Eine kleine Wochenschau | KW13/2025: Banale, aber trotzdem nervende First-World-Problems (Teil 2)
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal. The post Eine kleine Wochenschau | KW13/2025: Banale, aber trotzdem nervende First-World-Problems (Teil 2) first appeared on .

28. März 2025, Berlin
Schreck am Morgen: Spiegel Online push-meldet schwere Erdbeben in Myanmar und Bangkok. Wir sind besorgt, ob es den Jungs gut geht.
Das zeugt einerseits von löblicher elterlicher Fürsorge, andererseits von bedenklicher geographischer Unkenntnis. Die Entfernung von Bali nach Myanmar beziehungsweise Bangkok beträgt circa 4.000 und 3.000 Kilometer. Das ist also so, als würde ich mich in Berlin vor einem Erdbeben in Bagdad oder Riad fürchten.
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Nächstes First-World-Problem, auch banal, aber besonders nervig: Ich benötige neue Hosen. Das ist ein Problem, weil ich sehr ungern Klamotten shoppen gehe. Sehr, sehr ungern.
Dazu muss ich das Haus verlassen, im Laden weiß ich nie meine Größe, mit den vielen Bezeichnungen für Hosenformen kann ich nichts anfangen – High Waist, Boot Cut, Cropped, Skinny, Slim, Palazzo, WTF – und irgendwann stehe ich in einer Umkleidekabine, wo ich mich in sehr unvorteilhaftem Licht von vorne, hinten, links, rechts, oben und unten betrachte. Das ist alles äußerst unschön.
Im Allgemeinen mache ich mir nicht viel aus meinen Klamotten. Die meiste Zeit trage ich Jogginghosen. Die sind flauschig, zwicken nicht und beim Einkaufen halten mich die anderen für einen wahnsinnig sportlichen Typen, der gerade auf dem Weg zum oder vom Training ist. (Oder für einen Asi.)
Ansonsten besitze ich noch zwei Jeans. (Eigentlich drei, aber eine davon passt mir zurzeit nicht so gut.) Die sind schon einige Jahre alt und bei beiden ist der Stoff am Knie inzwischen recht dünn, an den rechten hat sich jeweils sogar ein kleines Loch gebildet. Ich habe keine Ahnung, warum. Schließlich rutsche ich nicht wie ein Einjähriger auf allen Vieren durch die Wohnung. Anscheinend liegt bei mir eine anatomische Fehlbildung der rechten Kniescheibe vor, der der Jeansstoff nicht gewachsen ist.
Trotz meiner Gleichgültigkeit bezüglich meines modischen Auftretens bin ich mir im Klaren, dass du nicht zu jedem Anlass in Jogginghosen erscheinen kannst – außer du bist Adam Sandler – und auch nicht in löchrigen Jeans. Meine Frau hat in letzter Zeit diesbezüglich auch häufiger subtile Andeutungen gemacht. (Ihre exakten Worte waren: „Du müsstest mal neue Hosen kaufen.“, was bei genauerer Betrachtung gar nicht so subtil ist.)
Gestern unternahm ich einen ersten Versuch, das Projekt „Hosenkauf“ in die Tat umzusetzen. Im Schultheiß-Quartier bei H&M. Dieser ist jedoch recht klein und das Angebot überschaubar. Daher sah ich nicht sofort, unmittelbar nach Betreten des Ladens etwas, das mir gefiel.
Das ist für mich schwierig. Springt mir nicht innerhalb von 2,5 Sekunden ein Kleidungsstück in die Augen, das ich kaufen möchte, sinkt meine ohnehin begrenzte Shopping-Laune unter Normalnull. Entsprechend schlenderte ich mit weniger Dynamik als das Sanostol-Kind durch den Laden, fasste hie und da alibimäßig eine Hose an und verließ schließlich kopfschüttelnd das Geschäft. (Nach circa 3,8 Sekunden.)
Da sich die Jogginghosen-und-löchrige-Jeans-Problematik nicht von allein löst, fahre ich heute an den Kudamm in den Flagship-Store des schwedischen Modelabels. Die Herrenabteilung liegt in der zweiten Etage. Finde ich suboptimal. Für shoppingaverse Menschen wie mich muss das Einkaufserlebnis so niedrigschwellig wie möglich sein und nicht damit beginnen, zweimal Rolltreppe fahren und dazwischen die halbe Kinderabteilung durchqueren zu müssen.
Oben angekommen, bin ich verwirrt. Angesichts der Schnitte, Stoffe und Farben der ausgestellten Klamotten frage ich mich, ob ich doch in der Damenabteilung gelandet bin. Vielleicht habe ich in den letzten Jahren aber auch nur den ein oder anderen Modetrend verpasst. Oder mein Männlichkeitsbild ist weit weniger fortschrittlich als ich gerne vorgebe.
Die große Aufschrift „Herren“ an der Wand deutet darauf hin, dass ich mich doch nicht verlaufen habe. Auch hier begeistert mich aber erstmal keine der Hosen. Am besten gefallen mir die Joggingbuxen. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Frau diese nicht mit ihrer „Du müsstest mal wieder Hosen kaufen.“-Aussage meinte.
Nehme schließlich zwei dunkle Hosen mit in die Ankleide. Als ich die erste anprobiere, ertönt plötzlich eine durchdringende Stimme: „Das sieht erst in der richtigen Pose gut aus. Stell’ dich mal gerade und selbstbewusst hin.“
Zucke zusammen und richte mich auf. (Bauch rein, Brust raus.) Stelle dann fest, dass ich gar nicht gemeint bin, sondern in der Nachbarkabine berät ein Typ seine Freundin in modischen Fragen.
Meine ausgesuchten Hosen stehen mir vielleicht nicht 1a, aber ich fühle mich körperlich und geistig nicht in der Lage nach Alternativen zu suchen. Und für 1b reicht es allemal. Zumindest in der richtigen Pose und wenn ich mich gerade und selbstbewusst hinstelle.
29. März 2025, Berlin
Auf Bali ist heute Nyepi, der erste Tag des neuen Jahres nach dem Balinesischen Mondphasen-Kalender. Der wird als Tag der Stille begangen und sehr ernst genommen. Jedwede Vergnügungen, das Verlassen des Hauses, Auto fahren und Arbeiten sind tabu. Feuer oder Licht sind auch nicht gestattet. Durch die Stille und Dunkelheit sollen Dämonen und Geister denken, die Insel sei verlassen, so dass sie weiterziehen und niemanden behelligen. (Das sollten die Menschen in den USA mal ausprobieren: einen Tag schweigen und alle Lichter ausmachen. Vielleicht hilft das etwas.)
Tourist*innen sollen sich ebenfalls an diese Regeln halten. Der Sohn und N. dürfen also nicht rausgehen und müssen in ihrer Unterkunft bleiben. Das kennen sie ja von Corona. Allerdings wird am Tag der Stille auch das mobile Internet abgestellt. Das ist dann doch eine Spur härter als ein gewöhnlicher Lockdown.
30. März 2025, Berlin
In der Nacht wurde die Uhr eine Stunde vorgestellt und heute endet Ramadan. Für muslimische Kinder die perfekte Kombination, weil sie so eine Stunde weniger aufs Zuckerfest warten mussten.
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