Smartphones machen gesund und glücklich – falls es nicht anders ist [Gesundheits-Check]

Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster, auf den ich hier schon gelegentlich Bezug genommen habe, hat gerade eine Studie der University of South Florida aufgespießt, nach der man fast Smartphones auf Kassenkosten empfehlen möchte: Kinder, die ein Smartphone besitzen, sind weniger depressiv, insgesamt emotional ausgeglichener und treiben auch mehr Sport. Warum die Studie das nicht wirklich zeigen…

Mai 14, 2025 - 21:58
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Smartphones machen gesund und glücklich – falls es nicht anders ist [Gesundheits-Check]

Der Kinderarzt Herbert Renz-Polster, auf den ich hier schon gelegentlich Bezug genommen habe, hat gerade eine Studie der University of South Florida aufgespießt, nach der man fast Smartphones auf Kassenkosten empfehlen möchte: Kinder, die ein Smartphone besitzen, sind weniger depressiv, insgesamt emotional ausgeglichener und treiben auch mehr Sport.

Warum die Studie das nicht wirklich zeigen kann, lese man im Blog bei Herbert Renz-Polster nach, das muss hier nicht wiederholt werden. Sehr schön finde ich, dass in der Studie auch Limitationen diskutiert werden. Da findet man z.B. diese Sentenz:

„There are three criteria for establishing causality in science, and cross-sectional surveys meet just one of them: establishing that variables are correlated with each other (the other two are causal priority and eliminating possible alternative explanations for the relationship).”

Das ist effizient. Austin Bradford Hill hat in seinem berühmten Aufsatz „The Environment and Disease: Association or Causation?“ 1965 noch neun Kriterien bemühen müssen, was die Plausibilität eines kausalen Zusammenhangs in Beobachtungsstudien angeht. Seine Liste ist weltberühmt geworden und findet bis heute Anwendung.

Dass die Florida-Studie nur noch drei braucht, zeigt den Fortschritt der Wissenschaft. Donald Trump bräuchte sicher nur ein Kriterium: seine Meinung. Das wird der amerikanischen Wissenschaft noch ungeahnte Erkenntnisse bescheren.

Die Autor:innen meinen also, dass Korrelationen zwischen Variablen für Kausalität sprechen. Das kann man so sehen, ist aber schlicht Unfug. Gober Unfug. Manchmal lustig. Manchmal tiefernst. Manchmal gefährlich.

Wirklich überzeugend ist dagegen das dritte Kriterium: Kausalität liegt vor, wenn man alle anderen möglichen Erklärungen ausschließen kann. Keine Frage, in dem Fall spricht alles für Kausalität: Wenn alles dafür spricht, dass Smarthones glücklich machen, spricht alles dafür, dass Smartphones glücklich machen. Aber dann sollte man auch wirklich alle anderen möglichen Erklärungen ausschließen und sicherstellen, dass jemand wie Herbert Renz-Polster erst gar nicht auf die Idee kommt, so einen Verriss zu schreiben.

Die Feldarbeit der Studie liefert Harris Poll. Dazu heißt es in der Studie:

“The Harris Poll is a global consulting and market research firm that strives to reveal the authentic values of modern society to inspire leaders to create a better tomorrow.”

Das beruhigt ein bisschen. Die „leaders“ in den USA lesen keine Studien, die Wissenschaft ist ja, wie Vance sagte, „der Feind“. Dass sich andernorts „leaders“ auf der Basis der „wahren Werte der Gesellschaft“ um ein besseres Morgen kümmern, darauf sollte man sich allerdings auch nicht verlassen. Besser, wir überlegen gemeinsam, wie wir leben wollen und leisten auch unseren Beitrag dazu, z.B. durch Engagement in Bürgerinitiativen, Gewerkschaften oder Parteien.