Kommunikation: Wie Augenbrauen beim Reden helfen – und Gespräche verbessern können

Wer in einem Dialog die Augenbrauen zusammenzieht, erhält eine ausführlichere Erläuterung des Gesprächspartners. Diese Erkenntnis kann praktische Auswirkungen haben

Mär 13, 2025 - 13:29
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Kommunikation: Wie Augenbrauen beim Reden helfen – und Gespräche verbessern können

Wer in einem Dialog die Augenbrauen zusammenzieht, erhält eine ausführlichere Erläuterung des Gesprächspartners. Diese Erkenntnis kann praktische Auswirkungen haben

In Dialogen sind nicht nur Wörter und Handgesten wichtig, sondern auch Bewegungen der Augenbrauen. So seien zusammengezogene Brauen ein Zeichen für Unverständnis und könnten die Kommunikation entsprechend beeinflussen, berichtet ein Team um Judith Holler vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen. Dies helfe, Verständigungsprobleme in Gesprächen zu beheben, schreibt es im Journal der britischen Royal Society "Open Science". 

In einem Experiment mit zehn Dialogen von Niederländern, die sich gut kannten, registrierten die Forscher 586 Mal ein sprachliches Nachhaken des Zuhörers zur Klarstellung eines Sachverhaltes. Knapp die Hälfte (45,7 Prozent) trat zusammen mit Augenbrauen-Bewegungen auf. Unter diesen Fällen kam es zu jeweils der Hälfte zu einem Anheben oder zu einem Zusammenziehen der Augenbrauen.

Das führt zu guten Antworten

Auf sprachlich vorgetragenes Nachhaken wie "Hä?" oder "Du meinst John?" bekamen die Zuhörer mit besonders hoher Wahrscheinlichkeit eine befriedigende Antwort, wenn sie gleichzeitig die Stirn runzelten: Ein Nachhaken des Zuhörers bei zugleich zusammengezogenen Augenbrauen führte in 56,3 Prozent der Fälle zu einer Aufklärung des Sachverhaltes durch den Sprecher. Erfolgte die Nachfrage ausschließlich sprachlich, so war sie nur in 37,4 Prozent der Fälle erfolgreich. Wörter und gleichzeitige Hebung der Augenbrauen führten sogar nur bei 29,7 Prozent der Fälle zu einer Klärung. 

Ein kleiner zusätzlicher Versuch zeigte: Das Zusammenziehen der Augenbrauen kann Gesprächspartner auch ohne zusätzliche sprachliche Bemerkung zur Klärung eines Sachverhaltes veranlassen. Augenbrauenbewegungen sollten als zentrale Koordinationsmechanismen in der menschlichen Gesprächsführung betrachtet werden, schreibt das Team. Das bedeute jedoch nicht unbedingt, dass sie beabsichtigt seien.

Entscheidend für KI

Die Studie hebe die fundamentale Bedeutung von sichtbaren Signalen in der menschlichen Kommunikation hervor, sagte Holler der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie habe aber auch praktische Auswirkungen: "Der rapide Aufstieg von KI, insbesondere in Bereichen wie Virtual-Reality-Technologie, Avataren und sozialen Robotern, zeigt, wie wichtig es ist, sich der Rolle visueller Signale in der direkten Interaktion bewusst zu sein." Dieses Wissen könne die Gestaltung und Entwicklung neuer Technologien direkt beeinflussen. 

"Auf einer alltäglicheren Ebene zeigt die Studie auch, dass das Tragen einer Sonnenbrille oder kosmetische Behandlungen, die die Produktion und Wahrnehmung von Augenbrauenbewegungen verändern, die Kommunikation beeinträchtigen können", ergänzte Holler. "Wir erleben die Situation zwar weiterhin als „face-to-face“, nutzen dabei aber nicht alle natürlichen Merkmale dieser Interaktion." 

Inwieweit das Spritzen von Botox in die Stirn Auswirkungen auf die visuelle Kommunikation habe, sei noch nicht ganz klar, sagt Holler. Frühere Studien hätten ergeben, dass Menschen viele Informationen aus dem visuellen in den sprachlichen Bereich verlagern können und umgekehrt. "Das zeigt sich auch beim Telefonieren: Obwohl sich die menschliche Sprache in einer face-to-face-Umgebung entwickelt hat, in der der Körper, das Gesicht und Handgesten viele Informationen tragen, gelingt es uns dennoch, uns am Telefon erfolgreich zu verständigen, obwohl visuelle Signale fehlen - wobei es hier natürlich auch Grenzen gibt."