Gymanxiety: "Ich würde gerne ins Fitnessstudios gehen – aber traue mich nicht"

Unsere Autorin will gerne im Fitnessstudio mit Krafttraining beginnen, hat aber eine ausgeprägte "Gymanxiety". Was ihr helfen soll, schreibt sie hier. 

Apr 29, 2025 - 07:15
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Gymanxiety: "Ich würde gerne ins Fitnessstudios gehen – aber traue mich nicht"

Unsere Autorin will gerne im Fitnessstudio mit Krafttraining beginnen, hat aber eine ausgeprägte "Gymanxiety". Was ihr helfen soll, schreibt sie hier. 

Schon seit Längerem ist klar: Ich will endlich Muckis! Mit fast 40 spüre ich langsam, dass das wichtig wird. Nicht nur, weil mein Körper sich verändert, sondern auch, weil ich gerne eine ebenso fitte Seniorin sein möchte, wie meine 88-jährige Oma eine ist. Und da sich schon ab Anfang 30 unsere Muskeln langsam abbauen, wird Krafttraining immer wichtiger, je älter wir werden. 

Doch es ist nicht nur Prävention: Ich mag Muskeln einfach und deswegen hätte ich gern welche. Also trainiere ich bereits seit einigen Monaten zu Hause mit Eigengewichtsübungen. Aber ganz ehrlich: langsam wird’s langweilig. Zumal ich in meiner Stadtwohnung etwas eingeschränkt bin. Next-Level-Übungen wie Burpees oder Klimmzüge sind nicht drin. Ersteres um das Verhältnis zu meiner Nachbarin nicht zu zerstören, letzteres, weil ich Angst habe, mitsamt meinem Türrahmen abzustürzen, beim Versuch, meinen Körper in die Lüfte zu bewegen.

Die diffuse Angst, mich zu blamieren

Der Gang ins Fitnessstudio ist jetzt wohl die logische Konsequenz, wenn man sich die Bude nicht mit Gewichten vollstellen möchte. Nur leider hindert mich daran eine tiefsitzende Angst, mich im Freihantel-Bereich blöd anzustellen, Geräte falsch zu bedienen und Übungen nicht korrekt auszuführen. Dass ich damit nicht alleine bin, zeigt allein schon, dass es Begriffe für diese Angst gibt: Gymanxiety oder Gymintimidation (z. dt. "Angst vor dem Fitnessstudio") nennt sich diese soziale Angst. Sie beschreibt die Sorge, sich im Fitnessstudio zu blamieren oder beobachtet zu werden, insbesondere für Anfänger. Diese Angst kann aus verschiedenen Gründen entstehen, wie z.B. Unsicherheit über die Geräte, Sorge vor falscher Ausführung oder das Gefühl, beobachtet und bewertet zu werden. 

Gymanxiety – ein Frauenproblem?

Ja! Unterschiedliche Studien berichten, dass zwischen 80 und 94 Prozent der befragten Frauen häufig oder zumindest manchmal Angst, Unsicherheit oder Furcht im Zusammenhang mit dem Besuch eines Fitnessstudios empfinden. Bei den Männern sind nur etwa 17 Prozent von Gymanxiety betroffen.

Zahlen, die nicht überraschen, waren und sind weibliche Körper schon immer Bewertungen sowohl von Männern als auch von Frauen ausgesetzt. Wer sich also in den Freihantelbereich traut, bringt vermutlich schon ein Selbstbewusstsein mit, das nicht so schnell zu erschüttern ist. Sicherlich ist auch eine positive Einstellung zum eigenen Körper hilfreich. Aber dass die Verunsicherungen vergangener Jahrzehnte tief sitzen und nicht einfach abgestellt werden können, zeigt sich in diesen Ängsten – auch wenn sie womöglich unbegründet sind.

Raus aus der Komfortzone

Genau deshalb ist es vor allem Diversität, die mir ein richtig gutes Gefühl in der Muckibude gibt. Weshalb man mich bisher auch immer nur auf dem Laufband und mit den Senioren im eGym-Zirkel gesehen hat. Eben dort, wo ich mich sicher fühle. Denn immerhin habe ich zwei Schritte bereits gemacht: Ich habe mich angemeldet und ich war schon da. Jetzt will ich mich aber endlich an die Geräte und Hanteln trauen. Also habe ich Tipps und Coping-Strategien recherchiert, die mir gegen Gymanxiety helfen sollen. Und dir natürlich auch.

13 Tipps gegen Gymanxiety

1. Eine Einführung mit einem oder einer Trainer:in vereinbaren
Ein Probetraining in den Bereichen, in die man sich nicht traut, kann erste Hürden abbauen. Wichtig ist aber auch, danach regelmäßig in diesen Bereichen zu trainieren, damit Routinen entstehen und Ängste verschwinden.

2. Randzeiten nutzen
Frühmorgens, spätabends oder mitten am Tag (unter der Woche) ist oft weniger los und das hilft dabei, sich wohler zu fühlen.

3. Frauenbereich?
Einige Studios bieten auch Frauenbereiche an, die abseits des Hauptgewichtsraums Komfort bieten können.

4. Einen Plan haben
Einen Plan zu haben (z. B. Oberkörper Push, 3 Sätze Bankdrücken, Schulterdrücken, etc.), bietet Sicherheit.

5. Mit Freundinnen gemeinsame Sache machen
Zusammen fällt vieles leichter. Gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin zu trainieren, gibt Sicherheit, Motivation und macht die Umgebung vertrauter.

6. Kurse austesten
Aktivitäten, die soziale Interaktion und fachkundige Anleitung kombinieren, machen Spaß und stärken das Selbstvertrauen. Ein guter Instruktor sorgt dafür, dass jede:r sich wohlfühlt. 

7. Kleidung zum Wohlfühlen
Lieber etwas Bequemes tragen und sich wohlfühlen, als "cool aussehen".

8. Starte mit einfachen Geräten
Maschinen sind oft leichter zu bedienen als freie Gewichte und deshalb ideal für den Einstieg.

9. Studiotour
Sich mit dem Studio bekannt und vertraut zu machen, verringert die Angst vor dem Unbekannten.

10. Vermeide den Vergleich mit anderen
Immer wieder bewusst machen: Jeder hat mal angefangen. Und wenn man mal genau darauf achtet, merkt man schnell: Die meisten Leute achten nur auf sich selbst und sind mit ihrem eigenen Training beschäftigt.

11. Kopfhörer & Musik
Musik kann mental abschirmen und den Fokus stärken, wie ein kleiner Schutzschild.

12. Kleine Ziele
Statt "Ich muss eine Stunde durchpowern", reicht erstmal: "Ich gehe 20 Minuten auf den Crosstrainer", um Selbstvertrauen aufzubauen.

13. Frage nach Rat
Das Personal ist genau dafür da, Hilfestellung zu geben. Die Trainer beantworten gerne Fragen, zeigen die richtige Nutzung der Geräte und erstellen einen individuellen Trainingsplan.

Es ist ok, nervös zu sein

Der vermutlich wichtigste Tipp: Konsistenz. Es ist okay, nervös zu sein. Aber natürlich weiß ich auch aus anderen Lebensbereichen, dass es von Mal zu Mal besser wird. Dranbleiben.