Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) im neuen Erscheinungsbild

Der Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) präsentiert sich seit wenigen Tagen im neuen Erscheinungsbild. Vorgestellt wurde der veränderte Außenauftritt seitens des Verbundes bislang nicht.

Mär 10, 2025 - 10:54
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Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) im neuen Erscheinungsbild

Der Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF) präsentiert sich seit wenigen Tagen im neuen Erscheinungsbild. Vorgestellt wurde der veränderte Außenauftritt seitens des Verbundes bislang nicht.

Die Regio-Verkehrsverbund Freiburg GmbH (RVF) ist ein Verkehrsverbund in Baden-Württemberg, der den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Freiburg im Breisgau und der umliegenden Region koordiniert. Der Verbund wurde 1994 gegründet und umfasst Busse, Straßenbahnen sowie Regionalzüge verschiedener Verkehrsunternehmen. Eigenen Angaben zufolge nutzen rund 100 Mio. Menschen pro Jahr die Busse und Bahnen der Verbundpartner.

Vor wenigen Tagen wurde der Webauftritt des Verbundes unter rvf.de relauncht. Wie der Verband in einer kurzen Meldung erklärt, sei dieser für die Ansicht auf Mobilgeräte hin optimiert und schon weitgehend barrierfrei. Auf den Umstand, dass der Verbund sich damit gleichzeitig ein völllig neues visuelles Erscheinungsbild zulegt, wird nicht weiter eingegangen.

Immerhin ein Vierteljahrhundert lang trat der RVF in den Farben Blau, Rot und Gelb auf. Ab sofort nutzt der Verkehrsverbund, in gewisser Weise in der Spur der Deutschen Bahn fahrend, Rot, Weiß und Grau. Im Zuge des Redesigns legt sich der RVF auch ein neues Logo zu. Auf rvf.de wird das neue Zeichen wie folgt beschrieben:

Eine Marke für den Mobilitätsverbund. Unsere Ambitionen und die intensive Zusammenarbeit aller Partner drücken sich in unserer neuen Dachmarke für den Mobilitätsverbund aus. Das gedrehte “V” im Logo des RVF steht für einen vernetzten Verkehr und gibt die Richtung vor: Vorwärts. Damit du ankommst.

Regio Verkehrsverbund Freiburg (RVF) Logo – vorher und nachher, Bildquelle: RVF, Bildmontage: dt
Regio Verkehrsverbund Freiburg (RVF) Logo – vorher und nachher, Bildquelle: RVF, Bildmontage: dt

Erstmals seit rund 25 Jahren bekommt der Verkehrsverbund auch ein neues Logo. Die Abkürzung „RVF“ ist, statt in blau, nun in rot gehalten. Das V ist um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht, einen nach rechts weisenden Pfeil andeutend. Im V in weiß eingebettet sind drei Kreisflächen, die durch zwei Linien miteinander verbunden sind.

Bereits vor einigen Wochen wurde damit begonnen, das neue Logo in ersten Medienanwendungen wie Fahrplänen zu implementieren. Mit dem Relaunch der Website und der Aktualisierung der App wurde nun vollständig auf das neue Erscheinungsbild umgestellt. Als Hausschrift fungiert dabei fortan die Source Sans.

Kommentar

Ein Logo, bei dem Bildmarke und Wortmarke untrennbar verbunden sind, ist weniger flexibel als die klassische Konstuktion, bei der beide Elemente räumlich von einander getrennt sind. Deshalb gibt es von erstgenannter Machart vergleichsweise wenige Zeichen (u.a. Rossmann, Switzerland, NOS). Warum ist geringe(re) Flexibilität ein Problem?

RVF alternativer Entwurfsansatz
RVF alternativer Entwurfsansatz

Markenkommunikation ist per se multimodal – entsprechende Botschaften werden in Form von Text, Sprache, Bild, Video, Klang transportiert (ebenso werden Markenbotschaften über Haptik, Duft und Geschmack gesendet). Bedingt durch die Vielfalt der Medienlandschaft und der Vielheit an Medienformaten und -kanälen braucht es heutzutage auf größtmögliche Variabilität ausgelegte Kommunikationslösungen und Brand Assets, keine starren, untrennbaren Komposita, wie man sie zuhauf noch in den 1980er-, 1990er-, 2000er-Jahren verwendet hatte, in der vordigitalen Ära. Das RVF-Logo ist nicht so variabel wie es sein könnte. Eine konventionelle Anordnung, wie in einem alternativen Entwurfsansatz dargestellt (Abb. rechts), ist deutlich variabler.

Zwar kann das „gedrehte V“ auch solitär verwendet werden, etwa als App-Symbol, dies gilt allerdings nicht für die Wortmarke, da sie mit der Grafik gekoppelt ist. Wenn Wortmarken und Bildmarken getrennt von einander verwendet werden können, wie es Lufthansa, Nike, Volkswagen, Deutsche Bank und viele viele andere machen, dann vergrößert dies das Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten. Da Marken viele, teils heterogene Zielgruppe adressieren, braucht es auf den jeweiligen Bedarf abgestimmte, passgenaue Lösungen. Ein möglichst breites Spektrum bietet also große Vorteile.

Das RVF-Logo ist aus einem weiteren Grund suboptimal, in gewisser Hinsicht auch problematisch. Lesbarkeit ist, wie wir wissen, bei der Gestaltung eines Logos zwar weniger relevant, weil wir Logos nicht wie ein Wort/Text lesen, sondern vielmehr wie ein Bild erfassen. In diesem Fall erschwert das eingeschobene Bildelement jedoch das Erfassen des Namens entscheidend. Und dies betrifft auch Menschen ohne Wahrnehmungseinschränkung. Das Ergebnis ist eine Mischform ähnlich eines Rebus.

Touristen, Neuzugezogene wie auch Menschen mit eingeschränkter Wahrnehmung müssen das Bilderrätsel-gleiche Zeichen decodieren. Zwar erklärt sich ein Name / der Sinn in der Regel aus dem jeweiligen Anwendungskontext, und im Prinzip müssen alle Zeichen, damit sie korrekt verstanden werden, zunächst decodiert werden, doch bestimmte Wörter und Zeichen erfordern einen höheren Aufwand, um den Sinn zu erschließen. Hierzu gehört auch das RVF-Logo, und zwar sowohl das alte wie auch das neue.

Nicht nur im Kontext von Barrierefreiheit und Leichter Sprache ist eine klare, unmissverständliche Kommunikation wichtig, hier allerdings in besonderem Maße. Denn es gilt Informationen und Inhalte für Menschen mit kognitiven Einschränkungen leicht erfassbar und zugänglich zu machen. Wortinterne graphische Einheiten wie Apostroph, Schräg- und Bindestrich oder Genderstern erschweren nicht nur das Lesen von Worten, es beeinträchtigt auch das Erfassen von bildhaften, grafischen Zeichen.

Sicherlich sind Empfehlungen hinsichtlich Barrierefreiheit (im digitalen Raum WCAG) und in Bezug auf Leichte Sprache, wie sie unter anderem der Verband Inclusion Europe formuliert (PDF), im Kontext Logogestaltung nicht bindend / maßgebend. Insbesondere Unternehmen, die durch öffentliche Mittel finanziert werden, sollten sich allerdings der mit Barrierefreiheit verbundenen Ziele in besonderer Weise verpflichtet fühlen. Und zwar auf allen Ebenen.

Wenn wir Gebäude, Verkehrsmittel- und Infrastruktur, Arbeitsumgebungen barrierearm respektive möglichst barrierefrei gestalten, warum dann beim Markendesign unnötige Barrieren schaffen? Zumal der Verkehrsverbund selbst in seiner Kommunikation Barrierefeiheit als wichtigen Aspekt formuliert. Was spricht also dagegen, ein Logo mit konventionellem Aufbau zu verwenden? Abgesehen vom ästhischen Eindruck, der bekanntlich subjektiv und individuell sehr verschieden ist, rein gar nichts! Selbst wenn die Gestaltung in formal-ästhischer Hinsicht teilweise als schwächer aufgefasst werden würde, selbst dann wäre ein Markendesign, das den Aspekt der Zugänglichkeit berücksichtigt und das tatsächlich alle Menschen adressiert, in Summe besser. Denn es bietet die Chance, der in Textform zugesagten Verpflichtung auch im Visuellen Ausdruck zu verleihen, gleichermaßen dem Gesagten Nachdruck. Wer Marke ganzheitlich denkt, kann gar nicht anders.

Übrigens: auch der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) nutzt (seit 2021) eine Art Größer-als-Zeichen als Markenabsender.


 

Mediengalerie

Regio Verkehrsverbund Freiburg (RVF) Logo – vorher und nachher, Bildquelle: RVF, Bildmontage: dt Regio Verkehrsverbund Freiburg (RVF) Logo, Quelle: RVF RVF Website RVF Welcomekarte Flyer, Quelle: RVF RVF Claim „Ankommen“, Quelle: RVF

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