Fonds und ETF für Osteuropa: Chancen durch Friedenshoffnung und Wirtschaftsboom

Während die Diplomatie um einen Waffenstillstand in der Ukraine ringt, wittern Anleger bereits Morgenluft: Der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes könnte einen Konjunkturturbo für ganz Osteuropa zünden. Fonds und ETFs für die Region Osteuropa – vom Boomland Polen über Österreich bis zum Balkan – mit den Schwerpunkten Infrastruktur, Banken und Industrie bieten Chancen. Österreich nimmt dabei […] Der Beitrag Fonds und ETF für Osteuropa: Chancen durch Friedenshoffnung und Wirtschaftsboom erschien zuerst auf ftd.de.

Mär 10, 2025 - 10:48
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Fonds und ETF für Osteuropa: Chancen durch Friedenshoffnung und Wirtschaftsboom
Polnische Flagge um Heck eines Schiffes im Danziger Hafen (Foto: freepik, EyeEm) Fonds und ETF für Osteuropa: Chancen durch Friedenshoffnung und Wirtschaftsboom

Handelsstadt Danzig: Osteuropa ist im Aufwind. (Foto: freepik, EyeEm)

Während die Diplomatie um einen Waffenstillstand in der Ukraine ringt, wittern Anleger bereits Morgenluft: Der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes könnte einen Konjunkturturbo für ganz Osteuropa zünden. Fonds und ETFs für die Region Osteuropa – vom Boomland Polen über Österreich bis zum Balkan – mit den Schwerpunkten Infrastruktur, Banken und Industrie bieten Chancen.

Österreich nimmt dabei als Brücke zwischen West und Ost eine Schlüsselrolle ein und bringt Know-how und Kapital in die Region. Wir stellen 5 aussichtsreiche Anlagevehikel vor.

Wirtschaftlicher Aufbruch: Osteuropa als neuer Hotspot

Die Zeichen stehen auf Wachstum: Während Deutschland mit Stagnation kämpft, rechnet die EU-Kommission für Polen im Jahr 2025 mit einem Plus von 3,6 Prozent, Ungarn und Tschechien folgen mit ähnlich robusten Raten. Selbst Griechenland, einst Sorgenkind der Eurozone, liegt mit 2,3 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Treiber sind EU-Fördermilliarden, niedrige Lohnkosten und eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung.

Deutsche Unternehmen setzen verstärkt auf die Region: Jedes zweite in einer KPMG-Studie befragte Unternehmen plant Produktionsverlagerungen nach Osteuropa. Davon profitiert vor allem Polen, inzwischen viertwichtigster Absatzmarkt für deutsche Exporte. „Die Region ist längst zu einer tragenden Säule der deutschen Wirtschaft geworden“, betont Cathrina Claas-Mühlhäuser, Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft.

Österreich fungiert dabei als wirtschaftliche Brücke: Mit starken Banken wie Erste Group und Raiffeisen Bank International sowie langjährigen Handelsbeziehungen zu den osteuropäischen Staaten spielt das Land eine zentrale Rolle bei der Kapitalallokation und dem Wissenstransfer in die Region.

Börsenbarometer: Osteuropa im Aufwind

Die Aufbruchsstimmung spiegelt sich auch an den Börsen wider: Der ATX liegt seit Jahresbeginn 2025 fast 15 Prozent im Plus, auf Jahressicht sogar 30 Prozent. Noch beeindruckender ist die Entwicklung des MSCI Emerging Markets Eastern Europe ex Russia Index, der 2025 um zwischenzeitlich 20 Prozent zulegte und auf Sicht von 3 Jahren satte 56 Prozent gewann.

Auch regionale Leitindizes wie der ungarische BUX (plus 13 Prozent in 2025) und der griechische FTSE Athex Index (plus 10 Prozent in diesem Jahr, plus 82 Prozent in 3 Jahren) zeigen eine starke Performance – und das bei nach wie vor niedrigen Bewertungen. Mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) oft im einstelligen Bereich gehören die osteuropäischen Börsen zu den günstigsten weltweit.

Frieden als Katalysator: Das Ukraine-Szenario

Die Finanzmärkte preisen bereits ein mögliches Ende des Krieges ein. Der UBS Ukraine Reconstruction Index, der sich auf 25 Aktien von Unternehmen konzentriert, die voraussichtlich vom Wiederaufbau profitieren werden, erreichte zuletzt  Rekordhöhen, angetrieben durch die Performance von Bau- und Infrastrukturunternehmen.

Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset bei Berenberg, ist überzeugt, dass die Auswirkungen eines Waffenstillstands in der Ukraine auf die Finanzmärkte noch unterschätzt werden und erwartet eine Fortsetzung der Rallye. Die Weltbank schätzt den Bedarf für den Wiederaufbau auf über 500 Milliarden US-Dollar – das Dreifache der ukrainischen Wirtschaftsleistung vor dem Krieg.

Vor allem die Nachbarländer dürften von dieser Entwicklung profitieren: Polnische Banken wie PKO BP und Pekao SA finanzieren bereits Projekte, deutsche Konzerne liefern Maschinen, und österreichische Zementhersteller wie Wienerberger decken den Baubedarf. Sollte zudem wieder russisches Gas fließen, prognostiziert JP Morgan Energiepreise, die weit unter dem aktuellen Niveau liegen könnten, was einen deutlichen Schub für die Industrie bedeuten würde.

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Trump-Faktor: Wie der US-Präsident die Osteuropa-Euphorie gefährdet

Die Erfolgsgeschichte Osteuropas ist eng mit der politischen Stabilität der letzten Jahrzehnte verbunden. Diese Stabilität könnte jedoch durch die Politik eines Mannes gefährdet werden: Donald Trump. Der 78-jährige US-Präsident, bekannt für seine unberechenbare Außenpolitik und seine Vorliebe für Handelskriege, hat den Angstindex VIX in die Höhe getrieben.

Seine Politik könnte die fragilen jungen Demokratien in Osteuropa hart treffen. Obwohl die direkten US-Exporte aus Osteuropa überschaubar sind (Litauen ist mit 5 Prozent am stärksten exponiert), könnte eine Eskalation des Handelskrieges der Region indirekt schaden. Vor allem dann, wenn die deutsche Wirtschaft, die ein wichtiger Handelspartner ist, unter US-Zöllen leidet.

Die Rolle der NATO: der Schutzschild für Osteuropa bröckelt

Schwerwiegender als die wirtschaftlichen Folgen ist jedoch die politische Unsicherheit, die Trump verursacht. Seine Äußerungen zur Ukraine und seine Annäherung an Wladimir Putin lassen befürchten, dass die USA ihre Rolle als Schutzmacht in Europa aufgeben könnten. Ein „Diktatfrieden“, der an den europäischen Demokratien vorbei mit Russland ausgehandelt wird, könnte Russland ermutigen, seine aggressive Politik fortzusetzen.

Die NATO, das von den USA dominierte westliche Verteidigungsbündnis, war ein Garant für die Stabilität und Sicherheit Osteuropas. Ein bröckelnder US-Schutzschild würde diese Stabilität gefährden und die wirtschaftliche Entwicklung der Region bremsen.

Angesichts dieser Risiken setzen die osteuropäischen Staaten auf Diplomatie. Sie versuchen, Trump milde zu stimmen, sei es durch hohe Verteidigungsausgaben (wie Polen) oder durch persönliche Annäherung (wie der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán). Ob diese Strategien erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten.

Fokus Osteuropa: Diese Fonds und ETFs setzen auf die Chancen

Während sich die Blicke der Anleger oft auf die USA oder Asien richten, bietet Osteuropa ungeahnte Chancen – wenn man weiß, wo man suchen muss. Ob aktive Fonds mit Stockpicker-Strategie oder breit streuende ETFs: Wir porträtieren 5 Produkte, die sich auf die dynamischen Märkte zwischen Balkan und dem Baltikum spezialisiert haben.

1. Trigon New Europe Fund (ISIN: LU0323575421): Der Bewertungs-Champion

Mit einer 3-Jahres-Performance von plus 101,34 Prozent und einem satten Zuwachs von 540 Prozent seit Auflage 2009 zeigt der Trigon New Europe Fund, wie man in Osteuropa Wert schöpft. Manager Mehis Raud setzt auf ein „Under-the-Radar“-Portfolio: Unternehmen aus Polen, Ungarn oder Kasachstan, die mit einem durchschnittlichen KGV von nur 7,4 absurd günstig bewertet sind.

Dabei sind Top-Holdings wie die ungarische Gedeon Richter (Pharma), die Raiffeisen Bank International (Österreich) oder der polnische Versicherer PTU. Sie verbinden stabile Cashflows mit Wachstumspotenzial. Seit Jahresbeginn legte der Fonds 11 Prozent zu – ein Beweis, dass Value-Investing auch in Schwellenländern funktioniert.

2. East Capital Balkans (ISIN: LU0332316016): Balkan-Renaissance mit Schweden-Charme

Die Schweden von East Capital, seit 1997 in Osteuropa aktiv, wittern im Balkan das nächste große Ding. Ihr Fokus: Griechenland (Wachstumstreiber nach der Schuldenkrise), Türkei und Slowenien. Manager Peter Elam Håkansson setzt auf Finanzwerte wie die rumänische Banca Transilvania oder die Erste Group Bank, mischt das Portfolio aber mit Kuriositäten wie dem moldauischen Premium-Weingut Château Purcari (gegründet 1827!).

Über 5 Jahre legte der East Capital Balkans Fonds um 109 Prozent zu – trotz aktueller Seitwärtsphase (plus 5 Prozent im laufenden Jahr). Wer an den Balkan als „Next Big Thing“ glaubt, ist hier richtig.

3. Avaron Emerging Europe (ISIN: EE3600108866): ESG meets Stockpicking

Valdur Jaht und Peter Priisalm managen diesen Nischenfonds mit +106 Prozent in fünf Jahren nicht minder erfolgreich – und das ohne externe Analysten. Ihr Rezept: Strenger Fokus auf Qualitätsunternehmen mit starkem Management und ESG-Kriterien. 2 Drittel der 30-40 Positionen sind Small- und Midcaps (unter 3 Milliarden Euro), Schwerpunkte liegen in Griechenland, Polen und Rumänien.

Top-Holdings wie Coca-Cola HBC (Griechenland) oder der polnische Energieriese Orlen zeigen die Mischung aus Stabilität und Wachstum. Mit einer Volatilität unter dem Branchendurchschnitt eignet sich der Fonds auch für eher vorsichtige Osteuropa-Investoren.

4. Amundi Eastern Europe ex Russia ETF (ISIN: LU1900066462): Die Osteuropa-Basis für ETF-Fans

Wer Russland gezwungenermaßen meiden, aber trotzdem in Osteuropa investieren will, greift zu diesem ETF. Er trackt den MSCI Eastern Europe ex Russia Index mit Schwerpunkt Polen (45 Prozent), Tschechien (30 Prozent) und Ungarn (20 Prozent). Per Swap-Replikation hält der ETF Titel wie die PKO Bank Polski, Dino Polska (Einzelhandel) oder den tschechischen Energiekonzern CEZ. Mit plus 58 Prozent in 3 Jahren und niedrigen Kosten ist das Produkt ideal für passive Anleger, die auf die langfristige Transformation der Region setzen wollen.

 

5. iShares ATX ETF (ISIN: DE000A0D8Q23): Österreich als Osteuropa-Proxy

Der iShares ATX bildet den Wiener Leitindex ab – und damit Österreichs Rolle als Brückenkopf nach Osteuropa. Top-Positionen wie Erste Group Bank, OMV oder Wienerberger AG profitieren von Handelsströmen in die Ukraine und Nachbarländer. Mit plus 36 Prozent in 3 Jahren ist der ETF ein indirektes Spiel für den Wiederaufbau Osteuropas. Der Clou: Durch die Gewichtungsobergrenze von 20 Prozent im Index bleibt das Klumpenrisiko überschaubar.

 

Fazit

Osteuropa ist kein Einheitsmarkt – hier entscheidet die richtige Strategie. Aktive Fonds wie Trigon oder Avaron punkten mit lokalem Know-how, ETFs wie Amundi oder iShares bieten kostengünstige Exposure. Wer die Region im Portfolio halten will, sollte beide Ansätze mischen: Stockpicker für Alpha, ETFs für die stille Basis. Die Zahlen zeigen: Mit Geduld lohnt sich das Abenteuer östlich der EU-Grenze, zumal die osteuropäischen Märkte im globalen Vergleich günstig bewertet sind.

 

Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

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