Kurzzeittherapie: Kann ich meine Angst vor Ungewohntem überwinden?

Das Leben ist oft ganz schön kompliziert. Zum Glück müssen wir da nicht allein durch. Diesmal: Psychologin Miriam Junge über  Lebenswandel.

Apr 26, 2025 - 13:58
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Kurzzeittherapie: Kann ich meine Angst vor Ungewohntem überwinden?

Das Leben ist oft ganz schön kompliziert. Zum Glück müssen wir da nicht allein durch. Diesmal: Psychologin Miriam Junge über  Lebenswandel.

Worum geht's: Ein neuer Job, eine neue Stadt – eigentlich hatte Nina, 42, sich darauf gefreut. Doch jetzt fühlt sie sich unsicher und überfordert. Warum macht uns Ungewohntes so viel Angst und wie kommen wir da raus?

Neu und ungewohnt 

Veränderungen sind wie ein Sprung ins kalte Wasser: aufregend, belebend, aber auch erst mal ein Schock. Für Nina fühlt sich ihr neuer Job in einer neuen Stadt gerade mehr nach Kontrollverlust als nach Abenteuer an. Doch nicht nur große Lebensentscheidungen fordern uns heraus. Auch die vielen kleinen Veränderungen in unserem Alltag – neue Arbeitsstrukturen, technologische Entwicklungen, gesellschaftlicher Wandel – verlangen, dass wir uns immer wieder neu anpassen. Unser Gehirn allerdings liebt Routinen, weil sie Sicherheit geben.

Schritt für Schritt aus der Komfortzone 

Der erste Schritt, um Veränderungen anzunehmen, ist, den Widerstand besser zu verstehen: Was genau macht mir Angst? Ist es die Unsicherheit? Das Unbekannte? Oder die Sorge zu scheitern? Wer sich seinen Ängsten stellt, kann erkennen, dass sie oft weniger mit der Realität als mit alten Überzeugungen zu tun haben. Nina könnte sich fragen: Habe ich nicht schon früher viel gemeistert? Wann war ich mutig – und was hat mir dabei geholfen? Veränderung fühlt sich oft überwältigend an, weil wir nur das große Ganze sehen. Besser ist es darum, sie in kleine Schritte zu unterteilen. Statt sich vorzustellen, wie sie sich in einem Jahr in der neuen Umgebung fühlt, könnte Nina den Fokus auf den nächsten machbaren Schritt legen: erst mal nur die erste Arbeitswoche gut vorbereiten, ein neues Lieblingscafé entdecken oder gezielt ein, zwei Kontakte knüpfen. So wird der Wandel greifbarer und verliert seinen Schrecken.

Auch die Perspektive ist entscheidend: Was, wenn Veränderung nicht Bedrohung, sondern eine Einladung ist? Eine Möglichkeit, sich neu zu entdecken? Statt uns gegen Veränderungen zu wehren, können wir überlegen: Welche neue Sichtweise eröffnet sich dadurch? Was kann ich daraus mitnehmen? Wachsen können wir nur außerhalb der Komfortzone.

Alles bleibt anders 

Und schließlich: Wir dürfen Geduld mit uns haben. Veränderung ist ein Prozess. Es ist okay, sich anfangs unsicher zu fühlen. Wichtig ist, den eigenen Fortschritt wahrzunehmen, sich für kleine Erfolge zu loben und sich selbst mit Freundlichkeit zu begegnen. Denn am Ende sind es gar nicht die Veränderungen, die uns Angst machen, sondern nur unsere Vorstellungen davon.

Alles bleibt anders – ich mag diesen Satz, weil er so beruhigend selbstverständlich ausdrückt, dass ständige Entwicklung Teil des Lebens ist. Und wer weiß? Vielleicht ist der Neuanfang für Nina einfach genau das, was sie gebraucht hat. Die Chancen stehen gut.