Übernahmekampf: Aufschwung der Commerzbank schmälert die Übernahmechancen für Unicredit
Mit starken Zahlen zu Jahresbeginn lässt die Commerzbank die Flaute der vergangenen Jahre weiter hinter sich. Was das für die geplante Übernahme der Unicredit bedeutet

Mit starken Zahlen zu Jahresbeginn lässt die Commerzbank die Flaute der vergangenen Jahre weiter hinter sich. Was das für die geplante Übernahme der Unicredit bedeutet
In der aktuellen wirtschaftlichen Flaute und den politischen Unsicherheiten halten sich Unternehmen mit Investitionen zurück. Die Zinsen sind gesunken. Das sind erfahrungsgemäß keine guten Ausgangsbedingungen für die auf den Mittelstand fokussierte Commerzbank. Doch unter der Führung der früheren Finanzchefin Bettina Orlpp und dem Druck einer drohenden feindlichen Übernahme der italienischen Großbank Unicredit setzt das Frankfurter Finanzunternehmen zur Aufholjagd an. Mit den Zahlen zu Jahresbeginn übertrifft die Bank die Erwartungen der Analysten und liegt teils bereits über den Jahreszielen.
Das Quartalsergebnis von 834 Mio. Euro ist das höchste seit 2011. Damit hat Vorstandschefin Orlopp das erreicht, was ihre Vorgänger Manfred Knof und Martin Zielke vergeblich versucht haben. Dazu hat auch die polnische Mbank beigetragen, die die Bilanz der Commerzbank in der Vergangenheit stets belastet hatte. Grund dafür waren die Kosten für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Schweizer-Franken-Krediten. Hier gibt es Fortschritte, sodass auch die Risiken abnehmen.
Einen positiven Beitrag leistete auch der Onlinebroker Comdirect: Da die Kunden im turbulenten ersten Quartal viel am Kapitalmarkt gehandelt haben, wuchs das Provisionsergebnis um sechs Prozent. Gegen die sinkenden Leitzinsen – von denen der Erfolg des Geschäftsmodells der einlagenstarke Bank nach wie vor stark abhängig ist – schützt sich die Bank derzeit mit Kapitalmarktgeschäften, die ebenfalls einen positiven Beitrag geleistet haben.
Auch dank des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz und dem derzeit laufenden Stellenabbau konnte die Bank ihre Kosten-Aufwandsrelation auf 56 Prozent senken und liegt damit bereits unter dem Jahresziel von 57 Prozent. Fürs Gesamtjahr peilt die Commerzbank trotz wirtschaftlicher Unsicherheit unverändert ein Ergebnis von 2,4 Mrd. Euro an. „Wir rechnen dabei mit um zehn Prozent höheren Zöllen“, sagte Orlopp in einer Telefonkonferenz mit Journalisten am Freitag.
Unicredit unter Zugzwang
Für den Aktienkurs der Commerzbank sind das – zusammen mit der angepeilten Dividende von 65 Cent je Aktie – gute Nachrichten. Seit Jahresbeginn ist der Kurs bereits um knapp 57 Prozent auf derzeit mehr als 24 Euro gestiegen. Das freut nicht nur Anleger, sondern auch die Bundesregierung, die noch rund zwölf Prozent der Anteile an der Bank hält. Doch für die italienische Großbank Unicredit, die sich im vergangenen Sommer Anteile zum Preis von unter 13 Euro gesichert hatte, wird eine Übernahme immer teurer. Zwar hält die Bank 9,5 Prozent und hat nach eigenen Angaben Optionen auf 29,9 Prozent – doch der feindliche Übernahmeversuch wird so zunehmend unwahrscheinlich.
Orlopp selbst will die Eigenständigkeit der Bank erhalten und hat sowohl die Gewerkschaften als auch die Bundesregierung hinter sich. Spannend wird es auf der Hauptversammlung am 15. Mai in Wiesbaden, wenn Investoren aufeinandertreffen werden. Der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi wollen dort den Protest gegen eine Übernahme bekräftigen.