Wie viel Rente erhalte ich bei 45 Rentenpunkten?

Wer 45 Rentenpunkte erreicht hat, darf sich auf eine solide gesetzliche Rente einstellen – zumindest in der Theorie. Doch was heißt das konkret in Euro? Und vor allem: Wie viel davon bleibt am Ende wirklich netto übrig? Die gesetzliche Rente ist komplexer, als viele denken. Damit Sie nicht nur mit Zahlen jonglieren, sondern auch fundiert […] Der Beitrag Wie viel Rente erhalte ich bei 45 Rentenpunkten? erschien zuerst auf ftd.de.

Apr 1, 2025 - 13:18
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Wie viel Rente erhalte ich bei 45 Rentenpunkten?
Wie viel Rente mit 45 Rentenpunkten? (Bild: MART PRODUCTION, Pexels)

Wie viel Rente mit 45 Rentenpunkten? (Bild: MART PRODUCTION, Pexels)

Wer 45 Rentenpunkte erreicht hat, darf sich auf eine solide gesetzliche Rente einstellen – zumindest in der Theorie.

Doch was heißt das konkret in Euro? Und vor allem: Wie viel davon bleibt am Ende wirklich netto übrig? Die gesetzliche Rente ist komplexer, als viele denken.

Damit Sie nicht nur mit Zahlen jonglieren, sondern auch fundiert planen können, gehen wir in diesem Beitrag Punkt für Punkt durch, wie sich Ihre Rente zusammensetzt, was das Finanzamt davon will, welche Abzüge realistisch sind – und warum trotz allem eine zusätzliche Vorsorge so entscheidend bleibt.

So funktioniert das System mit den Rentenpunkten

Die gesetzliche Rente basiert im Kern auf einem einfachen Prinzip: dem Punktesystem.

Jedes Jahr, das Sie als Arbeitnehmer tätig waren und in dem Sie exakt das Durchschnittseinkommen aller Versicherten erzielt haben, bringt Ihnen genau einen Rentenpunkt. 2025 liegt dieses Durchschnittseinkommen bei 50.493 € brutto im Jahr – das sind monatlich rund 4.207 €. Verdienen Sie in einem Jahr mehr, sammeln Sie anteilig mehr Punkte.

Verdienen Sie weniger, entsprechend weniger. Über viele Jahre hinweg summieren sich diese Punkte – und sie sind die Basis für Ihre spätere Rentenzahlung.

Ein Punkt ist dabei nicht gleich ein Eurobetrag, sondern wird jährlich neu bewertet. Für das Jahr 2025 liegt der sogenannte Rentenwert bei 40,76 € – das ist der Betrag, den ein Rentenpunkt pro Monat wert ist. Wer 45 Punkte gesammelt hat, kommt so auf eine monatliche Bruttorente von 1.834,20 € (45 × 40,76 €).

Doch das ist eben nur die Bruttosumme – und die Realität sieht oft deutlich differenzierter aus.

Jahresbruttoeinkommen Rentenpunkte pro Jahr Monatsrente pro Jahr (brutto)
25.000 € 0,50 20,38 € × 12 = 244,56 €
35.000 € 0,69 28,12 € × 12 = 337,44 €
45.000 € 0,89 36,28 € × 12 = 435,36 €
50.493 € (Durchschnitt) 1,00 40,76 € × 12 = 489,12 €
60.000 € 1,19 48,51 € × 12 = 582,12 €
70.000 € 1,39 56,66 € × 12 = 679,92 €
80.000 € 1,58 64,40 € × 12 = 772,80 €
90.000 € 1,78 72,55 € × 12 = 870,60 €

Nicht jeder mit 45 Beitragsjahren bekommt auch 45 Punkte

Die Rechnung mit den 1.834,20 € setzt voraus, dass Sie 45 Jahre lang immer exakt den Durchschnittsverdienst erreicht haben.

In der Praxis ist das eher selten der Fall. Laut Statistik lagen rund 72 % der Langzeitversicherten mit 45 Beitragsjahren unterhalb dieses Durchschnitts. Die tatsächliche Durchschnittsrente für diese Gruppe liegt bei 1.604 € im Monat.

Hinzu kommt: In Ostdeutschland sind die Renten im Schnitt rund 192 € niedriger – auch heute noch wirken die Unterschiede der Löhne und Beitragsleistungen aus der Vergangenheit deutlich nach.

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Wann Sie mehr oder weniger Rente bekommen: Der Zugangsfaktor

Ein weiterer Punkt, den viele übersehen: Die sogenannte Zugangsfaktor wirkt sich spürbar auf die Rentenhöhe aus.

Wer vor dem offiziellen Renteneintrittsalter aufhört zu arbeiten – zum Beispiel mit 63 statt 67 – bekommt Abschläge. Und zwar 0,3 % für jeden Monat früherer Rentenbeginn, maximal also 14,4 %. Wer hingegen länger arbeitet, bekommt Zuschläge von 0,5 % pro Monat – bis zu 24 % mehr sind drin.

Rechenbeispiel: Wenn Sie genau zwei Jahre früher in Rente gehen, reduziert sich Ihre Monatsrente von 1.834,20 € auf 1.701,34 €. Das sind rund 133 € weniger – jeden Monat, auf Dauer.

Bruttorente ist nicht gleich Nettorente – was das Finanzamt und die Krankenkasse abziehen

Viele machen den Fehler, ihre Bruttorente mit dem Betrag zu verwechseln, der tatsächlich auf dem Konto landet.

Aber es gibt einige Posten, die davon noch abgezogen werden – und zwar nicht zu knapp.

Seit der Umstellung auf die sogenannte nachgelagerte Besteuerung im Jahr 2005 ist ein großer Teil der Rente steuerpflichtig. Im Jahr 2025 sind es 83,5 %. Das bedeutet: Von Ihrer Bruttorente von 1.834,20 € im Monat (das sind 22.010,40 € im Jahr), müssen 18.379,68 € versteuert werden. Nach Pauschalen bleibt ein zu versteuerndes Einkommen von 18.241,68 €. Darauf fallen etwa 1.987 € Einkommensteuer im Jahr an.

Hinzu kommen die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Die Krankenversicherung der Rentner liegt 2025 bei einem Durchschnittssatz von 10,15 % inklusive Zusatzbeitrag, die Pflegeversicherung bei 3,6 % für Kinderlose.

Rechnen wir das einmal komplett durch:

  • Krankenversicherung: 22.010,40 € × 10,15 % = 2.234,05 €

  • Pflegeversicherung: 22.010,40 € × 3,6 % = 792,37 €

  • Einkommensteuer: ca. 1.987 €

Damit ergibt sich am Ende eine Nettorente von rund 1.416,41 € im Monat.

Wie schneidet man mit 45 Rentenpunkte im Vergleich ab?

Die gesetzliche Rente ist in der Theorie klar geregelt – aber die Realität ist vielfältiger.

Im Vergleich zur realen Durchschnittsrente von Langzeitversicherten (1.604 € brutto) liegt die theoretische Höchstrente mit 45 Punkten deutlich darüber. Aber nicht jeder erreicht das. Frauen zum Beispiel liegen im Durchschnitt deutlich darunter: 1.228 € im Westen, 1.103 € im Osten. Männer schneiden besser ab, aber auch sie erreichen selten die 45 Punkte.

Auch Selbstständige sind häufig schlechter gestellt: Nur 38 % zahlen überhaupt freiwillig in die Rentenkasse ein – entsprechend niedriger fallen die Renten aus.

Was Sie tun können, um Ihre Rente zu erhöhen

Wenn Sie Ihre Rente aktiv verbessern möchten, haben Sie mehrere Möglichkeiten.

Ab dem 50. Lebensjahr können Sie freiwillig zusätzliche Rentenpunkte kaufen – zum Beispiel, um Abschläge auszugleichen oder einfach, um Ihre monatliche Zahlung zu erhöhen. Ein Rentenpunkt kostet 2025 rund 9.392 €. Wer fünf Punkte kauft, zahlt etwa 46.960 €, bekommt dafür aber dauerhaft 203,80 € mehr pro Monat. Die Investition amortisiert sich nach etwa 19 Jahren – das lohnt sich vor allem, wenn Sie davon ausgehen, lange gesund zu bleiben.

Gleichzeitig sollten Sie über private Vorsorge nachdenken. ETF-basierte Modelle mit 7 % Rendite, betriebliche Altersvorsorge (durchschnittlich 287 € Monatsrente) oder selbstgenutztes Wohneigentum bieten sinnvolle Ergänzungen zur gesetzlichen Rente. Denn eins ist klar: Nur auf die gesetzliche Rente zu setzen, reicht in der Regel nicht.

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Rente und Zukunft: Was kommt da noch auf uns zu?

Die gesetzliche Rentenversicherung steht vor großen Herausforderungen.

Aktuell finanzieren etwa zwei Beitragszahler einen Rentner – 2035 werden es nur noch 1,5 sein. Das heißt: Ohne Reformen muss der Beitragssatz deutlich steigen – auf bis zu 26,8 % im Jahr 2040, so aktuelle Prognosen.

Deshalb werden Modelle wie die Bürgerversicherung (alle zahlen ein, auch Selbstständige und Beamte) oder ein teilweiser Wechsel zu kapitalgedeckten Systemen diskutiert. Gleichzeitig gibt es politische Bestrebungen, das Rentenniveau bei mindestens 48 % zu stabilisieren. Aber ob das gelingt, hängt von vielen Faktoren ab.

Fazit: 45 Rentenpunkte sind gut – aber nicht genug

Mit 45 Rentenpunkten erreichen Sie 2025 eine Bruttorente von 1.834,20 € – netto bleiben Ihnen nach Abzügen etwa 1.416 €.

Das ist solide, aber keinesfalls luxuriös. Wenn Sie sich im Alter mehr als nur die Basis wünschen, führt an privater Vorsorge kein Weg vorbei.

Besonders für jüngere Erwerbstätige ist es entscheidend, früh anzufangen: Wenn Sie 10 % Ihres Einkommens dauerhaft in ETFs, Betriebsrenten oder Immobilien investieren, schaffen Sie sich eine stabile zweite Säule neben der gesetzlichen Rente. Und genau diese Kombination bringt am Ende finanzielle Sicherheit – und ein Stück Freiheit im Ruhestand.

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