Handelskrieg: Pause im Handelsstreit: USA und China senken Zölle deutlich
Die USA und China rüsten im Handelskrieg ab. Beide Seiten einigten sich auf eine 90-tägige Pause in dem Streit. Das sorgt für Euphorie an den Börsen

Die USA und China rüsten im Handelskrieg ab. Beide Seiten einigten sich auf eine 90-tägige Pause in dem Streit. Das sorgt für Euphorie an den Börsen
Die Vertreter der chinesischen und der US-Regierung haben bei ihren Handelsgesprächen in Genf einen Durchbruch erzielt. Die Unterhändler verständigten sich am Montag darauf, ihre gegenseitigen Zölle ab Mittwoch um jeweils 115 Prozentpunkte zu senken. „Wir haben eine Einigung über eine 90-tägige Pause erzielt“, sagte US-Finanzminister Scott Bessent. Die Zeit soll genutzt werden, um weiterzuverhandeln, wie auch aus einer gemeinsamen Erklärung mit den Chinesen hervorgeht.
Die Zölle für die meisten chinesischen Ausfuhren in die USA gehen damit auf 30 Prozent zurück, wie der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sagte. Peking senke zugleich seine Aufschläge auf US-Importe auf zehn Prozent. Laut der gemeinsamen Erklärung wird ein „Mechanismus zur Fortsetzung der Gespräche über die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen“ eingerichtet.
Diese Verständigung liege „im Interesse beider Länder und im gemeinsamen Interesse der Welt“, erklärte das Handelsministerium in Peking. Es sei zu hoffen, dass Washington weiter kooperiere, „um die falsche Praxis der einseitigen Zollerhöhungen zu korrigieren“. Angaben zu gegenseitigen Zugeständnissen über die Zollsenkungen hinaus machten beide Seiten zunächst nicht.
„Peking hat die USA an den Verhandlungstisch gezwungen“
Trump fährt seit Beginn seiner zweiten Amtszeit am 20. Januar einen harten handelspolitischen Kurs und hat zusätzliche Zölle gegen zahlreiche Staaten angedroht, teils auch verhängt und eine ganze Reihe jedoch wieder zurückgenommen. China reagierte mit Gegenzöllen auf die US-Aufschläge, woraufhin Trump die Zölle weiter erhöhte, auf zuletzt insgesamt 145 Prozent. Chinas Gegenzölle liegen bei 125 Prozent.
„Das ist eine gute Nachricht“, sagte Holger Schmieding, Chefökonom der Berenberg Bank, zu der Vereinbarung. „Ohne diese Pause wäre der direkte Handel zwischen den USA und China nahezu zum Erliegen gekommen.“ Nach Ansicht von Schmieding hat China sich mit seiner harten Haltung, die US-Zölle mit nahezu ähnlich hohen Zöllen zu vergelten, weitgehend durchgesetzt. „Peking hat die USA an den Verhandlungstisch gezwungen.“
„Für die Märkte ist das erst mal positiv“, sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Trotzdem bleibe das Zollniveau höher als zu Jahresanfang und ein Deal sei noch nicht ausgemachte Sache. „Nur weil das Worst-Case-Szenario nicht eintritt, ist nicht alles gut“, sagte Brzeski.
Dax legt zu, Goldpreis fällt
Die Aktienmärkte reagierten mit Kursgewinnen auf die Nachrichten aus Genf. Der deutsche Leitindex Dax notierte nach der Eröffnung am Montag bis zu 1,8 Prozent fester bei knapp 23.912 Zählern und lag damit so hoch wie nie. Zugleich nahm er die psychologisch wichtige 24.000-Punkte-Marke ins Visier.
Der Goldpreis sank dagegen deutlich. Am Morgen fiel die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) auf rund 3233 US-Dollar und wurde damit etwa 91 Dollar tiefer gehandelt als am Freitag. Analysten rechnen allerdings nicht mit weiteren stärkeren Rückgängen beim Goldpreis. Rohstoffexperte Robert Rennie von der australischen Westpac Banking Corporation erwartet, dass die Anleger bei Preisen um die Marke von 3200 Dollar wieder verstärkt zugreifen dürften.
Zuletzt hatte der Goldpreis Mitte April ein Rekordhoch bei 3500 Dollar je Unze erreicht. Damals hatte vor allem die Sorge über mögliche Folgen der aggressiven US-Zollpolitik den Goldpreis angetrieben.