Plattenkritik: Beirut – A Study Of Losses (Pompeii) - Music for Dancing Theatres

Ursprünglich eine Auftragsarbeit für ein artistisches Tanztheater, ist „A Study Of Losses“ auch ein wieder schönes, eigenständiges Album geworden. Auch wenn ich mich nie wirklich für Tanztheater interessiert habe: Es sieht wirklich toll aus, was die schwedische Kompani Giraff so auf die Beine und Arme und andere Körperteile stellt. Und das ab sofort mit einem Soundtrack, der mir besonders gefällt. Denn er kommt von Beirut, und Beirut ist immer stilsicher, was die Band um Zach Condon zuletzt mit ihrem Album Hadsel bewies. Wobei – so ganz auf Anhieb würde man das Melancholische, Getragene, das sich durch das gesamte Werk der Ami-Folker zieht, wohl nicht mit etwas derart Dynamischem wie einem Tanztheater in Verbindung bringen. Wechselnde Tempi, Chromatiken, überhaupt: Dur, sind jetzt nicht so der Markenkern Beiruts, die bisweilen so klingen, als trete Rufus Wainwright nur noch in Matrosenspelunken am Schwarzen Meer auf. Whatever, Viktoria Dalborg, der Direktorin von Kompani Giraff, scheint genau das gut gefallen zu haben, als sie 2023 anfragte, ob Beirut eine Show vertonen wolle. Diese wiederum basiert auf dem Buch „Verzeichnis einiger Verluste“ der Greifswalder Autorin Judith Schalansky, das sich unter anderem mit verlorener Kunst, ausgestorbenen Tieren, abgerissenen Bauwerken und dem persönlichen Verfall beschäftigt – okay, dann bitte einmal Beirut, das passt. Zwischen die eingängigen Lieder wurden, nach Mondmeeren benannt, instrumentelle Stücke gefügt, auf Wunsch der Auftraggeberin. Das macht für eine Bühnenperformance natürlich Sinn, damit die Musik dort das ist, was sie ist: Begleitung einer anderen Kunstform. Es macht aber auch für das Album Sinn, denn es schafft – in Beirut-Dimensionen freilich – eine angenehme Abwechslung, es ist im wahrsten Sinne des Wortes verspielt. Am Ende ist A Study Of Losses, so fatalistisch der Albumtitel auch klingt, ein optimistisches Werk. Und ich habe Lust, ein Tanztheater zu besuchen.

Apr 25, 2025 - 13:52
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Plattenkritik: Beirut – A Study Of Losses (Pompeii) - Music for Dancing Theatres
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Ursprünglich eine Auftragsarbeit für ein artistisches Tanztheater, ist „A Study Of Losses“ auch ein wieder schönes, eigenständiges Album geworden.

Auch wenn ich mich nie wirklich für Tanztheater interessiert habe: Es sieht wirklich toll aus, was die schwedische Kompani Giraff so auf die Beine und Arme und andere Körperteile stellt. Und das ab sofort mit einem Soundtrack, der mir besonders gefällt. Denn er kommt von Beirut, und Beirut ist immer stilsicher, was die Band um Zach Condon zuletzt mit ihrem Album Hadsel bewies. Wobei – so ganz auf Anhieb würde man das Melancholische, Getragene, das sich durch das gesamte Werk der Ami-Folker zieht, wohl nicht mit etwas derart Dynamischem wie einem Tanztheater in Verbindung bringen. Wechselnde Tempi, Chromatiken, überhaupt: Dur, sind jetzt nicht so der Markenkern Beiruts, die bisweilen so klingen, als trete Rufus Wainwright nur noch in Matrosenspelunken am Schwarzen Meer auf.

Whatever, Viktoria Dalborg, der Direktorin von Kompani Giraff, scheint genau das gut gefallen zu haben, als sie 2023 anfragte, ob Beirut eine Show vertonen wolle. Diese wiederum basiert auf dem Buch „Verzeichnis einiger Verluste“ der Greifswalder Autorin Judith Schalansky, das sich unter anderem mit verlorener Kunst, ausgestorbenen Tieren, abgerissenen Bauwerken und dem persönlichen Verfall beschäftigt – okay, dann bitte einmal Beirut, das passt. Zwischen die eingängigen Lieder wurden, nach Mondmeeren benannt, instrumentelle Stücke gefügt, auf Wunsch der Auftraggeberin. Das macht für eine Bühnenperformance natürlich Sinn, damit die Musik dort das ist, was sie ist: Begleitung einer anderen Kunstform. Es macht aber auch für das Album Sinn, denn es schafft – in Beirut-Dimensionen freilich – eine angenehme Abwechslung, es ist im wahrsten Sinne des Wortes verspielt. Am Ende ist A Study Of Losses, so fatalistisch der Albumtitel auch klingt, ein optimistisches Werk. Und ich habe Lust, ein Tanztheater zu besuchen.