Tech-Unternehmer: Wie Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz zum Start-up-Millionär wurde

Er galt als Hoffnungsträger der Konservativen in Österreich, wurde Bundeskanzler und stolperte über eine Korruptionsaffäre: Als Firmengründer ist Sebastian Kurz inzwischen in der Techbranche erfolgreich

Feb 19, 2025 - 17:32
 0
Tech-Unternehmer: Wie Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz zum Start-up-Millionär wurde

Er galt als Hoffnungsträger der Konservativen in Österreich, wurde Bundeskanzler und stolperte über eine Korruptionsaffäre: Als Firmengründer ist Sebastian Kurz inzwischen in der Techbranche erfolgreich

Auf den ersten Blick sieht das Foto aus wie eines von vermutlich Tausenden in der Start-up-Szene: Drei Männer stehen selbstbewusst vor ihrem Firmenlogo, zwei von ihnen tragen T-Shirt, einer ein hellblaues Hemd, der oberste Knopf offen. Was das Gründerfoto des israelischen Cybersecurity-Start-ups Dream besonders macht: Der Mann im Hemd ist Sebastian Kurz, früherer Bundeskanzler Österreichs. 

Der 38-Jährige galt einst als Hoffnungsträger der Konservativen ÖVP, trat jedoch im Oktober 2021 wegen einer Korruptionsaffäre zurück. Kurz wurde später zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe wegen Falschaussage verurteilt. Die Polit-Karriere schien vorerst erledigt.

Das Foto indes zeigt die andere, inzwischen weitaus erfolgreichere Karriere von Kurz: Die eines Firmengründers, der mit Dream Security offenbar zur richtigen Zeit auf den richtigen Trend gesetzt hat. Anlass der Veröffentlichung ist eine neue Finanzierungsrunde, über die das „Handelsblatt“ berichtete. Demnach konnte das Start-up von Investoren knapp 100 Mio. Dollar erhalten – zu einer Bewertung von 1,1 Mrd. Dollar. Dream Security stieg damit in den illustren Kreis der sogenannten Einhörner auf.

Ein europäisches Palantir

Sebastian Kurz hatte das Start-up erst vor zwei Jahren gegründet, gemeinsam mit den beiden Softwareentwicklern Gil Dolev und Shalev Hulio. Die Firma agiert als Cybersicherheitsdienstleister und verspricht Kunden auf ihrer Homepage, Hackerangriffe mittels künstlicher Intelligenz frühzeitig erkennen und verhindern zu können. Das Angebot zielt auf den Schutz kritischer Infrastrukturen wie Stromnetze, Wasserwerke und Häfen. Zu den Kunden sollen deshalb vor allem Regierungen zählen. Zugespitzt: ein europäisches Palantir.

In seinem Start-up sieht Kurz, der nach eigener Aussage keine politischen Comeback-Pläne hegt, jedenfalls noch viel Potenzial: „Die USA werden mit der neuen Trump-Administration eine starke wirtschaftliche Dynamik entwickeln, und das ist auch eine Chance für Dream“, sagte er dem „Handelsblatt“. Das Unternehmen mit Büros in Tel-Aviv, Abu Dhabi und Wien beschäftigt 150 Mitarbeitende, nun stehe die Expansion in den Staaten und in Südamerika an. 

Nach Angaben der Zeitung „The Times of Israel“ trafen sich Kurz und Hulio Anfang 2022 während einer Reise von Kurz nach Israel, bei der er nach Investitionsmöglichkeiten in lokale Start-ups suchte. Dabei soll sich die Idee zur Gründung von Dream Security ergeben haben. Im Cyberumfeld hatte sein späterer Mitgründer Hulio bereits Erfahrung: Er leitete die NSO Group, die den „Staatstrojaner“ Pegasus entwickelte. Dieser wurde von Staaten wie Bahrain und Saudi-Arabien genutzt, um Journalisten, Dissidenten und Aktivisten zu überwachen. Bei Dream Security fiel Kurz unter anderem die Rolle des „Türöffners“ zu regierungsnahen Kunden in Europa zu, heißt es in dem Bericht.

Nach der jüngsten Finanzierungsrunde soll Kurz noch circa 15 Prozent der Firmenanteile besitzen, wie Quellen aus dem Unternehmensumfeld gegenüber Capital bestätigten. Rechnerisch wären diese somit mehr als 150 Mio. Euro wert. Der frühere Bundeskanzler Österreichs ist damit, zumindest auf dem Papier, in zwei Jahren zum Multimillionär geworden.

Mehrere Investments in Österreich, Berater bei Peter Thiel

Die Anfänge von Kurz’ Startup-Karriere liegen indes weiter zurück. Schon zu seiner aktiven Zeit als Politiker suchte er die Nähe zu Firmengründern, tauschte sich beispielsweise schon 2014 mit Szenestars auf dem Pioneers Festival in Wien aus – ein damals noch wichtiges Branchentreffen in Europa.

Auch nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler im Oktober 2021 fand Kurz in der Szene rasch Anschluss. Für die Investmentfirma des rechtslibertären Milliardärs und Paypal-Gründers Peter Thiel übernahm er einen Beraterjob. Beide hatten sich bereits Jahre zuvor bei politischen Veranstaltungen ausgetauscht. Mittlerweile arbeite Kurz nicht mehr für den bekennenden Trump-Fan, wie sein Sprecher auf Anfrage von Capital betonte.

Daneben forcierte Kurz zwischenzeitlich auch eigene Investmenttätigkeiten. So gründete der Ex-Politiker im Frühjahr 2022 zunächst die SK Management GmbH, unter anderem zum Zweck von Firmenbeteiligungen. Später kam mit AS²K noch eine weitere Beteiligungsgesellschaft hinzu.

Engagiert hat sich Kurz über diese Vehikel etwa an dem österreichischen Software-Start-up Medaia. Mit der KI-gestützten App des Unternehmens sollen Nutzer ihren Körper auf mögliche Hautkrebsrisiken abchecken können. Nach Firmenangaben wurde die App seit dem Start mehrere hunderttausendmal heruntergeladen. Besonders im Ausland will das Unternehmen zuletzt wichtige Erfolge erzielt haben, auf das Angebot setze etwa das Gesundheitsministerium in Portugal. Als Gesellschafter schied Kurz im vergangenen Jahr jedoch aus. Der „zunehmend mediale Fokus auf seine Person“ sei nicht hilfreich gewesen, hieß es dazu.

Daneben ist Kurz an Heldyn beteiligt, einem auf die Suche nach Pflegekräften spezialisierten Online-Portal. Das Start-up erlangte im vergangenen Jahr größere Bekanntheit, nachdem die Gründerinnen in der TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ aufgetreten waren – dem österreichischen Pendant der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“. Capital gehört wie Vox zu RTL Deutschland. Einen Deal gab es in der Sendung zwar, jedoch zu deutlich reduzierter Bewertung.

Weitere Start-up-Investments hat Kurz bislang nicht getätigt – und seien aktuell auch nicht geplant. Der ehemalige Bundeskanzler sei „spannenden Investitionsmöglichkeiten“ zwar nicht abgeneigt, so sein Sprecher. Aber: „Der Fokus liegt jetzt auf dem Start-up Dream.“