Mikel Merino beim FC Arsenal in neuer Rolle: Unverhofft trifft oft

Wegen Verletzungssorgen schulte Arsenal-Coach Mikel Arteta kurzerhand Mikel Merino zum Stürmer um – mit Erfolg. Dabei hielt der Spieler selbst das vor wenigen Wochen noch für komplett abwegig.

Mär 24, 2025 - 11:19
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Mikel Merino beim FC Arsenal in neuer Rolle: Unverhofft trifft oft

Es läuft bereits die Nachspielzeit: Linksaußen Nico Williams zieht an der Strafraumkante nach innen und schießt. Bart Verbruggen im Tor der Niederländer lässt den Ball nach vorn abprallen und Mikel Merino schiebt eiskalt zum 2:2 ein. Spaniens Nationalmannschaft entführt doch noch ein Unentschieden aus Rotterdam. Damit hat sie noch alle Chancen, sich im Rückspiel gegen die Niederlande am Sonntag für das Final-Four-Turnier der Nations League zu qualifizieren.

Einmal mehr hat Mikel Merino unter Beweis gestellt: Treffen kann er, ob für Spanien oder Arsenal – wenngleich er kein gelernter Stürmer ist. Für die Gunners hatte er erst am vergangenen Sonntag den Siegtreffer im Londoner Prestigeduell gegen den FC Chelsea erzielt. Nach sieben Einsätzen auf der neuen Position konnte er in der englischen Liga und der Champions League bereits vier Tore und eine Vorarbeit beisteuern: beachtliche Werte für einen Neuling im Sturmzentrum.

Plötzlich Stürmer

Nach seinem Wechsel von Real Sociedad zu Arsenal kam Merino wie die meiste Zeit seiner Karriere auch dort vornehmlich im zentralen Mittelfeld zum Einsatz. Doch im Februar dieses Jahres änderte sich das schlagartig. Kai Havertz verletzte sich im Training schwer und damit war klar: Arteta braucht einen Stürmer. Schließlich hatte sich wenige Wochen zuvor bereits Gabriel Jesus das Kreuzband gerissen. Das Transferfenster war schon geschlossen und daher externe Verstärkung bis zum Sommer nicht mehr möglich. Arteta musste improvisieren: Im ersten Spiel ohne nominellen Neuner zog er Flügelstürmer Leandro Trossard ins Angriffszentrum. Dieser Plan ging nicht auf: Arenal blieb bis in die Schlussphase ohne Torerfolg gegen Leicester City. Arteta stellte deswegen um und schickte Merino aufs Feld, zum ersten Mal in seiner Karriere als Mittelstürmer. Der traf direkt doppelt und spielt seitdem bei Arsenal nur noch auf dieser Position.

Bereits nach dem Spiel in Leicester begründete Arteta seine Entscheidung, den Achter Merino als Mittelstürmer einzusetzen, mit dessen Qualitäten gegenüber TNT Sports so: „Er hat das Timing, den Riecher, kann Situationen antizipieren und natürlich auch abschließen.“

Teamkollege David Raya sprach wenige Tage nach Merinos Doppelpack im Podcast Seaman Says über die Umstände vor dem Spiel. Laut dem Torhüter hatte der Achter vor seinem Einsatz nicht ein einziges Mal als Stürmer trainiert. Raya schwärmte regelrecht von Merino: „Er ist so intelligent und kann das Spiel so gut lesen. Er kommt in diese Positionen und seine Kopfbälle sind wunderbar.“

„Ich mag den Kontakt.“

Neben seiner Spielübersicht überzeugt Merino auch mit seiner Physis. Seine 1,89 Meter erlauben ihm, körperlich mit den Innenverteidigern der Premier League mitzuhalten. Er selbst sagte im Gespräch mit dem Guardian dazu: „Ich gewöhne mich daran, ein Mittelstürmer zu sein, mit den Innenverteidigern zu kämpfen, aber ich passe mich an und ich mag den Kontakt.“ Er selbst hielt die Idee, er könnte als Stürmer spielen, für sehr abwegig: „Nachdem sich Havertz verletzt hatte, habe ich einige Nachrichten bekommen, dass ich vorn spielen sollte. Da musste ich lachen. Ich dachte mir, auf was für Ideen die Leute kommen.“ Doch dann fragte ein Analyst wenige Stunden vor dem Spiel gegen Leicester, ob Merino sich vorstellen könne, als Stürmer zu spielen. Seine Antwort war klar: „Was auch immer ihr braucht.“

Gefragt nach seiner Lieblingsposition antwortete Merino ausweichend: „Puh, ich weiß nicht. Aktuell mag ich die hier“, sagte er und deutet lachend auf die Taktiktafel. Sein Finger zeigte auf die Markierung ganz vorn, auf der Höhe des gegnerischen Strafraums.

Im Baskenland zum Nationalspieler gereift

Manch ein Dortmund-Fan mag sich angesichts dieser Metamorphose verwundert die Augen reiben. 2016 kam Merino als junger Mittelfeldspieler aus Osasuna zum BVB. Gegen seine Konkurrenten Julian Weigl und Gonzalo Castro konnte er sich damals nicht durchsetzen. Nach einem Jahr bei der Borussia verließ er den Verein bereits wieder und zog nach England zu Newcastle United weiter. 2018 kehrte er zurück nach Spanien und blühte bei Real Sociedad auf. Mit starken Leistungen in San Sebastián empfahl er sich für die spanische Nationalmannschaft und debütierte im September 2020 für die „Selección“.

Seitdem ist Merino fester Bestandteil der spanischen Nationalmannschaft. Er war es, der im Sommer 2024 die DFB-Elf mit seinem Treffer aus dem EM-Viertelfinale warf – als zentraler Mittelfeldspieler. Wenige Wochen später wechselte er nach London. Die Gunners zahlten satte 32 Millionen Euro für den 28-Jährigen.

Wo ist sein Platz in der „Selección“?

Für seinen Nationaltrainer ist klar, wo er spielt: „Er hat schon gesagt, dass er nicht auf Experimente aus ist. Ich denke, ich werde eher als Achter spielen, aber fragen Sie ihn.“ In der Liste der Nominierten für die Nations-League-Duelle gegen die Niederlande tauchte Merino jedenfalls als Mittelfeldspieler und nicht als Stürmer auf.

Mikel Merino sollte mit seiner Prognose richtig liegen: Erst in der Schlussphase des Spiels eingewechselt, kam er als zentraler Mittelfeldspieler aufs Feld, traf aber dennoch zum 2:2-Ausgleich. Im Gegensatz zu Arteta stehen Nationaltrainer Luis de la Fuente ausreichend Sturmoptionen zur Verfügung. Für die Spiele gegen die Niederländer nominierte er vier Mittelstürmer. Von denen konnte am Donnerstagabend allerdings keiner treffen. Mit Mikel Merino stünde jedenfalls eine weitere Alternative zur Verfügung. Das hat er erneut eindrucksvoll bewiesen.