Warren Buffett: Rücktritt bei Berkshire Hathaway – 5 Analysten zollen ihm Tribut
Warren Buffett tritt als CEO von Berkshire Hathaway zurück ‒ was wird von ihm bleiben? Der Artikel Warren Buffett: Rücktritt bei Berkshire Hathaway – 5 Analysten zollen ihm Tribut ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

Am vergangenen Samstag ließ Starinvestor Warren Buffett die Bombe platzen und verkündete seinen Rücktritt als CEO der Investmentholding Berkshire Hathaway zum Jahresende â nach rund 60 Jahren im Amt. Laut seiner Aussage wusste davon nicht einmal sein Nachfolger Greg Abel.
Obwohl man im Nachhinein schon den einen oder anderen Hinweis hätte erkennen können: Sein Aktionärsbrief hatte einen spürbar anderen Ton und der Tod des kongenialen Charlie Munger im November war ein einschneidendes Ereignis für ihn. Und dann gibt es da ja auch noch den derzeit gut verzinsten Geldberg von fast 350 Mrd. US-Dollar, der seinen Nachfolgern alle Möglichkeiten eröffnet.
Unsere Analysten der Aktienwelt360 wollen trotzdem nach vorne blicken und vor allem eine Frage klären: Was bleibt von Warren Buffett auch in Zukunft bei Berkshire Hathaway und in der Aktienwelt erhalten? Hier sind einige spannende Perspektiven!
Peter Roegner
Die weite Welt des Internets hielt erst Ende der 90er-Jahre Einzug ins Hause Roegner. Nur so ist es zu erklären, dass ich erst 2001 und damit zwölf Jahre nach dem Beginn meiner „Börsenlaufbahn“ Notiz von Warren Buffett nahm. Natürlich hatte ich den Namen vorher schon gehört, aber in dieser beinahe antiken Zeitperiode – die Älteren können sich vielleicht erinnern – gestaltete sich das Finden von Informationen noch etwas schwieriger als heute.
Als ich mich aber wirklich mit Buffett und Berkshire Hathaway beschäftigte, wuchs mein Interesse immer mehr, vor allem, als ich bemerkte, wie sehr ich mich mit seiner Investitionsphilosophie identifizieren konnte. Buffetts Lehrmeister Benjamin Graham sagte einmal: „Entweder verstehst du Value Investing in fünf Minuten oder du verstehst es nie.“ Bei mir dauerte es keine fünf Minuten …
Seitdem ist Buffett für mich ein Vorbild, wenn es um das Investieren geht. Seine bekannten Zitate wie „Preis ist, was du bezahlst; Wert ist, was du bekommst“ oder „Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und sei ängstlich, wenn andere gierig sind“ sind einerseits durch den häufigen Gebrauch ziemlich abgenudelt, aber andererseits immer noch wahr und Basis jedes erfolgreichen Portfolios (war da eigentlich Anfang April irgendetwas mit fallenden Kursen und Angst im Markt?).
Somit hat Buffett dafür gesorgt, dass ich mich so intensiv für die Aktienanlage interessiert habe, dass sie heute sogar mein Beruf ist. Daneben bleiben die Erinnerungen an drei Berkshire-Hauptversammlungen, die ich vor Ort in Omaha besucht habe. Das Steak in Buffetts Lieblingsrestaurant Gorat’s, der Besuch seines Wohnhauses (leider nur von außen) und insbesondere der kurze persönliche Kontakt im Rahmen eines Meet and Greet 2004.
Und natürlich bleiben auch der von Buffett signierte 10-Euro-Schein und die Berkshire-Aktien â mein ältestes Investment und eines meiner erfolgreichsten.
Danke, Warren!
Peter Roegner besitzt Aktien von Berkshire Hathaway (B-Shares). Von Peter betreute Depots besitzen Aktien von Berkshire Hathaway (B-Shares).
Ralf Anders
Ich wurde in den 90ern eher bei André Kostolany und Heiko Thieme börsentechnisch sozialisiert und habe mich vor zehn Jahren schon etwas gewundert, warum wir über diesen Warren Buffett praktisch täglich Artikel publizieren. Ich habe auch ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu Berkshire. Wie kann es sein, dass eine Holding mit dermaßen hohen Cashflows niemals Dividenden bezahlt? Ich nannte es einmal abschätzig Empire Building und es widerstrebt mir auch heute noch etwas. Buffetts Zeit bei Berkshire läuft nun ab, aber die Holding ist für die Ewigkeit angelegt. Ob all seine Nachfolger die Fähigkeiten von Buffett und Munger verinnerlicht haben werden, um diesem Anspruch gerecht zu werden?
Bisher hat es sich jedenfalls für Anleger ausbezahlt, die Gewinne in der Holding zu belassen, um sie zu reinvestieren. Wobei sie in den letzten Jahren erstaunlich wenig investiert hat und stattdessen auf Staatsanleihen setzte, die zwar gute Zinsen bezahlen, sich aber angesichts des Wertverfalls des US-Dollars aus Schweizer und Euroland-Sicht zuletzt schlecht rentierten. Selbst als viele Aktien im Herbst 2022 enorm günstig zu haben waren, hat Berkshire keine Großinvestition gewagt. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass die gigantisch große Holding eben auch gigantisch große Deals machen muss, damit es Relevanz hat. Eine schlanker aufgestellte Danaher, die immer mal wieder etwas abspaltet, kann auch mit mittelgroßen Transaktionen etwas bewegen.
Für mich wird Warren Buffett dennoch mein Börsenleben lang als wichtiger Orientierungspunkt im Kopf bleiben. Die von Peter genannten Zitate sind ein großartiger Kompass für die Aktienauswahl, und seine Weisheit und Lebensführung sind inspirierend.
Ralf Anders besitzt keine Aktien von Berkshire Hathaway oder Danaher.
Vincent Uhr
Von Warren Buffett wird meiner Meinung nach viel erhalten bleiben. Ob die Menschen auch in 100 Jahren noch vom legendären Investor sprechen, der schon als Kind Coca-Cola-Sixpacks für 25 Cent kaufte und jede Dose für 5 Cent weiterverkaufte? Etwas sicherer bin ich mir, dass sein Coca-Cola-Investment von 400 Mio. Anteilsscheinen uns Aktionären von Berkshire Hathaway erhalten bleibt.
Genau hier bin ich bereits bei meinem wichtigsten Punkt: Ich denke, dass Warren Buffett â um es mit Ralfs Worten zu sagen â ein Investment-Empire aufgebaut hat, dessen Kernpositionen noch viele Jahre und Jahrzehnte erhalten bleiben. Coca-Cola gehört dazu, aber noch viel mehr die verbundenen Unternehmen wie Berkshire Hathaway Energy, das Eisenbahngeschäft, die Versicherungen. Ja, selbst See’s Candy, wenn wir bei den einzelnen kleineren Geschäften bleiben wollen.
Zudem dürfte er sicherstellen, dass seine Art des Investierens erhalten bleibt. Mit Greg Abel ist einer seiner Zöglinge sein Nachfolger. Selbst seine rechten Hände Ted Weschler und Todd Combs haben ähnliche Gedankengänge wie der Starinvestor. Das heißt: Sie werden auch in Zukunft in seiner Manier Geld anlegen. Möglicherweise ein wenig mehr Tech-Esprit in die Beteiligungen hereinbringen, weil es eher ihrem Circle of Competence entspricht. Aber auch das Beibehalten des eigenen Circle of Competence riecht nach der DNA von Warren Buffett und bleibt ein zeitloser Grundsatz für die Beteiligungsgesellschaft.
Hoffentlich bleibt uns auch seine Art des Geschäftemachens erhalten. Denn Warren Buffett zeigt auch mit seinem Rücktritt erneut, dass er seine Aktionäre als Partner sieht. Partner, die er transparent und frühzeitig über seinen Weggang informiert, so, wie es sich für einen Unternehmenslenker mit einer gewissen Reputation gehört. Danke auch dafür, Warren Buffett!
Vincent Uhr besitzt Aktien von Coca-Cola und Berkshire Hathaway.
Henning Lindhoff
Warren Buffetts Abschied als CEO von Berkshire Hathaway zum Jahresende markiert für uns Börsianer eine historische Wegmarke – und für mich persönlich einen Moment, um laut „Danke“ zu sagen. Seit meinem ersten Aktien-Trade im Jahr 2000 war seine Strategie mein Nordstern. Jetzt, da er nach fast 60 Dienstjahren das Ruder übergibt, lohnt es sich, noch einmal einzutauchen, warum es wahrscheinlich nie wieder einen Investor seines Kalibers geben wird.
Buffett ist das perfekte Zusammenspiel aus Genie und Besessenheit. Seit er 1942 im zarten Alter von elf Jahren seine ersten Aktien erwarb, liest er hingebungsvoll Geschäftsberichte. Wie viele waren es seitdem? Die Zahl ist mit Sicherheit sechsstellig, nehme ich an. Diese Datenflut speicherte er mit einem nahezu unmenschlichen Erinnerungsvermögen ab. Noch heute zitiert er wörtlich aus Fachbüchern, die er vor fünf Jahrzehnten gelesen hat.
Doch Talent erklärt nur einen Teil des Phänomens. Ebenso entscheidend war die Epoche, in die Buffett hineingeboren wurde. Mitte der 1950er-Jahre war der Aktienmarkt weitgehend unerschlossen, Indexfonds existierten nicht und die Menschen bestaunten Computer noch in Science-Fiction-Romanen. Buffett fischte dort, wo niemand sonst seine Angel auswarf, kaufte winzige Nebenwerte, in die er teils mehr als ein Drittel seiner Partnerschaftsgelder steckte. Zwischen 1957 und 1968 erzielte er damit 25 % Durchschnittsrendite pro Jahr.
Den dritten Joker lieferte Berkshire Hathaway. Mit der Textilruine als Hülle baute Buffett das vielleicht genialste Investmentvehikel aller Zeiten. Keine Ein- und Auszahlungen nervöser Anleger, keine Management- oder Performancegebühren – dafür aber freie Hand, um Cash in Eisenbahnen, Versicherern oder schlichten Geldmarktprodukten zu parken. Strukturell war Berkshire damit das Gegenteil prozyklischer Fonds, die immer dann kaufen müssen, wenn es teuer wird, und verkaufen, wenn es billig ist.
Aus dieser Matrix erwuchs ein Rekord für die Ewigkeit: 19,9 % annualisierte Rendite über fast sechs Jahrzehnte. Für uns bei Aktienwelt360 setzt das die Benchmark. Und Buffetts Kernprinzip bleibt gültig wie eh und je: erst verstehen, dann investieren. Seine Lektionen sollten wir weiter studieren – schon aus Respekt vor einem Mann, der aus dem Lesen von Geschäftsberichten eine Kunstform gemacht hat.
Henning Lindhoff besitzt Aktien von Berkshire Hathaway.
Florian König
Warren Buffett hat geliefert, was die meisten von ihm erwartet haben: Planbarkeit und Verlässlichkeit. Auch sein Rücktritt mit einem Zeithorizont von mehr als einem halben Jahr entspricht genau diesem Prinzip. Das hat mich als Investor angezogen. Nachdem ich einmal kräftig bei einem Fonds danebengegriffen hatte, der sich sogar als Anlagebetrug herausstellte, wollte ich alles über gutes Investieren mit langfristigem Zeithorizont wissen und verstehen. Irgendwie führte mich dieser Gedankengang fast automatisch zu Warren Buffett.
Was bleibt nach seinem Abgang als CEO? Er und Charlie Munger haben die Macht des Zinseszinseffekts wahrscheinlich am besten verstanden und eine Basis geschaffen, um diesen langfristig wirken zu lassen. Die Basis ist die Holding, die durch Versicherungsbeiträge Monat für Monat viel Geld erhält und dieses einsetzen kann, da die Schäden erst weit in der Zukunft liegen. Die Versicherungen sind so ausgerichtet, dass sie durch die Übernahme von Risiken langfristig Gewinne erwirtschaften. Das Anlegen von Geld in gute Aktien wie Apple und American Express erzeugt noch einmal einen zusätzlichen Turbo. Warren Buffett hat verstanden, wie man bei seinen Anlagen einen kleinen Hebel nutzt, ohne zu groß ins Risiko zu gehen. Dazu hat er auch die Emotionen des Aktienmarkts studiert und wollte sich diesen nicht aussetzen. Durch die Holding hatte er beständiges Kapital und war nicht mehr von den Emotionen von Fondsanleger & Co. abhängig.
Hinzu kommt seine gelebte Sparsamkeit und Bescheidenheit, die das Wunder â den Zinseszinseffekt â noch verstärkt hat. So lebt er beispielsweise seit 60 Jahren in demselben Haus und ist auch bei seinen Autos sehr bodenständig. Neuen Aufnahmen zufolge fährt er aktuell einen Cadillac CTS aus dem Jahr 2017 im Wert von grob 30.000 Euro, während seine Frau einen 15 Jahre alten Ford Explorer fährt. Hättest du von einem Milliardär andere Fahrzeuge erwartet? Ich schon!
Es bleiben die Planbarkeit und Verlässlichkeit, die Bescheidenheit und das enorme Verständnis für den Zinseszinseffekt. Diese Eigenschaften sind fest in der Kultur von Berkshire Hathaway verankert. Auch der neue CEO Greg Abel wird mit Unterstützung von Warren Buffetts Kindern diese Erfolgsgeschichte fortsetzen. Ich möchte diese Denkweise weiterhin fest in meinem Alltag verankern und sie in der Aktienwelt360 leben.
Florian König besitzt Aktien von Apple und Berkshire Hathaway.
Der Artikel Warren Buffett: Rücktritt bei Berkshire Hathaway – 5 Analysten zollen ihm Tribut ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
Warren Buffett – Berkshire Hathaway
Dann registriere dich beim Aktienwelt360 Aktienkompass!
Als Mitglied kannst du alle Unternehmensupdates zu dieser und dutzender weiterer Aktien lesen, die wir im Aktienwelt360 Aktienkompass zum Kauf empfehlen. Wir stellen dir die besten Investitionsgelegenheit aus dem deutschsprachigen Raum und international vor, die es jetzt gibt. Und wir verfolgen alle Empfehlungen intensiv, um zu prüfen, ob unsere Investitionsthesen aufgehen. Der Aktienkompass ist dein perfekter Börsenbegleiter, wenn du gerne langfristig in großartige Unternehmen investierst.
More reading
Offenlegung: Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von American Express, Apple, Berkshire Hathaway und Danaher.