Micasa, Farmy und SwissCommerce – Einschätzung zu den Händler-News
Micasa, Farmy und SwissCommerce - Die Carpathia-Kurzeinschätzung zu den letzten Firmen-News Der Beitrag Micasa, Farmy und SwissCommerce – Einschätzung zu den Händler-News erschien zuerst auf Carpathia: E-Business, E-Commerce, Cross-/Omni-Channel, Digital-Transformation Blog.

In den letzten Wochen gab es einige Neuigkeiten zu den Schweizer Handelsunternehmen micasa, Farmy und SwissCommerce. Wir tragen die Informationen zusammen und geben eine Kurzeinschätzung.
micasa
Am 25. Februar gab der Migros Genossenschaftsbund bekannt, dass micasa durch ein Management-Buyout mit Unterstützung von Private Equity veräussert wird. Philipp Agustoni, heutiger CEO von micasa, und Manuel Landolt, COO der Migros Fachmarkt AG, werden damit zu Unternehmern und stellen den weiteren Betrieb der 30 Filialen sicher.
Unsere Einschätzung:
- Das sind erfreuliche Neuigkeiten! Micasa hat eine klare Daseinsberechtigung im Schweizer Möbelhandel und wird in der Bevölkerung als Marke geschätzt.
- Der Deal wurde vom MGB geschickt als Management-Buyout kommuniziert mit den beiden Herren als interne Nachfolgelösung. Nüchtern betrachtet ist es aber wohl so, dass die Aktien- und Stimmenmehrheit an die ausländische Investorengruppe rund um Franz Walter Wiest geht.
- Wir sind überzeugt, dass für micasa durchaus spannende Marktpotentiale vorliegen: Eine Positionierung als agiler Schweizer Möbelanbieter mittlerer Grösse in allen Landesteilen und emotionaler Marke zielt auf eine vielversprechende Nische zwischen den internationalen Anbietern IKEA und XXXL-Lutz und den inhabergeführten regionalen Marken-Möbelhändlern.
- Erfolgsentscheidend sind folgende Aspekte:
- Zeitgemässe Schweiz-spezifische Produkte/Designs und lokale Kooperationen
- Lieferanten-/Produzentennetzwerk mit einer erstklassigen Preis-/Leistung und kurzen Entwicklungszyklen
- Passionierte Mitarbeiter*innen
- Eine schlanke Organisation und effiziente Prozesse
- Eine eigenständige, flexible und performante IT-Infrastruktur
Farmy
Am 03. März haben die Farmy Crowd-Investoren via Newsletter erfahren, dass die angekündigte Übernahme der Farmy AG durch die Pico Lebensmittel AG von der Mehrheit der Aktionäre genehmigt wurde. Die Crowd-Investoren fahren einen Totalverlust ein und erhalten als kleine Entschädigung einen Farmy-Voucher im Wert von CHF 30.
Unsere Einschätzung:
- Es ist erfreulich, dass die Übernahme geklappt hat und so zumindest Teile des Farmy-Angebots unter dem Dach der Pico Lebensmittel AG erhalten bleiben.
- Farmy in der aktuellen Verfassung schreibt hohe Verluste. Nun müssen die Fixkosten rasant und drastisch gekürzt werden. Denn die neue Mutter Pico Lebensmittel AG ist ein kostenbewusstes KMU in einem umkämpften Markt, ohne Kapazität für finanzielle Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
- Eine massiv tiefere Kostenbasis geht nicht ohne Abstrichen beim Leistungsangebot. Wie bereits in unserem Artikel vom Januar geschrieben, gehen wir davon aus, dass Sortiment und Liefergebiet verkleinert werden. Auch beim Lieferservice und der Geschwindigkeit werden Einbussen unvermeidlich.
SwissCommerce
Seit letzter Woche ist der Öffentlichkeit bekannt, dass sich das Schweizer E-Commerce Unternehmen SwissCommerce im Nachlassverfahren befindet. SwissCommerce sah sich als Company Builder und betrieb Onlineshops in Nischenmärkten wie Fischen, Reitsport, Outdoor und Tierbedarf.
Das Unternehmen aus Langenthal trat ab dem Jahr 2021 in eine forcierte Wachstumsphase ein mit diversen Übernahmen auch international. Die Firma wuchs auf bis zu mehr als 25 Onlineshops in ganz Europa und einem konsolidierten Umsatz von mehr als CHF 100 Mio. und 360 Mitarbeitenden in der Schweiz, Deutschland, Schweden und Rumänien.
Seit Februar 2025 befindet sich die SwissCommerce Holding nun überraschend in definitiver Nachlassstundung, im Zuge dessen die Auffanggesellschaft Nishcom AG zur Übernahme der verbliebenden profitablen Geschäfte gegründet wurde. Unter dem Dach der Nishcom AG werden die Shops fischen.ch, reitsport.ch, hauptner.ch und enjoy365.ch weiterbetrieben.
Unsere Einschätzung:
- Die internationale Wachstumsstrategie wurde just im E-Commerce Corona-Hoch 2021 gestartet mit hohen Unternehmensbewertungen und steilen Wachstumsprognosen. Retrospektiv ein ungünstiger Zeitpunkt und wohl mit zu viel Euphorie im Gepäck.
- Bereits im 2022 waren die Onlinehandelsumsätze plötzlich rückläufig. Die Lager waren voll bei gleichzeitig schwacher Nachfrage. Die Folge waren schmerzhafte Preisnachlässe, eine tiefe Ertragskraft und hohe Fixkosten. Die fremdkapitalbasierte Akquisitionsstrategie wurde dem Unternehmen zum Verhängnis.
- Die Herausforderung für die Nishcom AG besteht nun darin, ihr Leistungsangebot in den Bereichen Shoptechnologie, Marketing, Kundensupport, Logistik und Einkauf möglichst zu halten bei einem Bruchteil der früheren Gruppenumsätze und einer gezwungenermassen stark reduzierten Kostenstruktur. Für die Schweizer Commerce-Landschaft wäre es wünschenswert, wenn dies klappen würde.

Der Beitrag Micasa, Farmy und SwissCommerce – Einschätzung zu den Händler-News erschien zuerst auf Carpathia: E-Business, E-Commerce, Cross-/Omni-Channel, Digital-Transformation Blog.