Rath checkt ein: „Villa Castagnola“ in Lugano: Ein exzellentes Schweizer Grand Hotel

Als Hotelexperte übernachtet unser Kolumnist in den besten Häusern der Welt. Die „Villa Castagnola“ im malerischen Lugano lässt aber selbst ihn staunen

Apr 6, 2025 - 09:12
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Rath checkt ein: „Villa Castagnola“ in Lugano: Ein exzellentes Schweizer Grand Hotel

Als Hotelexperte übernachtet unser Kolumnist in den besten Häusern der Welt. Die „Villa Castagnola“ im malerischen Lugano lässt aber selbst ihn staunen

Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.

Die geschichtsträchtige „Villa Castagnola“ ist genau das, was ich mir unter einem Grand Hotel in der Schweiz vorstelle: sehr elegant, mit makellosem Service und spannender Historie – ohne verstaubt zu wirken.

General Manager des Fünf-Sterne-Hauses ist heute Ivan Zorloni. Zusammen mit der Eigentümerin, seiner Ehefrau Claudia Zorloni–Garzoni, kümmert er sich mit viel Herzblut um die Villa und deren Gäste. Die beiden sympathischen Schweizer lernten sich übrigens passenderweise in der École hôtelière de Lausanne kennen und lieben, der besten Hotelfachschule der Welt. „Beim Kartoffelschälen“, wie Ivan schmunzelnd erzählt.

Reichlich mondän und doch modern, so wirkt das Interieur dieses Kleinods in Lugano
Reichlich mondän und doch modern, so wirkt das Interieur dieses Kleinods in Lugano
© 2025 Villa Castagnola

Erstklassige Gastlichkeit seit rund 150 Jahren 

Die Villa Castagnola wurde nach einem Stadtteil von Lugano benannt. Ihre Geschichte beginnt im Jahr 1880, als eine russische Adelsfamilie das Gebäude errichten ließ. Seine klassizistischen und neoklassizistischen Elemente verleihen der Villa bis heute einen eindrucksvollen Stil. Nur wenige Jahre später erwarb die Schweizer Familie Schnyder von Wartensee die Privatresidenz und wandelte sie in ein Hotel um. Rund 100 Jahre später, 1982, übernahmen die jetzigen Gastgeber die Immobilie, starteten eine aufwendige Renovierung sowie Modernisierung und stockten zwei Etagen auf. Als „Grand Hotel Villa Castagnola“ wurde das Haus dann wiedereröffnet, mit altem Charme und neuem Glanz.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer fällt mir das edle, gepflegte Interieur auf. Ich fühle mich ein wenig an das „Brenners Park-Hotel & Spa“ in Baden-Baden erinnert, das ebenfalls zu den besten Hotels der DACH-Region gehört. Auch hier in Lugano finde ich nirgends einen Krümel oder ein Staubkorn. Stattdessen hängen an den Wänden viele herausragende Kunstwerke italienischer und flämischer Meister des 17. Jahrhunderts, die zur Sammlung der Familie Garzoni gehören.

Der grandiose Ausblick von meinem Balkon auf den Park, den See und die Berge
Der grandiose Ausblick von meinem Balkon auf den Park, den See und die Berge
© 2025 Villa Castagnola

Mein Zimmer besitzt einen großzügigen, für derart prächtige Bauten charakteristischen Balkon mit verzauberndem Blick über den Hotelpark, auf den schimmernden See und die Berge. Im März sind deren Gipfel noch von Schnee bedeckt, ein wohl weltweit einzigartiger Kontrast zwischen Palmen und Alpen im sonnenverwöhnten Tessin.

Apropos verwöhnt: Das gastronomische Angebot der Villa Castagnola ist hervorragend. Jeden Abend besuche ich eines der drei hauseigenen Restaurants, geleitet von Executive Chef Alessandro Boleso. Am ersten Abend speise ich in der „Galleria Arté al Lago“, die auf 16 hochverdiente Gault-Millau-Punkte stolz sein kann. Raffinierte Menüs mit regionalen Zutaten – wundervoll.

Die „Galleria Arté al Lago“ ist das beste Restaurant des Hotels
Die „Galleria Arté al Lago“ ist das beste Restaurant des Hotels
© 2025 Villa Castagnola

Drei Restaurants im Grand Hotel

Am nächsten Abend teste ich das „Le Relais“, das für seine innovative mediterrane Küche mit 15 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wurde. Am letzten Abend überzeugt mich das „La Rucola“ mit internationaler Küche in ungezwungenem Ambiente.

Nachmittags und am Abend kommen die Gäste in den zwei eleganten Bars zusammen, oder man trifft sich im gemütlichen Salone del Camino, um beim knisternden Kaminfeuer den einen oder anderen Tipp für Ausflüge in die Umgebung auszutauschen. Etwa auf den Monte San Salvatore. Das Hotel organisiert außerdem Kochkurse, Reit- und Segeltouren und mehr. Natürlich hat auch Lugano, schon immer ein beliebter Rückzugsort für Künstler und Schriftsteller, viel zu bieten. Das „Museum Hermann Hesse“ im nahen Montagnola bietet beispielsweise faszinierende Einblicke in das Leben des Nobelpreisträgers, der rund 40 Jahre lang im Tessin lebte.

Schon die Lounge des Grand Hotels Villa Castagnola wirkt wie ein Kunstmuseum
Schon die Lounge des Grand Hotels Villa Castagnola wirkt wie ein Kunstmuseum
© Ydo Sol / Villa Castagnola

Spiel, Satz und Spa

Als leidenschaftlicher Tennisspieler lasse ich mir einige Sätze auf dem hoteleigenen Sandplatz nicht entgehen. Er liegt in unmittelbarer Nähe zum See – eine verrutschte Rückhand, und der Ball verschwindet unwiederbringlich in den Wassern des Lago di Lugano.

Wer sich in seinem Urlaub wirklich erholen will, so wie ich, der oder die wird sich im Spa-Bereich des Hotels mit Sauna, Caldarium und Dampfbad wohlfühlen. Ein funktionaler Fitnessraum, ein Solarium sowie verschiedene Massage- und Beauty-Möglichkeiten runden das Angebot ab. Der Pool ist für das mit 72 Zimmern eher kleine Hotel erstaunlich groß. 

Besonders schön – und in der internationalen Hotellerie mittlerweile eine Seltenheit – ist die enge Verbundenheit der Mitarbeiter mit Ort und Hotel. Kellner Franco zum Beispiel arbeitet seit über vier Jahrzehnten in der Villa Castagnola. Und das mit so viel Enthusiasmus, als wäre jeden Tag sein erster.

Nein, in der Schweiz herrscht wahrlich kein Mangel an feinen Hotels. Wer seinen Urlaub zwischen See und Bergen verbringen möchte, im Einklang mit der Natur und das ganze mit einer schwelgerischen Eleganz, der wird kaum einen besseren Ort finden als die „Villa Castagnola“. Dafür hat das Haus schließlich 150 Jahre geübt.