News: DFB, Nations League, Nordderby
Deutschland verspielt eine 3:0-Führung. Und am Ende ist trotzdem eine wichtige Erkenntnis gewonnen. Das und mehr in den Themen des Tages.

Deutschland elektrisiert, und bricht ein
In Dortmund rieb man sich verwundert die Augen: Fußball kann so schön sein? In einem epischen Revolvermännerduell trennten sich Deutschland und Italien gestern Abend mit 3:3 – der beste Spaghettiwestern seit Bud Spencer und Terence Hill sich durch die Prärie geprügelt haben. Wie aufgeputscht war die deutsche Mannschaft ins Spiel gestartet, jagte die Italiener förmlich übers Feld, so als hätte nicht Julian Nagelsmann die Kabinenansprache gehalten, sondern Lieutenant Aldo Raine, der Anführer der Inglourious Basterds, und jeder Spieler schuldete ihm einhundert azurblaue Skalps. Nach Toren von Kimmich, Musiala und Kleindienst stand es zur Halbzeit 3:0. Eine Demütigung bahnte sich an, wie man sie auf diesem Niveau lange nicht gesehen hat. Die wildesten Dinge passierten: Das Westfalenstadion schmachtete den Münchner Kimmich an. Der die ersten 45 Minuten „sehr, sehr sexy“ nannte. Kollege Antonio Rüdiger hielt sie für die „beste Halbzeit seit sechs Jahren“. Perfektionist Julian Nagelsmann gar für „perfekt“. Doch „leider trübt’s bissl“, sagte der Bundestrainer auch. Denn nach der Pause riss die Spannung ab. Kimmich sah das „Momentum“ auf die Seite der Italiener kippen. Und so stand es nach 90 Minuten tatsächlich 3:3. Hinterher bemäntelte Trainer Nagelsmann das Schaukelspiel und sprach von „weltklasse Erkenntnissen“, die er hat gewinnen können. Eine davon: „Ein Spiel hat zwei Halbzeiten.“ Schau an!
Doch trotz des späten Einbruchs werden selbst die immer Knötternden zugeben müssen: Diese Nationalmannschaft macht Laune. Bodenständige Typen wie Baumann, Stiller und Kleindienst verkörpern das, was eigentlich viel zu spielerisch und einfach klingt, in einer Fußballmannschaft aber von wesentlicher Bedeutung ist: Sie nehmen sich selbst nicht zu wichtig und ordnen dem Teamerfolg eigene Befindlichkeiten unter. Im Sommer gibt’s dafür den Lohn: eine Mini-EM im eigenen Land. Gegen Frankreich, Portugal und Spanien. Das könnte großes Kino werden.
Der Liveticker in der Nachlese:
Deutschland vs Italien, ein Spaghettiwestern
Die beste Länderspielpause seit immer
So lang es die Nations League gibt, wird über ihre Berechtigung diskutiert. Gefragt hat nie jemand, wie sie sich selbst dabei fühlt, immerzu als nervige, pickelige, kleine Schwester von großen, wichtigen Turnieren gesehen zu werden. Gestern hat sie eine Antwort gegeben. Mit vier Spielen, die so spektakulär waren, dass sich jede künftige Debatte im Grunde erübrigt. In Lissabon schlugen die Portugiesen Dänemark mit 5:2 nach Verlängerung. Das Spiel zwischen Frankreich und Kroatien wurde im Elfmeterschießen entschieden, genau so Spanien gegen die Niederlande, das nach 120 Minuten in einem nervenzerfetzenden 3:3 geendet war.
Rekord im Norden
Nicht weniger Spektakuläres trug sich beim Nordderby in Hamburg zu. 57.000 Zuschauer waren Sonntag in den Volkspark gekommen, um das DFB-Pokalhalbfinale zu sehen. Nie waren es bei einem Fußballspiel zweier Frauenmannschaften im deutschen Klubfußball mehr. Im Herrenbereich hat es das Duell zwischen dem HSV und Werder seit Februar 2022 nicht mehr gegeben. Das Rekordspiel zwischen Zweitligist (HSV) und Erstligisten (Werder) endete nach 120 Minuten mit 3:1 für die Gäste aus Bremen. Die Werder-Spielerin Larissa Mühlhaus musste hinterher „erstmal klarkommen“, es sei „sehr krass“ gewesen „hier auf dem Rasen zu stehen“. Sie sagte noch: „Das bedeutet mir unnormal viel.“ Und irgendwie war allein dieses maßlos ehrliche und ungeskriptete Interview eine ganz wunderbare Sache.
Rätsel des Tages
Auf diesem Bild sehen wir zwei der nächstgelegenen Erstliga-Spielstätten der Welt: Aus welcher Stadt stammt diese Aufnahme? Lösungen an newsletter@11freunde.de. Die Lösung von Freitag: Hao Junmin.
Und heute?
Starten wir ganz geschmeidig in die neue Woche. Mit Nordiren, die nach Schweden reisen. Und Luxemburgern in der Schweiz.
Habt einen schönen Montag!