MAN-Chef fordert Planungssicherheit für Elektro-Lkw
MAN-Chef Alexander Vlaskamp übt in der FAZ scharfe Kritik an der Politik: Die gestrichene E-Lkw-Förderung gefährde Planung und Investitionen massiv. Der Beitrag MAN-Chef fordert Planungssicherheit für Elektro-Lkw erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

In einem ausführlichen Interview mit FAZ-Redakteur Tobias Piller hat MAN-Vorstandschef Alexander Vlaskamp deutliche Kritik an der politischen Unterstützung für die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs in Deutschland geäußert. Während andere Länder wie Polen, Frankreich oder Norwegen weiterhin Kaufzuschüsse für E-Lkw bieten, sei in Deutschland die Förderung 2023 “quasi über Nacht” gestrichen worden – ausgerechnet in der entscheidenden Phase des Markthochlaufs.
„Damit wurde unseren Kunden die Möglichkeit für eine langfristige Planung entzogen – und de facto auch ihr Geld für notwendige Investitionen“, so Vlaskamp. Aktuell liegen MAN rund 2800 Bestellungen und Bestellanfragen für Elektro-Lkw vor, wobei die Serienproduktion erst im Sommer 2025 startet. Zum Vergleich: Insgesamt verkauft MAN pro Jahr zwischen 60.000 und 85.000 Lkw.
Ein zentrales Problem sei der hohe Anschaffungspreis von Elektro-Lkw, der je nach Modell das Zwei- bis Dreifache eines Diesel-Lkw betragen kann. Dennoch sei die Technologie langfristig günstiger – vorausgesetzt, Strompreise, Ladeinfrastruktur und Mautregelungen bleiben stabil. „Insgesamt sollte es etwa fünf bis zehn Prozent günstiger sein, elektrisch zu fahren als mit Dieselantrieb, um Investitionen zu rechtfertigen“, erklärt Vlaskamp. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch der CO₂-neutrale Transport als Nachfragefaktor von Verbraucherseite: Schon ein Cent pro Produkt könne ausreichen, um Investitionen in klimafreundliche Logistik zu ermöglichen.
Kritisch äußerte sich Vlaskamp auch zur Ladeinfrastruktur. Das von MAN gemeinsam mit Daimler Trucks und Volvo gegründete Joint Venture Milence habe gerade die erste öffentliche MCS-Schnellladestation für Lkw in Betrieb genommen – ein Anfang, dem laut Vlaskamp jedoch gewaltige Herausforderungen gegenüberstehen: „Es ist schon gut, wenn wir einen Anschluss in zwei Jahren schaffen, oft dauert es länger.“ Der Grund: Bürokratie, fehlende Kapazitäten bei Netzbetreibern und mangelnde Investitionsbereitschaft auf kommunaler Ebene.
Besonders hart kritisiert Vlaskamp die geplanten EU-Strafzahlungen bei Nichteinhaltung der CO₂-Flottengrenzwerte. Anders als bei Pkw wird hier nicht pro überschrittenem Gramm berechnet, sondern die Strafe mit dem CO₂-Ausstoß und der Nutzlast des Lkw multipliziert – was zu einer Kostenexplosion führen könne. „Das führt am Ende zu Strafen, die 25-mal so hoch sind wie für Pkw“, warnt der MAN-Chef. Für 2030 erwartet er Strafzahlungen im dreistelligen Millionenbereich pro Gramm Abweichung. Er begrüßt daher, dass sich in Brüssel möglicherweise ein Umdenken anbahnt.
Trotz aller Herausforderungen sieht der MAN-Chef die europäische Nutzfahrzeugindustrie weiterhin gut aufgestellt: „Die europäische Nutzfahrzeugindustrie ist Weltmarktführer und deckt außerhalb Chinas etwa 90 Prozent des Weltmarktes ab.“ Anders als bei Pkw sei die Technikentwicklung hier stark in Europa verankert – ein Vorteil, den es nun zu sichern gelte.
Auch beim Thema Wasserstoff zeigt sich Vlaskamp pragmatisch. Zwar sei MAN der einzige Anbieter mit serienreifen Wasserstoffverbrennungsmotoren, der Fokus liege jedoch klar auf batterieelektrischen Antrieben. Wasserstoffantriebe sieht er eher für Nischenanwendungen oder Regionen mit niedrigem Wasserstoffpreis – wie etwa im Nahen Osten. In Deutschland seien die Preise mit bis zu 21 Euro pro Kilo schlicht nicht wettbewerbsfähig. „Konkurrenzfähig wären Preise zwischen 3 und 5 Euro je Kilogramm“.
Für das Jahr 2025 fordert Vlaskamp von Politik und EU vor allem eines: Planungssicherheit. Dazu gehören stabile Strompreise, ein verlässlicher Förderrahmen sowie der Verzicht auf kurzfristige Richtungswechsel. Besonders dringend sei eine vorgezogene Überprüfung der EU-Klimastrategie: „Die Bestandsaufnahme muss dringend vorgezogen werden, möglichst noch 2025, um die Regulierung an die tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen.“
Quelle: FAZ – „Ein Cent mehr je Milchtüte hilft auch dem E-Lkw“
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