Geister-Lkw auf der Interstate 45: Erstmals ist die Fahrerkabine menschenleer

Auf der Interstate 45, der Autobahn zwischen den texanischen Millionenstädten Houston und Dallas, ist regelmäßig ein Geister-Lkw unterwegs. Zumindest sieht es für die Autofahrer, die ihn überholen, so aus. Denn der Platz hinter dem Lenkrad ist leer, und auch sonst ist im Führerhaus keine Menschenseele zu entdecken. Was nicht daran liegt, dass die Kabine aus …

Mai 12, 2025 - 12:48
 0
Geister-Lkw auf der Interstate 45: Erstmals ist die Fahrerkabine menschenleer

Auf der Interstate 45, der Autobahn zwischen den texanischen Millionenstädten Houston und Dallas, ist regelmäßig ein Geister-Lkw unterwegs. Zumindest sieht es für die Autofahrer, die ihn überholen, so aus. Denn der Platz hinter dem Lenkrad ist leer, und auch sonst ist im Führerhaus keine Menschenseele zu entdecken. Was nicht daran liegt, dass die Kabine aus der Position eines Pkw-Fahrers schlecht einsehbar ist. Es ist wirklich niemand drin.

Bild: Aurora

Vorbildliches Verkehrsverhalten

Trotzdem fährt der Schwerlaster vorbildlich. Das liegt an rund zwei Dutzend Sensoren, die die Umgebung akribisch überwachen. Sie halten das Fahrzeug auf Kurs, sorgen dafür, das es abgebremst wird, wenn sich ein Stau bildet, dass es überholt, wenn ein „Sonntagsfahrer“ eine Spur blockiert und eine Notbremsung hinlegt, wenn sich ein Fußgänger auf die Schnellstraße verirrt.

1,3 Millionen Kilometer im Testmodus

Den ersten autonom fahrenden Schwerlaster, der ohne den bisher üblichen Fahrer auskommt, der nur zur Sicherheit an Bord war, um im Bedarfsfall einzugreifen, hat das Jungunternehmen Aurora mit Sitz in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania entwickelt. Ehe es die erste völlig selbstständige Fahrt auf der 387 Kilometer langen Streckeabsolvierte, bei der Chris Urmson, CEO und Mitbegründer von Aurora, untätig und völlig entspannt auf der Rückbanksaß, hatte das Fahrzeug 1,3 Millionen Kilometer auf US-Straßen zurückgelehnt, immer mit dem obligatorischen Fahrer für den Notfall an Bord. Da dieser nie eingreifen musste wagte es das Unternehmen, ihn wegzulassen.

450 Meter Vorausschau

Kameras, Mikrofone, Radargeräte und vor allem LiDAR, ein Abstandsmessgerät auf der Basis von Radarstrahlen, sorgen für eine sichere Fahrt. Alle Daten werden vom Bordcomputer in Echtzeit ausgewertet und in Anweisungen an Lenkung, Bremssystem und Gaspedal umgesetzt. Die Sensoren ermöglichen die Vorausschau auf einer Strecke von 450 Metern, selbst in der Nacht.

Gegen Fahrermangel und für mehr Sicherheit

Den Durchbruch schaffte das Unternehmen mit der LiDAR-Technik von Blackmore, einem Unternehmen in Bozeman im Bundesstaat Montana, das Aurora 2019 übernommen hat. Es galt als einer der Technologieführer in diesem Bereich. Die autonomen Lkw sollen zum einen dazu beitragen, den Fahrermangel zu beheben, zum anderen auch die Sicherheit auf den Straßen erhöhen. 2027 soll das nachrüstbare System in Serien gehen. Mit an Bord sind der deutsche Autozulieferer Continental und der Hochleistungs-Prozessor-Hersteller Nvidia.

 

via Electrive