Monopol-Verfahren: Meta wollte Whatsapp und Instagram "killen". Muss der Konzern sie nun verkaufen?

Warum kaufte Facebook Instagram und Whatsapp? Das will aktuell ein Gericht von Gründer Mark Zuckerberg wissen. Eine US-Behörde will ihn zum Verkauf zwingen.

Apr 15, 2025 - 21:02
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Monopol-Verfahren: Meta wollte Whatsapp und Instagram "killen". Muss der Konzern sie nun verkaufen?

Warum kaufte Facebook Instagram und Whatsapp? Das will aktuell ein Gericht von Gründer Mark Zuckerberg wissen. Eine US-Behörde will ihn zum Verkauf zwingen.

Mit dem Kauf von Instagram und Whatsapp wollte Facebook sich eigentlich Konkurrenten vom Hals schaffen – und sich damit zum Monopolisten machen. Das glaubt die US-Wirtschaftsaufsichtsbehörde FTC. Sie will den Konzern vor Gericht zwingen, Whatsapp und Instagram wieder zu verkaufen. Gründer und CEO Mark Zuckerberg wehrte sich in seiner Aussage gegen die Vorwürfe – mit einer interessanten Taktik.

Bei der Klage, die aktuell vor dem Bezirksgericht des Distrikt von Columbia verhandelt wird, geht es vor allem um eine Frage: Hat Meta, beziehungsweise Facebook, mit Whatsapp und Instagram zwei Konkurrenten aufgekauft, um den Markt für sich zu haben? 

FTC-Anwalt Daniel Matheson will das beweisen können – und beruft sich ausgerechnet auf Aussagen von Zuckerberg selbst. 

Zuckerberg und die "Smoking Gun"

"Diese E-Mail wurde von jemandem geschrieben, der Instagram als Gefahr sieht", erklärte der Anwalt am Montag vor Gericht. "Von jemandem, der sich gezwungen sah, Milliarden von Dollar auszugeben, weil Meta dieser Gefahr nicht durch Wettbewerb begegnen konnte. Also haben sie die Rivalen aufgekauft, statt mit ihnen zu konkurrieren", berichtet "Politico" aus dem Gerichtssaal.

Tatsächlich sind die Mails teilweise ziemlich eindeutig. "(Facebook) Messenger kann es nicht mit Whatsapp aufnehmen. Instagram wächst so schnell, dass wir es für eine Milliarde kaufen mussten. Es läuft nicht gerade gut", soll Zuckerberg in einer Mail an seine Angestellten eingestanden haben. Das sei die "Smoking gun", ein eindeutiger Beweis, argumentierte Matheson. "Wir haben aber noch andere."

Verkauf von Instagram und Whatsapp würde Meta hart treffen

Würde Richter James E. Boasberg der Argumentation folgen, wäre es für Meta eine Katastrophe. Meta gibt zwar keine exakten Einnahmen für seine einzelnen Apps heraus, alleine Instagram soll nach Einschätzungen von Experten aber für knapp die Hälfte der Werbeeinnahmen des Konzerns verantwortlich sein, dieses Jahr sollen erstmals die 50 Prozent überschritten werden.

Müsste Meta die beiden Töchter verkaufen, wäre der Einbruch ihrer Werbeeinnahmen aber nicht das einzige Problem des Konzerns. Diese Einnahmen sind auch deshalb so hoch, weil Meta die Daten seiner drei Töchter miteinander verknüpft und so noch exakter zugeschnittene Werbung anbieten kann. Auch wenn diese Praxis in der EU bereits jetzt untersagt ist, dürfte ein Wegfallen der beiden Töchter diese Fähigkeit drastisch einschränken. Hinzu kommt, dass Facebook bei den jüngeren Zielgruppen eine immer kleinere Rolle spielt, während Instagram immer noch weiter wächst. Meta würde also ausgerechnet die vielversprechendste Tochter verlieren.

So argumentiert Meta

Kein Wunder, dass sich der Konzern mit Händen und Füßen gegen die Vorwürfe wehrt. Die FTC würde sein Unternehmen völlig falsch verstehen, erklärte Zuckerberg am Montag bei seiner Aussage, auch Meta-Anwalt Mark Hansen argumentiert in diese Richtung. Meta setzt dabei vor allem bei der Monopol-Definition der FTC an. Meta, so die Behörde, habe ein Monopol im Bereich der "persönlichen Sozialen Netzwerke" – und habe 80 Prozent Marktanteil gegenüber den einzigen Konkurrenten im US-Markt.

Doch das sei viel zu eng gefasst, argumentieren Zuckerberg und seine Anwälte. Das ist durchaus nachvollziehbar: Durch die Beschränkung auf persönliche Netzwerke blieben als Konkurrenten nämlich nur Snapchat und das in Deutschland kaum bekannte Netzwerk MeWe übrig, so die FTC. Der mit Abstand größte Konkurrent für Meta – Tiktok – wird aber komplett ausgeblendet.

Die Idee, dass es bei Instagram und Facebook vor allem um persönliche Verbindungen gehe, sei aber veraltet, sagte Zuckerberg am Montag vor Gericht. "Die große Mehrzahl der Erfahrungen drehen sich heute darum, Ihre Interessen zu erkunden, Unterhaltung und ähnliches", erklärte er. "Ich glaube, wir haben missverstanden, wie sich das soziale Engagement im Internet entwickelt hat", sagte Zuckerberg etwa über eine Entscheidung Facebooks, 2018 die Inhalte von Freunden zu priorisieren. 

"Die Leute haben sich einfach immer mehr mit Dingen beschäftigt, die nicht das waren, was ihre Freunde taten", erklärt er. Stattdessen hätten sie sich – wie bei Tiktok – immer mehr mit von Influencern und anderen geposteten Inhalten beschäftigt. Nur noch knapp 20 Prozent der konsumierten Inhalte stamme tatsächlich von Freunden, so seine Schätzung.

Kein Facebook für den Richter

Es ist der zweite Versuch der FTC, die Monopolbildung nachzuweisen. Bereits im Jahr 2020 wurde eine Klage der Behörde abgewiesen. Sie müsse sich "harte Fragen gefallen lassen, ob sich die Vorwürfe halten lassen", hatte Richter Boasberg bereits im vergangenen November betont. Selbst wenn die Behörde gewinnt, ist ihre Arbeit an dem Fall noch nicht beendet: Um einen Verkauf von Instagram und Whatsapp erzwingen zu können, müsste sie noch einmal separat nachweisen, dass ein Verkauf den Wettbewerb erhöhen würde. Der Richter muss sich jedenfalls keine Befangenheit vorwerfen lassen: Er habe noch nie einen der Meta-Dienste genutzt, gab er am Anfang des Verfahrens unumwunden zu. Ob das Meta hilft oder schadet, wird sich zeigen.

Quellen:Reuters, Politico, New York Times, The Verge