BYD will 2030 die Hälfte seiner Autos im Ausland verkaufen
Bis 2030 will BYD 50 Prozent seiner Fahrzeuge außerhalb von China verkaufen. Der chinesische Hersteller erzielte zuletzt immense Wachstumsraten. Der Beitrag BYD will 2030 die Hälfte seiner Autos im Ausland verkaufen erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

BYD will bis 2030 die Hälfte seiner Fahrzeuge außerhalb seines Heimatmarktes China verkaufen, so vier anonyme Insider gegenüber Reuters. Sollte das gelingen, würde das Unternehmen in die oberste Liga der größten Autobauer der Welt aufsteigen. Das Wachstum soll demnach vor allem durch die Expansion in Europa und Südamerika angekurbelt werden. Somit soll der chinesische Hersteller sein Ziel auch dann erreichen können, wenn BYD und andere chinesische Autobauer weiterhin durch Handelsbarrieren vom US-Markt ausgeschlossen bleiben.
Die BYD-Führungskräfte haben das Ziel für 2030 in Investorengesprächen in kleineren Gruppen seit Ende vergangenen Jahres mehrmals umrissen, heißt es in dem Bericht weiter. Dabei sei die Expansion in Europa als entscheidend für das Erreichen des Ziels hervorgehoben worden, so eine der Personen.
Absatz in vier Jahren verzehnfacht: BYD wächst rasant
BYD konnte in den vergangenen Jahren geradezu schwindelerregende Wachstumsraten vorweisen: 2020 setzte der Hersteller noch weniger als 430.000 Fahrzeuge ab – im vergangenen Jahr verkaufte BYD weltweit 4,27 Millionen Fahrzeuge, zehnmal so viel. Zum Vergleich: Tesla konnte 2024 rund 1,79 Millionen Elektroautos verkaufen. Trotz des rapiden Wachstums dürfte es allerdings eine große Herausforderung für BYD werden, den Absatz in Europa und Südamerika derart stark zu steigern. Im vergangenen Jahr entfielen knapp neun von zehn verkauften BYD-Fahrzeugen den chinesischen Markt, der zugleich der größte Automarkt weltweit ist. Damit hatte BYD 2024 Volkswagen als führenden Autohersteller in China abgelöst.
BYD konnte seinen Marktanteil im Heimatmarkt – ähnlich wie andere chinesische Hersteller – vor allem auf Kosten einst dominierender ausländischer Marken steigern. Hintergrund sind die kürzeren, weniger komplexen und somit günstigeren Lieferketten bei der Herstellung von Elektroautos und Hybridfahrzeugen. China produziert aktuell gut drei Viertel aller weltweit hergestellten Batterien. 2024 sanken die Durchschnittspreise für Batterien auf dem chinesischen Markt um knapp 30 Prozent. In den kommenden Jahren werden sich also viele westliche Wettbewerber, die in China bereits gegen einheimische Automarken verlieren, auch gegen deren Vordringen nach Europa, Südamerika und in andere Märkte behaupten müssen.
Eine zweite Person mit Kenntnissen über BYDs Ziele erklärte, dass die Zuversicht des Unternehmens im explosiven Wachstum in China in den vergangenen fünf Jahren begründet sei. BYD glaube nun, „dass sie die richtigen Produkte haben, um ihren chinesischen Erfolg auf den Überseemärkten zu wiederholen“, so eine dritte anonyme Quelle, die ebenfalls mit den Investorengesprächen vertraut sein soll.
Ford-CEO: „Wir müssen gegen BYD antreten und gewinnen“
Ford-Chef Jim Farley hatte BYD auf einer Investorenkonferenz im Februar als größte Bedrohung in einem „globalen Wettlauf“ um die Entwicklung rentabler und günstiger Elektrofahrzeuge bezeichnet. „Wir müssen gegen BYD antreten und gewinnen“, so Farley.
Um das globale Expansionsziel zu erreichen, muss BYD wohl vor allem in wichtigen Automärkten wie Deutschland, Japan und Indien massiv Marktanteile hinzugewinnen, so Tu Le, Gründer der Beratungsfirma Sino Auto Insights. Angesichts der Importzölle, die in den USA noch weitaus höher sind als in der EU, und angesichts eines drohenden Verbots chinesischer E-Auto-Software und -Hardware, wird BYD sich kaum auf den US-Markt als Erfolgsfaktor verlassen können. Ohne Zugang zum US-Markt werde es jedoch „ziemlich schwierig“ sein, das Ziel für 2030 zu erreichen, so Le weiter. Der Experte schätzt, dass BYDs globales Verkaufswachstum sich verlangsamen und in diesem Jahr rund 5 Millionen Einheiten erreichen wird. Davon dürften jedoch immer noch rund 80 Prozent auf China entfallen, prognostiziert Le.
Bei der Europa-Expansion ist BYD ins Straucheln geraten
Um 50 Prozent seiner Fahrzeuge außerhalb Chinas zu verkaufen, müsste BYDs jährlicher Gesamtabsatz die Marke von rund 10 Millionen Autos erreichen, argumentiert Le – damit würde BYD sogar Toyota Konkurrenz machen. Der japanische Hersteller war im vergangenen Jahr mit 10,7 Millionen verkauften Fahrzeugen erneut der größte Autohersteller der Welt gemessen an den Auslieferungszahlen.
BYDs Modellportfolio umfasst zahlreiche vollelektrische Autos und Hybridfahrzeuge – somit hat der Hersteller einen Vorteil gegenüber dem ehemaligen Branchenprimus Tesla, der lediglich rein batterieelektrische Autos herstellt und eine deutlich kleinere Modellauswahl hat.
BYDs aggressive Expansion in ausländische Märkte ist jedoch auch mit Wachstumsschmerzen verbunden: Das Unternehmen hatte sich beim Start in Europa übernommen, hatte die Vielfalt lokaler Märkte unterschätzt, regionale Besonderheiten nicht beachtet, sich Fehltritte beim Marketing erlaubt und zu einseitig auf reine Elektroautos gesetzt. In Folge liefen die Verkäufe in Europa zunächst schleppend an, die Zwischenbilanz war enttäuschend. Vergangenen Monat wurde bekannt, dass BYD deshalb seine Strategie für Europa umfassend überarbeitet.
Daten des Marktforschungsunternehmens Rho Motion zufolge hat sich der Absatz von BYD in Europa im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum bereits mehr als vervierfacht. Mehr als 37.000 Fahrzeuge konnte der chinesische Autobauer im ersten Jahresviertel verkaufen, somit hatte BYD einen Anteil von 4,1 Prozent am europäischen Markt für Elektrofahrzeuge.
Allein Europa sind drei Werke in Planung
BYDs unterfüttert sein Wachstumsbestreben aktuell mit einer Bauoffensive: Das Unternehmen beabsichtigt, in diesem Jahr ein Werk in Ungarn zu eröffnen, gefolgt von einem Werk in der Türkei im kommenden Jahr. BYD rechnet außerdem damit, bald einen Standort für ein drittes europäisches Werk zu finden. 2024 eröffnete das Unternehmen ein Montagewerk in Thailand. Ein weiteres Werk in Brasilien befindet sich im Bau, steht allerdings wegen angeblich schlechter Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden in der Kritik.
Bill Russo, CEO des in Shanghai ansässigen Beratungsunternehmens Automobility, verglich BYDs Fortschritte im Bereich Elektromobilität mit der Rolle von Ford bei der Entwicklung der Fahrzeug-Serienfertigung vor rund einem Jahrhundert. Der BYD-Vorsitzende Wang Chuanfu sei „der Henry Ford des 21. Jahrhunderts“, so Russo. Der Branchenexperte ist zudem der Ansicht, dass BYD sein Ziel, die Hälfte seiner Autos 2030 in internationalen Märkten zu verkaufen, erreichen wird. Anders als in China habe das Unternehmen in anderen Ländern mit wenig Konkurrenz zu kämpfen.
Quelle: Reuters – Exclusive: BYD aims to sell half its cars outside China by 2030, sources say
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