Zeekr 7X im Test: Komfort trifft Software-Kompetenz
Starke Linien, smarte Details, schnelle Ladezeiten: Der Zeekr 7X geht bei Design und Technik eigene Wege – und trifft dabei den europäischen Geschmack. Der Beitrag Zeekr 7X im Test: Komfort trifft Software-Kompetenz erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Im sonnigen Lissabon präsentierte Zeekr sein drittes Modell für Europa: den vollelektrischen Zeekr 7X. Nach dem Zeekr 001 und dem Zeekr X markiert der Mittelklasse-SUV nicht nur eine strategische Erweiterung des Portfolios, sondern auch einen Schritt hin zu mehr Reife, mehr Klarheit – und mehr europäischer Identität. Denn der Zeekr 7X wurde für Europa konzipiert, entwickelt und nun auch vor Ort erlebbar gemacht. Auf die Marke Zeekr sind wir bereits in unserem Deep Dive eingegangen und haben deren Pläne für Europa vorgestellt. Nun möchten wir auf die erste Fahrt im Zeekr 7X eingehen.
Zurückhaltend, aber selbstbewusst – der Zeekr 7X
Was sofort auffällt: Der Zeekr 7X will nicht polarisieren. Er verzichtet bewusst auf übertriebene Designelemente und setzt auf eine reduzierte, klare Formensprache. Ignacio Fernández Miño, Senior Lead Exterior Director bei Zeekr, spricht von einem „Hidden Energy“-Ansatz – einem Design, das seine Kraft subtil zeige. Vor allem das LED-Lichtband an der Front sowie die markanten Schultern im Heck verleihen dem Auto eine gewisse Präsenz, ohne aufdringlich zu wirken. Die Proportionen sind stimmig: Mit 4787 Millimetern Länge, 2900 Millimetern Radstand, einer Breite von 1930 Millimetern ohne Spiegel (2100 mm inkl. Spiegel) und einer Höhe von 1650 Millimetern wirkt der 7X sportlich und ausgewogen.
Der kurze vordere Überhang von 850 Millimetern sowie der hintere von 1030 Millimetern unterstreichen das dynamische Erscheinungsbild. Der Luftwiderstandsbeiwert von 0,247 und die Bodenfreiheit von rund 173 Millimetern vorne (172 mm hinten) zeigen: Hier wurde auch auf Effizienz geachtet. Es zeigt sich, besonderes Augenmerk legte das Designteam auf eine möglichst effiziente Form. Sensoren und Kameras wurden versteckt in die sogenannten „Tech Zones“ integriert, um die glatte, unaufgeregte Linie nicht zu unterbrechen. Das Ziel: eine skulpturale Ästhetik, die mit Funktionalität Hand in Hand geht. Inspirationen holte sich das Team aus unerwarteten Bereichen – von industriellem Möbeldesign bis hin zu Sneakern.
Im Interieur zeigt der 7X, dass Premium auch pragmatisch sein kann. Großflächige Materialien, hochwertige Oberflächen und clevere Details wie Schubladen unter den Sitzen der zweiten Reihe oder zwei induktive Ladeflächen vorne sprechen für einen durchdachten Ansatz. Das Panoramaglasdach lässt viel Licht herein und sorgt für ein luftiges Raumgefühl – besonders auf der Rückbank, wo selbst groß gewachsene Mitfahrer bequem Platz finden.
Die Bedienung erfolgt über einen ultraflachen 16-Zoll-HD-Touchscreen, der durch extrem kurze Startzeiten und eine präzise Reaktionsgeschwindigkeit überzeugt. Der Bildschirm basiert auf dem leistungsstarken Qualcomm 8295 Snapdragon-Prozessor und bildet das Zentrum des dritten HMI-Designs von Zeekr. Widgets und Softkeys ermöglichen den schnellen Zugriff auf häufig genutzte Funktionen, während physische Bedienelemente unterhalb des Displays sowie echte Schalter am Lenkrad – ein direktes Ergebnis des Co-Creation-Prozesses mit Kund:innen – für klassische Ergonomie sorgen.
Besonders hervorzuheben ist das weiterentwickelte Augmented-Reality-Head-up-Display. Mit einer Bilddiagonale von 36,2 Zoll gehört es zu den größten seiner Art. Neben der bekannten AR-Funktion bietet es nun auch eine Surround-Reality-Ansicht: Fahrzeuge, Personen und Objekte in der Umgebung des Autos werden in Echtzeit erkannt und ins Sichtfeld des Fahrers projiziert. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern trägt auch maßgeblich zum situativen Fahrkomfort bei.
Zeekr 7X: Elektrisch fahren, digital denken
Angetrieben wird der Zeekr 7X von einer neu entwickelten elektrischen Antriebseinheit, die in die Hinterachse integriert ist. Der Elektromotor leistet 310 kW (421 PS) und bringt 440 Nm Drehmoment auf die Straße. In der getesteten Long-Range-Version mit 100-kWh-NMC-Batterie liegt die kombinierte WLTP-Reichweite bei bis zu 615 Kilometern. Im gemischten Realbetrieb, inklusive Vorkonditionierung, pendelte sich der Verbrauch im Test bei rund 19,8 kWh/100 km ein. Das entsprach an einem Fahrtag in Lissabon mit vielen Zwischenstopps und teils innerstädtischem Verkehr bei einer zurückgelegten Strecke von etwa 135 Kilometern – ein realistischer Wert unter den gegebenen Bedingungen.
Ein echtes Highlight ist die Ladegeschwindigkeit. Die 800-Volt-Elektroarchitektur, serienmäßig in allen Varianten, ermöglicht schnelles DC-Laden. So dauert der Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent beim Long-Range-Modell lediglich 16 Minuten – und das reproduzierbar. Wer die passende Infrastruktur hat, profitiert von kurzen Ladepausen. Für den chinesischen Markt ist sogar noch mehr drin: Dort erreichte Zeekr mit der „Golden Battery“ in der 2. Generation bereits Ladeleistungen von bis zu 480 kW. „In China haben wir damit unter Idealbedingungen eine Ladezeit von nur rund zehn Minuten erzielt“, erklärt Alessandro Massimo, Head of SDV Product & Go to Market bei Zeekr. „Das ist ultraschnelles Laden im echten Alltag.“
Auch beim AC-Laden setzt der 7X Maßstäbe: Ein serienmäßiger 22-kW-Onboard-Charger sorgt dafür, dass sich die Batterie bei passender Wallbox zu Hause in etwa fünfeinhalb Stunden komplett von 10 auf 100 Prozent aufladen lässt – ideal für die Nacht und für Nutzer mit speziellen E-Auto-Tarifen.
Software als Motor der Innovation
Massimo beschreibt den Zeekr 7X als ein konsequent softwaredefiniertes Auto – ein sogenanntes Software Defined Vehicle. Dabei steht nicht mehr das fertige Produkt im Mittelpunkt, sondern ein flexibles, sich ständig weiterentwickelndes System. „Wir verstehen das Auto nicht mehr als abgeschlossene Einheit, sondern als eine Plattform, die sich über ihre Lebensdauer hinweg gemeinsam mit dem Nutzer weiterentwickelt“, erklärt er. Grundlage dafür ist die hohe Rechenleistung des verbauten Prozessors, der nicht nur für schnelle Reaktionen im Infotainment sorgt, sondern auch Over-the-Air-Updates (OTA) effizient ermöglicht.
Die grafische Nutzeroberfläche des Zeekr 7X basiert auf dem HMI-Design der dritten Generation. Sie wurde gemeinsam mit Nutzer:innen entwickelt – ganz im Sinne der Co-Creation-Philosophie. So flossen konkrete Wünsche aus der Community direkt in die Umsetzung ein, etwa die Integration physischer Schalter unter dem Touchscreen und am Lenkrad. „Diese Interaktion mit unseren Kund:innen ist kein Marketingbegriff. Es ist ein fester Bestandteil unseres Entwicklungsprozesses – wir reagieren in Echtzeit auf ihre Rückmeldungen“, betont Massimo.
Ein zentrales Ergebnis dieses Prozesses ist auch das neue Navigationssystem, das Zeekr in Kooperation mit Mapbox innerhalb von nur fünf Monaten auf die Beine gestellt hat – laut Massimo ein „unglaublich kurzer Entwicklungszyklus für ein Premiumsystem“. Die Lösung umfasst live aktualisierte Karten, Park- und Ladeinformationen, berechnet Reichweitenzonen direkt auf der Karte und plant längere Strecken inklusive realistischer Ladepausen. Dabei werden auch bevorzugte Ladenetzwerke berücksichtigt. „Wir wollten den größten Schmerzpunkt adressieren, den viele E-Auto-Fahrer teilen: das Finden der richtigen Ladestation zur richtigen Zeit“, so Massimo.
Das System wird kontinuierlich weiterentwickelt und über die Companion-App sowie OTA-Updates regelmäßig verbessert. Dank der engen Verzahnung zwischen Fahrzeug, Cloud und Nutzer entsteht ein digitales Ökosystem, das nicht nur das Fahrerlebnis verbessert, sondern auch neue Maßstäbe für Individualisierbarkeit und Kundennähe im Segment setzt.
Fahrbericht des Zeekr 7X in Lissabon, Portugal
Die erste Begegnung mit dem Zeekr 7X auf den Straßen rund um Lissabon macht schnell klar: Hier steht kein sportlich-aggressives Performance-Modell im Vordergrund, sondern ein SUV, das auf souveräne Fahreigenschaften, Komfort und Sicherheit setzt. Schon nach wenigen Kilometern fällt auf, wie feinfühlig die Lenkung abgestimmt ist. Sie wirkt etwas schwerer, vermittelt aber ein sehr direktes Gefühl für das Fahrzeug – genau richtig für ein Auto dieser Größe und Masse. Der 7X fährt sich so, wie man es von einem Premium-Elektro-SUV erwartet: gelassen, stabil und mit viel Ruhe in der Karosserie.
Besonders auf den hügeligen und teils kurvigen Passagen rund um den Veranstaltungsort wurde deutlich, wie effektiv das Fahrwerk arbeitet. Unebenheiten, Bodenwellen und kurze Schlaglöcher werden nahezu mühelos geschluckt. Das optionale Luftfahrwerk – in den höheren Ausstattungslinien verfügbar – reagierte geschmeidig und hielt das Auto auch bei schnellerer Gangart in der Spur. Tempo-30-Zonen mit klassischen Speedbumps meisterte der 7X mit einer fast unbeeindruckten Souveränität.
Natürlich lässt sich die Größe des Fahrzeugs nicht wegdiskutieren. Mit seiner Länge von knapp 4,80 Metern und dem massiven 100-kWh-Akku bringt der Zeekr 7X einiges auf die Waage – und das spürt man auch, vor allem beim Verzögern oder beim Richtungswechsel. Dennoch bleibt das Fahrverhalten berechenbar und stets gut kontrollierbar. Die Bremsanlage zeigte sich standfest und dosierbar, auch bei wiederholten Anbremsungen in den städtischen Gefällen rund um Lissabon.
Im dichten Verkehr der Innenstadt, wo es oft auf Übersicht und Präzision ankommt, überzeugten besonders die Surround-Kameras. Sie zeigten zuverlässig, wo das Auto endet – ein echter Vorteil beim Manövrieren in engen Gassen oder beim rückwärts Einparken am Straßenrand. Wobei hier auch die automatische Parkfunktion zu überzeugen weiß. Selbst in kleinsten Engstellen. Auch der aktive Spurhalteassistent griff dezent ins Lenkrad ein, ohne aufdringlich zu wirken – ein Detail, das in der Fahrpraxis positiv auffiel.
Was bleibt, ist der Eindruck eines durchdacht abgestimmten SUV, der bewusst auf Alltagsnutzen und Langstreckenkomfort setzt. Der Zeekr 7X fährt sich nicht sportlich im engeren Sinne, aber stets solide, hochwertig und sicher – genau das, was viele Fahrerinnen und Fahrer in dieser Klasse suchen dürften.
Mit Blick auf den europäischen Markt positioniert sich der 7X klar im Umfeld etablierter Premiummodelle wie dem Audi Q6 e-tron, dem BMW iX3 oder dem Polestar 3. Zeekr selbst sieht das eigene Modell dabei als besonders ausgewogen. „Wir bieten mehr Performance, mehr Technologie und mehr Komfort – zu einem Preis, der trotz des Premiumanspruchs wettbewerbsfähig bleibt“, erklärt Lothar Schupet, Acting CEO Zeekr Europe. Für ihn liegt der Unterschied weniger im Design oder bei Einzeldetails – sondern in der Kombination aus durchdachter Hardware und softwaregetriebener Weiterentwicklung. „Unsere Fahrzeuge sind so konzipiert, dass sie nicht mit dem Kauf enden, sondern sich mit dem Nutzer weiterentwickeln“, betont Schupet mit Blick auf den SDV-Ansatz der Marke.
Auch Massimo verweist auf das Zusammenspiel aller Komponenten: „Wir verbinden europäische Entwicklungsqualität mit einem datengetriebenen Verständnis von Kundennutzen. Das zeigt sich in der Software, aber auch im Detail – von den Fahrmodi über die Navigation bis zur Tastenlogik.“ Dieses Zusammenspiel von Technik, Alltagstauglichkeit und digitaler Intelligenz bildet für Zeekr das entscheidende Differenzierungsmerkmal.
Zeekr in Europa: Mehr als ein Gastauftritt
Schupet betont abschließend beim Fahrevent des Zeekr 7X: „Wir sind eine junge Marke mit der Power eines Konzerns und einer europäischen Seele.“ Gemeint ist damit nicht nur die Zugehörigkeit zur Geely-Gruppe, sondern auch der Aufbau von Design-, Entwicklungs- und Vertriebsstrukturen in Europa. Der 7X ist das erste Modell, das komplett unter diesem europäischen Anspruch entstanden ist. Mit Niederlassungen in den Niederlanden, Schweden und Norwegen hat Zeekr in 2023 Fuß gefasst. Im Sommer 2025 folgen Belgien, Dänemark, die Schweiz und Griechenland. Deutschland, Frankreich und Großbritannien – als die drei wichtigsten Märkte Europas – kommen wohl erst 2026. Das Ziel: mit einem überzeugenden Produkt die hohen Erwartungen der europäischen Kunden erfüllen, ohne durch Markenprestige zu kaschieren.
Disclaimer: Zeekr hat zum Kennenlernen der Marke und des Zeekr 7X nach Lissabon, Portugal eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.
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