Geldanlage: Warum man S&P 500 und Nasdaq 100 jetzt nicht shorten sollte

Donald Trumps Zollpolitik schadet den USA. Warum also nicht US-Indizes wie S&P 500 und Nasdaq 100 leerverkaufen und von Verlusten profitieren? Das Problem: Das klingt zwar wie der beste Trade des Jahres, er ist es aber nicht

Apr 6, 2025 - 14:28
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Geldanlage: Warum man S&P 500 und Nasdaq 100 jetzt nicht shorten sollte

Donald Trumps Zollpolitik schadet den USA. Warum also nicht US-Indizes wie S&P 500 und Nasdaq 100 leerverkaufen und von Verlusten profitieren? Das Problem: Das klingt zwar wie der beste Trade des Jahres, er ist es aber nicht

Es klingt wie der einfachste und lukrativste Trade des Jahres: Wenn Donald Trumps Zollpläne doch vor allem den USA selbst schaden – warum nicht also große US-Indizes wie S&P 500, Nasdaq 100 und Dow Jones einfach leerverkaufen und von den Verlusten profitieren? Dann könnte man praktisch risikolos Gewinne einstreichen.

Es gibt durchaus Produkte für genau diesen Plan. Vor allem der ETF-Anbieter Wisdomtree bietet in diesem Bereich eine große, vergleichsweise günstige Produktpalette an. Die bekanntesten sind wohl die dreifach gehebelten Short-Produkte auf den S&P 500 (WKN: A1VBKF) und den Nasdaq 100 (WKN: A3GL7D). Daneben gibt es Alternativen von Proshares (ISIN: US74347X8499), Direxion (US25460E2321) und GraniteShares (XS2656471039). Diese bilden die Tagesbewegungen der großen US-Indizes in dreifacher Größenordnung ab – nur umgekehrt. Fällt also der Nasdaq 100 an einem Tag beispielsweise um 1 Prozent, steigt der Index entsprechend um 3 Prozent.

Tatsächlich hätte sich ein Investment im vergangenen Monat durchaus gelohnt. Die gehebelten Short-Produkte von Wisdomtree erzielten zum Beispiel ein Plus von 38 Prozent beim S&P 500 und 48 Prozent beim Nasdaq 100, während die Indizes um 15 beziehungsweise 13 Prozent abrauschten. 

Pfadabhängigkeit wird zum Problem beim S&P-Short

Das Problem: Eigentlich hätten Anleger mit den Short-Produkten ein Plus von 45 Prozent beim S&P 500 und 39 Prozent beim Nasdaq 100 machen müssen. Denn wenn der S&P 500 um 15 Prozent fällt, würde das Short-Produkt diesen Wert um den Faktor drei hebeln. Die Differenz zwischen dem rechnerischen Plus von 45 Prozent und dem tatsächlichen von 38 Prozent ergibt sich aus der sogenannten Pfadabhängigkeit. Sie beschreibt ein wissenschaftliches Konzept, bei dem der Verlauf des Kurses einem Pfad ähnelt. Im Fall eines Finanzproduktes wie der Short-Option entsteht der Pfad durch die Verkettung der Tagesperformances. Diese Pfadabhängigkeit ist eines der größten Probleme bei gehebelten Produkten, und damit auch beim vermeintlich lukrativen Trump-Trade.

Warum, zeigt ein einfaches Beispiel: Angenommen, ein Anteil des Short-ETFs ist 100 Dollar wert. Nun fällt der zugrundeliegende Index, zum Beispiel der S&P 500, an einem Tag um zehn Prozent. Dann ist der Anteil am Tagesende (ohne Kosten) 130 Euro wert. Steigt aber der S&P 500 am nächsten Tag direkt wieder um zehn Prozent, ist der Anteil nicht wie zuvor 100 Dollar wert, sondern nur noch 91 Euro – weil der Basiswert von 130 eben höher liegt als zuvor bei 100. Dieses Beispiel zeigt, dass die ungewollte Richtung bei Hebelprodukten immer stärker durchschlägt als die gewünschte.

Die Pfadabhängigkeit ist so lange kein Problem, wie sich der zugrundeliegende Index weitestgehend beständig in die gewünschte Richtung entwickelt. Problematisch ist es dann, wenn der Index extrem volatil ist. Dann tritt genau das oben beschriebene Szenario ein. Die Verluste übersteigen immer wieder die Gewinne des Vortags. Genau das – Unsicherheit und Volatilität – bringt aber Donald Trump in die Märkte. An den Märkten führt das zu Zickzack-Bewegungen, was Hebelprodukte besonders nachteilig trifft. 

Trump und die Panik bei Investoren

Dass die Short-Produkte zuletzt so gut gelaufen sind, hat den Grund, dass Investoren nicht mit dem Ausmaß der Zölle gerechnet hatten – die Märkte also in Summe drastisch einbrachen. Der technologielastige Nasdaq beispielsweise wurde konsequent stärker von der Trump-Politik getroffen als der deutlich breitere S&P 500, dessen Werte auch immer wieder gute Nachrichten erhielten. Irgendwann aber, sobald die Märkte einen Boden gefunden haben und Trump seinen erratischen Kurs weiterfährt, dürfte aus dem aktuellen Negativtrend der Indizes ein volatiler Seitwärtstrend werden. Wenn ein Kurs seitwärts verläuft, bedeutet das aber immer auch Ausschläge in beide Richtungen, die – im Fall von Hebelprodukten – Verluste bringen. Stichwort: Pfadabhängigkeit.

Ein Maß dafür ist der Volatilitätsindex Vix. Ein Wert von 30 gilt hier traditionell als Schwelle zur Panik bei Investoren. Allerdings deuten manche Analysten das Erreichen dieser Schwelle auch dahingehend, dass das Schlimmste dann bereits eingepreist ist. Falsch lagen sie damit allerdings unter anderem 2008 zur Finanzkrise und 2020 während der Corona-Pandemie, wo es doch weiter bergab ging. Aktuell kratzt der Wert an genau dieser Schwelle von 30. Am Freitag stand er zuletzt bei 29,96. Möglicherweise könnten die Märkte also bald in eine Seitwärtsbewegung drehen. Dann nämlich, wenn vereinzelte Analysten recht haben, dass das Schlimmste überstanden ist und die Kurse zunächst nicht mehr weiter runtergehen. Das liegt größtenteils in der Hand von Donald Trump und ob er sich mit seinen Handelspartnern gut stellt.