Über 1000 km im Hyundai Kona Elektro N Line X unterwegs
Der Hyundai Kona Elektro N Line X kombiniert sportliches Design mit alltagstauglicher Reichweite und überzeugt auf über 1000 Testkilometern. Der Beitrag Über 1000 km im Hyundai Kona Elektro N Line X unterwegs erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Kurz vor Ostern bot sich mir die Gelegenheit, den neuen Hyundai Kona Elektro N Line X ausgiebig unter die Lupe zu nehmen. Eine Woche lang, bei über 1000 Testkilometern, begleitete mich das kompakte SUV durch Stadtverkehr, Landstraßenpassagen und lange Autobahnetappen – bei Regen, Kälte und zwischendurch auch im Sonnenschein. Dabei konnte ich nicht nur die Fahrdynamik, das Ladeverhalten und die Reichweite im Alltag testen, sondern auch herausfinden, ob die sportliche N-Line-Ausstattung echten Mehrwert bietet oder eher ein optisches Versprechen bleibt.
Der getestete Kona war mit der größeren 65,4-kWh-Batterie ausgestattet und leistete 160 kW (218 PS) bei einem maximalen Drehmoment von 255 Nm. Hyundai verspricht damit eine WLTP-Reichweite von bis zu 514 Kilometern. Im Praxisbetrieb pendelte sich der Verbrauch bei mir – abhängig vom Streckenprofil – zwischen 16,8 und 17,9 kWh/100 km ein, was einer realistischen Reichweite von rund 360 bis 390 Kilometern entspricht.
Technische Daten des Hyundai Kona Elektro N Line X
- Batteriekapazität: 68,5 kWh/ 65,4 kWh (brutto/ netto)
- Reichweite (WLTP): 514 km
- Verbrauch (WLTP): 14,7 kWh/100 km
- Max. Ladeleistung DC: 105 kW
- Ladezeit (10 bis 80 Prozent bei 150 kW): ca. 34 Minuten
- Ladezeit AC (11 kW): ca. 7 Stunden
- Antrieb: Front
- Leistung: 160 kW (218 PS)
- Drehmoment: maximal 255 Nm
- Beschleunigung 0-100 km/h: 7,8 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Die sportlichste Hyunda Kona Elektro Variante kommt in der N Line X daher
Schon beim ersten Anblick macht der Hyundai Kona Elektro N Line X klar, dass er mehr als ein nüchternes Alltagsauto sein will. Mit seiner Länge von 4355 Millimetern, einer Breite von 1825 Millimetern und einer Höhe von 1575 Millimetern wirkt das SUV kompakt, aber kraftvoll proportioniert. Die horizontalen Linien des Frontspoilers, das durchgängige LED-Lichtband im Pixeldesign und die flügelförmigen Stoßfänger unterstreichen die selbstbewusste Haltung. Details wie die schwarz abgesetzte Dachlackierung, stilvolle Seitenschweller und das exklusive 19-Zoll-Raddesign betonen den sportlichen Charakter der N Line X-Variante, ohne aufgesetzt zu wirken.
Auch im Profil wirkt der Kona klar gezeichnet. Der Radstand von 2660 Millimetern sorgt nicht nur für kurze Überhänge, sondern auch für ein angenehmes Raumgefühl im Innenraum. Am Heck greifen LED-Leuchten die Formensprache der Front auf und sorgen zusammen mit dem angedeuteten Diffusor für einen dynamischen Abschluss. Das Erscheinungsbild bleibt dabei immer im Einklang mit dem, was das Auto verspricht: elektrisch und charakterstark.
Innen trifft Sportlichkeit auf Funktionalität. Rote Kontrastnähte ziehen sich über Sitze, Lenkrad und Türverkleidungen und setzen optisch markante Akzente. Die Sportsitze in einer Kombination aus Leder-Eco und Alcantara bieten guten Seitenhalt, ohne zu straff zu wirken, und unterstreichen das eigenständige N-Line-Ambiente. Hyundai verzichtet dabei auf übertriebenen Zierrat – stattdessen entsteht ein aufgeräumter, bewusst fahrerorientierter Innenraum.
Zwei gleich große 12,3-Zoll-Displays verschmelzen zu einer digitalen Einheit, die einerseits als klassisches Kombiinstrument, andererseits als Infotainmentsystem dient. Die Darstellung ist gestochen scharf, die Menüs sind logisch strukturiert und trotz der Vielzahl an Funktionen intuitiv bedienbar. Dabei bleibt Hyundai erfreulich bodenständig: Drehregler für Klima, physische Tasten für Lautstärke und Navigation – alles da, wo man es erwartet.
Haptisch liegt der Kona irgendwo zwischen solide und zweckmäßig. Die oberen Bereiche des Cockpits wirken wertig und gut verarbeitet, darunter dominiert jedoch Hartplastik – das fällt im ersten Moment auf, stört im Alltag aber kaum. Positiv ist, dass alles sauber zusammengesetzt ist: Nichts klappert, nichts wackelt, auch auf schlechten Straßen bleibt der Innenraum ruhig.
Besonders angenehm fällt das optionale Sitzkomfort-Paket auf: Belüftete Sitze mit Memory- und Relaxfunktion auf Fahrer- und Beifahrerseite heben den Reisekomfort spürbar. Auch das Head-up-Display weiß zu überzeugen – es projiziert klar ablesbare Informationen ins direkte Blickfeld, ergänzt durch akustische Hinweise bei aktivierten Assistenzsystemen. Klanglich liefert das Bose-Soundsystem ebenfalls ab: Kräftiger Bass, ausgewogene Mitten und ein sauber abgestimmtes Klangbild sorgen für ein souveränes Hörerlebnis – ob Podcast im Stadtverkehr oder Lieblingsplaylist auf der Autobahn.
Fahrverhalten des Hyundai Kona Elektro: Dynamisch abgestimmt, angenehm entspannt
Der Hyundai Kona Elektro in der N Line X vermittelt bereits auf den ersten Kilometern ein Gefühl von Kontrolle und Stabilität. Die Abstimmung ist eher straff, aber nicht unangenehm – ideal für alle, die ihr E-Auto bewusst fahren und Rückmeldung von der Straße schätzen. Unebenheiten filtern das Fahrwerk sauber heraus, ohne dabei schwammig zu wirken. In der Stadt bleibt der Kona wendig und übersichtlich, auf der Landstraße liegt er satt auf der Fahrbahn, auch bei zügigem Tempo.
Die Lenkung ist überraschend direkt. Gerade im Sportmodus reagiert sie deutlich präziser, was dem ohnehin eher dynamisch orientierten Charakter des N Line X entgegenkommt. Die Unterschiede zwischen den Fahrmodi sind klar spürbar – anders als bei vielen Marktbegleitern, wo die Einstellungen oft nur kosmetischer Natur sind. Wer es lieber komfortabler mag, findet im Normalmodus eine ausgewogene Balance zwischen Agilität und Ruhe. Übrigens die von uns bevorzugte Einstellung.
Besonders gelungen ist das Rekuperationssystem. Es lässt sich in vier Stufen regeln – je nach gewähltem Fahrmodus auch unterschiedlich abgestimmt – und reagiert angenehm feinfühlig. Vom Segelmodus bis zum intensiven Verzögern per One-Pedal-Feeling ist alles möglich. In der Praxis überzeugte vor allem die Kombination aus sanfter Verzögerung und flüssiger Übergabe an die mechanische Bremse, die Hyundai beinahe nahtlos hinbekommt. Gefällig sind hier die Rekuperationspedals links und rechts hinter dem Lenkrad, welche ein Eingreifen auf die Rekuperation sehr angenehm und einfach gestaltet.
Auf der Autobahn bleibt der Kona auch bei Tempo 130 und darüber hinaus stabil. Wind- und Abrollgeräusche halten sich in Grenzen, erst ab etwa 150 km/h wird es akustisch etwas lauter – was angesichts der maximalen Geschwindigkeit von 170 km/h kaum ins Gewicht fällt. Auffällig ist allerdings, dass bei hohen Geschwindigkeiten der Vorwärtsdrang nachlässt. Wer häufig Vollgasfahrten erwartet, wird den Kona als zurückhaltend empfinden. Für den Alltag ist das aber kaum relevant – hier zählt eher, wie souverän sich das Auto in typischen Fahrsituationen verhält. Und hier schlägt sich der Kona Elektro solide.
Einen positiven Eindruck hinterließen auch Lenk- und Bremsgefühl im Zusammenspiel mit den Assistenzsystemen. Die Spurführung arbeitet zurückhaltend und sicher, ohne zu bevormunden. Auch im Stau oder zähfließenden Verkehr bleibt der Kona angenehm entspannt. Dass die Bremsen dabei sauber dosieren und sich der Übergang von der Rekuperation zur klassischen Bremse kaum bemerkbar macht, spricht für die Abstimmung des Systems – typisch Hyundai, und in dieser Ausführung besonders gelungen.
Manko Ladeleistung: Luft nach oben ist durchaus vorhanden
In puncto Laden zeigt sich der Hyundai Kona Elektro N Line X allerdings nicht überragend. An der heimischen Wallbox lässt sich der Akku mit serienmäßigem 11-kW-On-Board-Charger innerhalb von rund sieben Stunden vollständig aufladen – ein praxisgerechter Wert, der für den Alltag und das nächtliche Laden mehr als ausreichend ist. Problematischer wird es auf Langstrecken, wenn schnelles Nachladen gefragt ist.
Den fürs DC-Schnellladen gibt Hyundai eine maximale Ladeleistung von nur 105 kW an. Im Test pendelten sich die realen Werte jedoch im Schnitt bei etwa 86 kW ein. Das bedeutet konkret: Ein Ladehub von 10 auf 80 Prozent dauerte rund 34 Minuten – akzeptabel, aber im Wettbewerbsvergleich mittlerweile eher unterdurchschnittlich. Modelle mit 800-Volt-Technik oder besserer Thermomanagement-Strategie erreichen hier deutlich kürzere Ladezeiten. Hinzu kommt, dass die 400-Volt-Architektur des Kona bauartbedingt keine höheren Peak-Werte zulässt. Von 32 auf 79 Prozent haben wir bei einer unserer Testfahrten in rund 21 Minuten geladen, bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 79 kW – kommt somit recht nah an die Herstellerangaben ran.
Immerhin unterstützt der Kona die automatische Vorkonditionierung des Akkus – vorausgesetzt, das Navigationsziel ist eine Schnellladesäule und wurde über das integrierte System eingegeben. In diesem Fall wird der Akku rechtzeitig auf optimale Temperatur gebracht, was die Ladegeschwindigkeit stabilisiert und den Ladevorgang effizienter gestaltet. Bei spontanen Stopps ohne vorherige Navigation kann die Ladeleistung jedoch spürbar niedriger ausfallen – ein Punkt, den man bei längeren Fahrten im Hinterkopf behalten sollte.
Ein weiterer oft unterschätzter Faktor: Die Ladeanschlüsse sind gut erreichbar und zentral an der Front des Fahrzeugs platziert – das erleichtert das Einparken an engen Ladesäulen. Absoluter Gamechanger bei ansonsten schwer zu erreichenden Ladesituationen. Praktisch ist zudem die Vehicle-to-Load-Funktion, mit der sich externe Geräte direkt über den Ladeanschluss mit Strom versorgen lassen. Diese Option mag nicht täglich genutzt werden, eröffnet aber im Alltag oder beim Camping interessante Möglichkeiten.
Hyundai Kona Elektro: Alltagstauglich, digital, durchdacht
Im täglichen Gebrauch zeigt sich der Hyundai Kona Elektro N Line X als durchdachter Begleiter mit Sinn für praktische Details. Das Platzangebot im Innenraum überrascht positiv: Selbst groß gewachsene Personen mit bis zu zwei Metern Körpergröße finden vorne wie hinten ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Der Radstand von 2660 Millimetern macht sich hier ebenso bemerkbar wie die aufrecht stehende Sitzposition. Nur die Sitzbreite auf der Rückbank schränkt bei drei Erwachsenen ein – in diesem Segment allerdings ein übliches Bild.
Ein klarer Schwachpunkt bleibt die stark eingeschränkte Sicht nach hinten. Die tief angesetzte Heckscheibe in Kombination mit der flach verlaufenden Dachlinie erschwert den Überblick, was vor allem beim Einparken oder beim Spurwechsel auf der Autobahn auffällt. Gut, dass Hyundai hier mit einer serienmäßigen 360°-Kamera gegensteuert – sie liefert klare Bilder und erleichtert das Rangieren spürbar. Praktisch ist auch der kleine Frunk unter der vorderen Haube: Mit seinen 27 Litern eignet er sich perfekt für Ladekabel, Putzzeug oder andere Kleinteile, die im Innenraum nur stören würden.
Auch im Hinblick auf Digitalisierung präsentiert sich der Kona auf der Höhe der Zeit – zumindest in den wichtigsten Bereichen. Die beiden 12,3-Zoll-Bildschirme bilden ein modernes, gut ablesbares Interface, das sich optisch wie funktional harmonisch in den Innenraum einfügt. Das Infotainmentsystem reagiert schnell, die Menüstruktur ist logisch und lässt sich nach kurzer Eingewöhnung flüssig bedienen. Praktisch: Over-the-Air-Updates halten Kartenmaterial und Software automatisch auf dem neuesten Stand – Werkstatttermine zur Systempflege entfallen damit.
Statt auf eine radikale Reduktion von Tasten zu setzen, kombiniert der Kona Touchbedienung mit klassischen Knöpfen und Reglern. Temperatur, Lüftung oder Lautstärke lassen sich so auch während der Fahrt sicher justieren – ein echter Pluspunkt im Vergleich zu manch überdigitalisiertem Wettbewerber. Die Sprachsteuerung hingegen bleibt auf einem rudimentären Niveau. Für einfache Befehle wie „Temperatur erhöhen“ oder „Navigiere nach Hause“ reicht es, für komplexere Anfragen fehlt es bislang an Tiefe und Kontextverständnis.
Hyundai Kona Elektro N Line X: Solide kalkuliert – mit überschaubaren Abstrichen
Mit einem Grundpreis von 48.490 Euro positioniert sich der Hyundai Kona Elektro N Line X am oberen Ende der Baureihe – aber immer noch deutlich unterhalb vieler Mitbewerber mit ähnlicher Reichweite und Ausstattung. Unser Testwagen kam mit zusätzlicher Sonderausstattung im Wert von 2650 Euro, darunter das Technikpaket mit Head-up-Display, Bose-Soundsystem und 360°-Kamera sowie das Sitzkomfortpaket mit Relax- und Memory-Funktion für Fahrer- und Beifahrersitz. Damit lag der Gesamtpreis bei exakt 51.140 Euro.
Gemessen an dem, was Hyundai im Kona N Line X bietet, ist das ein stimmiges Angebot. Die Kombination aus sportlichem Design, umfassender Serienausstattung und alltagstauglicher Reichweite trifft den Nerv vieler Umsteiger, die sich ein gut ausgestattetes E-Auto wünschen, ohne dabei direkt in die Premiumliga greifen zu müssen. Vor allem Funktionen wie V2L, OTA-Updates oder die Vielzahl an Assistenzsystemen heben das Modell klar von vielen Wettbewerbern in der Kompaktklasse ab.
Natürlich gibt es auch Punkte, an denen Hyundai gespart hat – etwa bei der Materialwahl im unteren Innenraum oder der mittlerweile etwas angestaubten Ladeleistung an DC-Säulen. Diese Schwächen trüben das Gesamtbild allerdings nur leicht, solange man die eigenen Erwartungen realistisch einordnet. Wer nicht jede Woche auf Langstrecke geht und den Kona in erster Linie im urbanen Raum oder im Pendelverkehr nutzt, wird mit dem gebotenen Paket rundum zufrieden sein.
Unterm Strich liefert Hyundai mit dem Kona Elektro N Line X ein ausgereiftes E-Auto, das sich bewusst zwischen Volumen- und Premiumsegment positioniert – zu einem Preis, der angesichts von Design, Technik und Komfort als fair einzustufen ist. Oder was meinst du?
Disclaimer: Der Hyundai Kona Elektro wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei für den Zeitraum von zwei Wochen von Hyundai zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.
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