FEV Europe: Bürokratie bremst Batteriepass aus
Rückverfolgbarkeit, Restlebensdauer, Sekundärmarkt: Der Batteriepass verspricht viel, doch ohne offene Standards droht er zur Hürde zu werden. Der Beitrag FEV Europe: Bürokratie bremst Batteriepass aus erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Bei der diesjährigen „Advanced Battery Power“-Konferenz stand ein Thema besonders im Fokus: der Batteriepass. Dr. Francesco Maltoni, leitender Experte für Batteriesysteme beim Automobildienstleister FEV Europe, erläuterte im Gespräch mit Battery-News die Chancen und Herausforderungen des digitalen Lebenslaufs von Batterien.
Laut Maltoni erfüllt der Batteriepass drei wesentliche Aufgaben: „Er ermöglicht die Rückverfolgung der Batterielieferkette, schafft Transparenz für Endkunden zur Restlebensdauer und bildet die Grundlage für einen Sekundärmarkt gebrauchter Batterien.“ Gerade für günstige stationäre Speicherlösungen sei der Second-Life-Einsatz von Batterien von großem wirtschaftlichen Interesse, betonte er. Voraussetzung sei allerdings, dass Umwidmung und Bürokratie praktikabler gestaltet werden.
Angesichts der ambitionierten Ziele sieht Maltoni noch erhebliche Herausforderungen. Der Aufwand für Bürokratie, Testing und Implementierung sei „enorm“, was vor allem kleinere Unternehmen abschrecken könne. „Viele Industrie-Akteure setzen derzeit nur das absolute Minimum um – nicht aus mangelndem Willen, sondern weil der Aufwand im Vergleich zum Nutzen schlichtweg zu hoch erscheint“, erklärte er. Dennoch sieht er Potenzial: Wird der Batteriepass konsequent weiterentwickelt, könnte er als Plattform für neue Dienste wie Lebensdauervorhersagen oder Second-Life-Marktplätze dienen und so die Kreislaufwirtschaft tatsächlich fördern.
Mit Blick auf die neue EU-Batterieverordnung äußerte Maltoni gemischte Gefühle. Zwar seien die Ziele der Verordnung „absolut begrüßenswert“, jedoch mangele es an einem tiefgreifenden Anforderungsmanagement. Viele technische Konsequenzen seien nicht zu Ende gedacht. Besonders beim Zusammenspiel mit dem Batteriemanagementsystem (BMS) entstünden neue, bislang unterschätzte Herausforderungen – etwa im Bereich Cyber-Sicherheit, Konnektivität und Datenarchitektur. „In der Realität sind viele Unternehmen überrascht, wenn sie die tatsächliche Tragweite dieser Anforderungen erkennen“, so Maltoni.
Der Batteriepass ist ein interdisziplinäres Mammutprojekt
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Hoheit über die immensen Datenmengen, die der Batteriepass mit sich bringt. Große Akteure mit eigener Cloud-Infrastruktur könnten Daten strategisch nutzen, während kleinere Unternehmen auf Drittanbieter angewiesen seien. Offene Modelle auf Blockchain-Basis werden zwar erforscht, seien jedoch bislang zu teuer und ineffizient für die benötigten Datenmengen. Maltoni warnt: „Spannend wird sein, ob wir ein Abo-Modell erleben, bei dem man nur gegen Bezahlung auf bestimmte Daten zugreifen kann – oder ob der Zugang möglichst offen gestaltet wird.“
Technisch und organisatorisch sei der Batteriepass ein interdisziplinäres Mammutprojekt. Er betreffe nicht nur BMS-Hardware und -Software, sondern auch Cloud-Architektur, Cyber-Sicherheit, Lieferkettentransparenz und Ökobilanz. „Die Herausforderung besteht darin, vielfältige Kompetenzen zu koordinieren und hinter einer gemeinsamen Vision zu vereinen“, so Maltoni. Gerade für kleinere Unternehmen sei es schwer, in allen Bereichen auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Abschließend formulierte Maltoni eine klare Vision: „Mein größter Wunsch wäre eine dezentrale, öffentliche Blockchain-Infrastruktur als Standard, auf der alle Markt-Akteure unabhängig von ihrer Größe aufbauen können.“ Nur so könne der Batteriepass sein volles Potenzial entfalten – als echtes Werkzeug für die Kreislaufwirtschaft und nicht als bürokratische Hürde.
Quelle: Battery-News – „Der Batteriepass ist ein interdisziplinäres Mammutprojekt“
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