Netzwerk für Forschungszwecke
Design und Technologie sind immer eng miteinander verknüpft, das spiegelt sich auch beeindruckend im Webdesign des Online-Archivs wider. Öffnet man die Website, gibt es ein riesiges, sich bewegendes Netzwerk mit zahlreichen Verknüpfungspunkten zu sehen – wie eine eigene Designwelt. Auf der linken Seite kann man die Topics filtern nach Produkten, Designstrategien, Designprozessen oder Ästhetik.
Zudem gibt es die Option, die Darstellung als Network oder Timeline anzusehen. Je nach Klick öffnet sich wieder eine interaktive, grafische Darstellung mit zahlreichen Verbindungspunkten. Das Netz scheint ewig weiterzugehen.
Das Projekt ist für Forschungs- und Bildungszwecke frei zugänglich. Oder auch einfach zum Stöbern und Herumklicken, um sich damalige Designs und Prozesse anzuschauen und an Szenen aus Matrix zurückzudenken.
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