Forscher wollen mittels Betonkugeln den Tiefseedruck als Energiespeicher nutzen
Wir brauchen Energiespeicher, und zwar dringend, um die Schwankungen der grünen Energieerzeugung aufzufangen. Pumpspeicherwerke gehören mancherorts zu den Lösungen, doch verbrauchen sie viel Fläche und erfordern vor allem große Höhenunterschiede, die es nicht überall gibt. Wasser hat aber noch eine andere Eigenschaft als den Hang nach unten zu fließen: Viel Wasser übereinander erzeugt einen hohen …

Wir brauchen Energiespeicher, und zwar dringend, um die Schwankungen der grünen Energieerzeugung aufzufangen. Pumpspeicherwerke gehören mancherorts zu den Lösungen, doch verbrauchen sie viel Fläche und erfordern vor allem große Höhenunterschiede, die es nicht überall gibt. Wasser hat aber noch eine andere Eigenschaft als den Hang nach unten zu fließen: Viel Wasser übereinander erzeugt einen hohen Druck, der ebenfalls als Speichermöglichkeit nutzbar ist. Das Fraunhofer Institut ist seit 2011 am Ball.
Riesige Versuchskugel an der kalifornischen Küste geplant
Das Projekt StENSea (Stored Energy in the Sea) läuft schon seit mehr als einem Jahrzehnt und steht nun vor dem nächsten großen Schritt. Aus kleinen Test-Betonkugeln, die das Fraunhofer Institut im Bodensee versenkt, soll eine riesige Kugel auf dem Meeresgrund vor Los Angeles werden. Das Prinzip funktioniert folgendermaßen: Die Ventile der hohlen, leeren Kugeln öffnen sich bei Strommangel und das Meerwasser strömt automatisch hinein, während es eine Turbine und einen Generator antreibt. Strom wird erzeugt und fließt ins Netz. In Zeiten mit Stromüberfluss wiederum nutzt das System Netzenergie, um die Kugeln gegen den äußeren Wasserdruck leerzupumpen.
Geschätztes weltweites Speicherpotenzial: 817.000 Gigawattstunden
Schlussendlich sollen die 3D-gedruckten Hohlkugeln erst 9 Meter, dann vielleicht 30 Meter groß werden. Die 9-Meter-Version würde 400 Tonnen wiegen, die Forscher möchten sie 2026 vor Long Beach in einer Tiefe von 600 bis 800 Metern verankern. Sie soll 0,5 Megawatt Leistung haben, mit einer Kapazität von 0,4 Megawattstunden – also genug, um einen durchschnittlichen US-Haushalt ungefähr 2 Wochen lang mit Strom zu versorgen. Das weltweite Speicherpotenzial schätzen die Wissenschaftler von StENSea auf 817.000 Gigawattstunden, also ausreichend für die Stromversorgung von 75 Millionen europäischen Haushalten über ein ganzes Jahr.
Die Speicherkosten sollen bei 4,6 Cents pro Kilowattstunde liegen, die Investitionskosten bei 158 Euro je Kilowattstunde Kapazität – basierend auf einem Speicherpark mit sechs Kugeln und einer Gesamtleistung von 30 Kilowatt sowie einer Kapazität von 120 Megawattstunden. Das US-Energieministerium investiert in die Tests vor L.A. 4 Millionen Dollar – hoffentlich ist es die Sache wert.
Quelle: newatlas.com