Fremdgehen mit Erlaubnis: Eine Bereicherung oder das Aus für die Beziehung?

Eine Affäre bedeutet für viele Paare die Trennung. Doch wie sieht es aus, wenn man mit Erlaubnis fremdgeht? Ein Experte klärt auf.

Mai 5, 2025 - 12:21
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Fremdgehen mit Erlaubnis: Eine Bereicherung oder das Aus für die Beziehung?

Eine Affäre bedeutet für viele Paare die Trennung. Doch wie sieht es aus, wenn man mit Erlaubnis fremdgeht? Ein Experte klärt auf.

Sexueller Frust, fehlende Aufmerksamkeit, der Reiz von Neuem – es gibt einige Gründe, die vergebene Partner:innen dazu bringen, untreu zu werden. In aller Regel: heimlich. Bis irgendwann doch alles ans Licht kommt. Wieso also nicht gleich mit offenen Karten spielen und eine Erlaubnis zum Fremdgehen aussprechen? 

In den Medien kursierten zuletzt sogar einige Geschichten, in denen es hieß, ein solch "offener Seitensprung" könne Beziehungen bereichern – und gar nicht das Aus bedeuten, mit dem Fremdgehen oft gleichgesetzt wird. Aber für wen eignet sich eine Erlaubnis zum Fremdgehen? Sollte sie immer für beide oder nur eine Seite gelten? Und mit welchen Folgen muss gerechnet werden?

"Was einmal geschehen ist, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen"

Gemeinsam mit dem Beziehungscoach Olaf Schwantes aus Hannover versuche ich, Antworten auf all diese Fragen zu finden. "'Fremdgehen mit Erlaubnis' ist ein großes Abenteuer und zugleich ein emotionales Minenfeld. Es braucht absolute Ehrlichkeit und klare Absprachen, damit es nicht die Beziehung sprengt", beginnt der Experte. 

"Damit das nicht passiert, kann es hilfreich sein, sich zunächst in einem sicheren, semi-anonymen Rahmen auszuprobieren, etwa in einem Swinger-Club oder bei speziellen Events wie einer 'Nacht der Masken'. So könnt ihr gemeinsam erleben, was es emotional mit euch macht, bevor ihr euch auf eine echte 'Einzelerlaubnis' einlasst." Schwantes macht jedoch ganz klar: "Eines ist sicher: Was einmal geschehen ist, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen."

Aber von vorne: Wieso wollen Paare überhaupt eine Fremdgeh-Erlaubnis?

Warum sich Paare offiziell genehmigen, mit anderen Menschen intim zu werden, ist ganz individuell. Dem Beziehungscoach zufolge seien vor allem drei Gründe verantwortlich:

  1. "Aus Angst, den Partner oder die Partnerin zu verlieren"
  2. "Aus Liebe und Vertrauen: um Erfahrungen innerhalb der Beziehung zu ermöglichen, statt sie heimlich zu leben"
  3. "Aus dem Wunsch heraus, unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse zu leben, ohne sich selbst zu verbiegen"

Sex stellt generell eine mögliche Ursache dar, zum Beispiel auch dann, wenn eine Person in der Partnerschaft keine Lust mehr verspüre oder ihn durch körperliche Einschränkungen nicht mehr erleben könne.

Für wen und wann ist das Prinzip (nicht) sinnvoll?

Die Fremdgeh-Erlaubnis sollte, auch wenn nur eine Person den Wunsch danach hat, grundsätzlich immer für beide Partner:innen gelten, erklärt Olaf Schwantes: "Alles andere birgt die Gefahr von Ungleichgewicht, Machtspielen und innerem Groll, ein Nährboden für spätere Konflikte." Darüber hinaus sei es eben wichtig, die Regeln gemeinsam und auf Augenhöhe zu vereinbaren.

Nützlich könne dieser Schritt sein, wenn ihm weder ein Mangel noch Angst zugrunde liegt – sondern Wachstum und Freiheit. Verläuft die Partnerschaft aber ohnehin schwierig und wird schon über eine Trennung nachgedacht, ist es keine Lösung. Oder wenn "eine:r von euch tiefe Zweifel oder Unsicherheiten verspürt, du emotionale Auseinandersetzungen scheust oder du dich mit anderen (Sexual-)Partner:innen vergleichst", so der Experte.

Und dann? Die Folgen liegen zwischen "Himmel und Hölle"

Mit welchen Folgen muss man nach einer Erlaubnis zum Fremdgehen rechnen? "Mit allem zwischen Himmel und Hölle. Solange es nur Theorie ist, klingt es aufregend. Doch wenn Realität und Emotionen aufeinandertreffen – etwa wenn die oder der Partner:in tatsächlich gerade mit jemand anderem intim ist – spürt man die wahren Konsequenzen. Und die sind selten kalkulierbar", gibt Schwantes zu Bedenken.

Es könne die Ehrlichkeit und Freiheit in der Beziehung vertiefen, oder aber das Vertrauen irreparabel beschädigen. "Emotionale Sicherheit ist für viele essenziell und genau die kann hier schneller als erwartet auf dem Spiel stehen", ergänzt er.

Fazit: Wenn fremdgehen, dann offen und ehrlich

Wie so oft gibt es am Ende kein "richtig" oder "falsch", keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, ob eine einmalige Erlaubnis zum Fremdgehen nun eine Bereicherung oder das Aus für die Beziehung ist. "Doch schon das offene Gespräch darüber ist ein großer Vertrauensbeweis und Gewinn", findet Olaf Schwantes, "Viele wählen stattdessen den Weg des heimlichen Fremdgehens." Eines können wir also zumindest festhalten: eine offene und ehrliche Kommunikation ist stets am besten.