Journal Montag, 28. April 2025 – Recht auf Familiengeschichte?

Was mich dieser Tage beschäftigt: Wenn Eltern selbst als Kinder/Jugendliche sehr Schlimmes erlebt haben, gar in der eigenen Familie: Wie gehen sie damit gegenüber ihren Kindern um? Erzählen sie es überhaupt? Wann, wie, wieviel erzählen sie, sollten sie erzählen? Auch wenn es wahrscheinlich sehr auf den Einzelfall und die konkreten Personen ankommt: Wo ist die […]

Apr 29, 2025 - 05:23
 0
Journal Montag, 28. April 2025 – Recht auf Familiengeschichte?

Was mich dieser Tage beschäftigt:

Wenn Eltern selbst als Kinder/Jugendliche sehr Schlimmes erlebt haben, gar in der eigenen Familie: Wie gehen sie damit gegenüber ihren Kindern um? Erzählen sie es überhaupt? Wann, wie, wieviel erzählen sie, sollten sie erzählen? Auch wenn es wahrscheinlich sehr auf den Einzelfall und die konkreten Personen ankommt: Wo ist die Grenze zwischen Schonen und Verheimlichen?

Haben auch Mütter und Väter ein Recht darauf, das Wiedererleben durch Erzählen zu verweigern?

Ich erinnere mich nur an Lektüre der Kinder-Perspektive, sei es in der Fiktion oder als Sachtext: Da geht es um Menschen, die entweder “dunkle Familiengeheimnisse entdecken”, wie es gern formuliert wird,1 oder die mit der Last der elterlichen Erlebnisse fertig werden müssen. Aber was ist mit den eigentlichen Opfern in einer Eltern-Position?
Gibt es vielleicht dafür professionelle, spezialisierte Begleitung?

Denn sicher interessieren sich Kinder beim Heranwachsen irgendwann für die Biografien ihrer Eltern, sei es aus persönlicher Zugewandtheit, aus Neugier auf die Familiengeschichte oder weil sie ihre Eltern besser verstehen möchten. (Im schlechteren Fall weil irgendwas in der Beziehung zu ihnen schief läuft.) Gibt es ein moralisches Recht auf Familiengeschichte?

§

Letzte Schlafphase vor Weckerklingeln mit unangenehmen Träumen, in denen sich Menschen mir gegenüber illoyal verhielten, bei denen mich das besonders schmerzte.

Marsch zur Arbeit in angenehmer Frühlingsluft, geordnete Bürotätigkeit, während es draußen immer sonniger wurde.

Spaziergang zu Mittagscappuccino im Westend über Apotheken-Einkauf und bereits hemdsärmlig.

Auf dem Fensterbrett eines Cafés auf einem Metalltablettchen Cappuccino und ein Gläschen Wasser, eine Vase mit Blumen, davor sonnenbeschienene Straße

An einer hellen Altbaufassade in der Sonne klettert eine lila blühende Pflanze

Der Duft!

Ein schöner Juni-Vormittag mit Hitze-Ahnung. Nur dass es halt noch April ist.

Am Schreibtisch tauchte ich tief in die Umsetzungsvariante des Bundesreisekostengesetzes ein, die für mich relevant ist, summte beim Durchrauschen meiner gut bezahlten Arbeitsstunden das Mantra: “Es geht nicht darum Geld zu sparen, sondern die Regeln einzuhalten.” (Hat der Bundesrechnungshof eigentlich schonmal eine öffentliche Einrichtung gerügt, weil sie Steuergelder für zusätzliche Stellen zur Einhaltung der Bundesrechnungshof-Anforderungen vergeudet?)

Zu Mittag gab es selbstgebackenes Dänenbrot sowie Mango mit Sojajoghurt (immer noch nicht langweilig – und die gestrige Version besonders köstlich).

Bisschen Stubenfliegenhirn-iger Nachmittag, draußen weiter Sommer.

Heimweg über kurzen Obstkauf, zu Hause die Tages-Ration Pilates. Dann zog ich mich wieder vollständig an, denn Abendessen sollte es aushäusig geben: Auf dem Frühlingsfest auf der Theresienwiese.

Buntes Karussel in der Sonne, wenige Menschen davor

Autoscooter vor blauem Himmel mit einem großen Schriftzug "Distel"

Im Vordergrund auf einer weißen Papierserviette ein Langos mit viel geriebenem Käse, im Hintergrund ein Jahrmarktskarussel

Es gab Langos mit Sauerrahm und Käse, köstlich. Als Nachtisch bekam ich eine Schoko-Banane – in perfektem Reifezustand, ich genoss sie sehr. Stand der Volksfest-Kulinarik: Jetzt auch an mehreren Ständen die Leuchtschrift “vegan” (z.B. bei Churros).

Vor blauem Himmel ein Holzgestell mit einem Schild "Proseccostüberl", im Hintergrund ein Kirchturm

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie München kann es werden?

Buntes Karussel mit Schriftzug "Musik-Express" vor blauem Himmel in Abendsonne

Awww, das gab es schon in meiner Jugend!

Auch der Spaziergang in der Abendsonne und ohne Jacke war wundervoll. Daheim noch Osterschokolade.

§

Kürzlich erzählte ich Herrn Kaltmamsell von einem Menschen, den ich eben persönlich kennengelernt hatte, und schloss die Beschreibung des Kennenlernens mit: “War mir sympathisch.” Worauf Herr Kaltmamsell mich fragte, ob das auch mal anders sei. Erst dadurch wurde mir klar: Neue Menschen persönlich sind mir eigentlich immer erstmal sympathisch. Selbst wenn ich befremdet bin, selbst wenn ein Teil von mir vor ihnen auf der Hut ist – erstmal Wohlwollen. Ich muss schon als Erstes an ihnen persönlich und live eine böse Tat sehen (z.B. Aggression oer Arschlochigkeit), damit sie mir auf den ersten Blick unsympathisch sind.

§

Auch mal loben. Das tut zum Beispiel Kathrin Hollmer in Übermedien die Apotheken Umschau:
“Frauen, die die Welt erklären”.

Bis vor ein paar Jahren habe bei der Auswahl von Expert:innen niemand auf deren Geschlecht geachtet, sagt Julia Rotherbl im Gespräch mit Übermedien. Als sie 2021 Chefredakteurin der „Apotheken Umschau“ wurde, fing sie an, in den Ausgaben durchzuzählen. „In manchen Heften wurden 80 Prozent Experten und 20 Prozent Expertinnen zitiert“, sagt sie. Ihr liebstes Beispiel: In einem Artikel über Mammographie antwortete auf die Frage, ob die Untersuchung schmerzhaft sei, ein Mann, der einer gynäkologischen Fachgesellschaft vorsitzt. „Das ging mir so gegen den Strich“, sagt Rotherbl. „Man muss keine Brüste haben, um ein Brustkrebsexperte zu sein, aber bei der Frage sollte doch wohl jemand mit Brüsten zu Wort kommen.“

  1. Floskeliert? Antrag auf Einführung dieses Begriffs für Formulieren als Floskel.