Neuer Schwung

Sport wirkt sich verjüngend aus, das kann sogar der Autor dieser Zeilen bestätigen, welcher keiner Sportart auch nur ansatzweise zuneigt. Es gab aber gerade, das ist vom Wochenende noch eben nachzutragen, diesen Marathon in der Stadt. Sogar einen mit erneuertem Streckenrekord, las ich, bei vermutlich bestem Laufwetter. Sonnig, nicht zu warm, ein kühlendes Windchen wehte.... Der Beitrag Neuer Schwung erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Apr 29, 2025 - 05:25
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Neuer Schwung

Sport wirkt sich verjüngend aus, das kann sogar der Autor dieser Zeilen bestätigen, welcher keiner Sportart auch nur ansatzweise zuneigt. Es gab aber gerade, das ist vom Wochenende noch eben nachzutragen, diesen Marathon in der Stadt. Sogar einen mit erneuertem Streckenrekord, las ich, bei vermutlich bestem Laufwetter. Sonnig, nicht zu warm, ein kühlendes Windchen wehte. Es lief, man lief, und wie man lief. Mir war es wie immer egal.

Am Nachmittag ging ich durch die Stadt. Erst durch die good old Innenstadt, durch mein Revier. Dann flanierte ich runter zum neuen Einkaufsriesending am Hafen. Denn ich muss als Hamburger Blogger ab und zu pflichtgemäß nachsehen, wie sich dort alles entwickelt und ob überhaupt. Es war dann aber gar nicht die Architektur oder die Shopping-Infrastruktur, die Wirkung der Locations, die ich diesmal interessant fand, es waren eher all die desaströs erschöpften Menschen, die am Vormittag am Marathon teilgenommen hatten. Und die sich jetzt, wie man es im Tagestourismus unweigerlich so macht, noch hier und da etwas herumtrieben, bevor sie die Stadt dann in Scharen wieder verließen.

Sie waren leicht zu erkennen, diese Menschen mit dem ausgeprägten Interesse am eskalierenden Galopp. Nicht nur an den Standardrucksäcken vom Sportevent und den dazu passenden kurzen Hosen, auch am seltsamen Gang. Sie hatten sich sämtlich Blasen, Krämpfe, Wölfe und anderes gelaufen. Sie hatten sich beim endlosen Laufen dies und das nachhaltig verzogen und verbogen, und so gingen sie dann auch. Als hätte man einer ganzen Heerschar von Komparsen zugerufen, sie mögen bitte einmal Marathonläuferinnen und -läufer nach dem Zieleinlauf parodieren, so übertrieben laientheaterhaft sah es in vielen Fällen aus. Wie sie da karikaturhaft bemüht x- oder auch o-beinig herumgingen, wie sie enderschöpft humpelten, schlurften und lahmten, es war teils zum Gotterbarmen.

In den sozialen Medien sah ich nebenbei das Bild eines Marathonlaufs, es war nicht in Hamburg, da stand eine Frau an der Strecke und hielt ein Pappschild hoch, wie es in Motivationskreisen üblich ist, aber auf ihrem stand groß: „Why?“. Das Bild passte ausgezeichnet zu den Nachwirkungen, die mir in diesen Stunden überall begegneten.

Ich dagegen hatte keinen Sport gemacht. Ich ging normal, also schnell wie immer und gut gelaunt. Und ich merkte immer öfter im Vergleich zu den desolaten Sportopfern in lazarettreifer Haltung um mich herum, dass ich federnd ging, in guter Haltung und einfach bestens in Form. Ich zog also an allen vorbei und fühlte mich etwa zwanzig Jahre jünger. Eine angenehme, erfreulich belebende Erfahrung.

Für das nächste Jahr werde ich es mir gleich im Kalender vormerken, nach dem Marathon einen besonders langen Spaziergang zu machen. Um wieder neuen Schwung aufzunehmen, nur durch vergleichende Betrachtung, denn wie einfach und einladend ist das denn.

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Das neue Einkaufszentrum wurde bisher übrigens viermal wegen Feueralarm geräumt, die Innenstadt dagegen kam in diesem Zeitraum ohne besondere Vorkommnisse durch. Ich werte das als leichten Punktvorteil für den alten Stadtkern. Aber ein neutraler Beobachter bin ich dabei nicht, ich möchte die Innenstadt oder in großmütigen Momenten auch beide gewinnen sehen, nicht aber nur die Neubauten.

So viel Parteinahme muss schon sein.

Eine Außentreppe am Westfield-Einkaufszentrum

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Wiederum habe ich einige Menschen auf Youtube gefunden, denen ich gerne bei der Arbeit zusehe: The Bleachers. Die kannte ich nicht, aber wenn man etwas über die Band nachliest, wird klar, dass man zumindest den Leadsänger Jack Antonoff durchaus kennen könnte. Vor allem wohl, wenn man etwas jünger wäre, was nicht als Sehnsuchtsbekenntnis gemeint ist, nur als sachliche Einordnung. Er arbeitete mit Taylor Swift etc., und da ist meine Altersgruppe bekanntlich oft raus.

Aber dieses Kleinkonzert fand ich jedenfalls gut. Wobei man sich bei der Reihe ohnehin jederzeit feststehen kann.


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