Wie der maschinelle Spiegel mir schmeicheln will – über den Action-Figur-Trend

Eine schöne Form des memetischen Marketings ist gerade in meiner Timeline zu beobachten: Menschen laden Action-Figuren ihrer selbst hoch. ChatGPT bewirbt damit die Fähigkeit zur Bildgenerierung. Den Prompt findet man hier auf Threads: Mich interessiert daran aber nicht nur der Meme-Trend (wird sicher am Ende des Monats in der Netzkulturcharts stehen), sondern vor allem die […]

Apr 7, 2025 - 18:00
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Wie der maschinelle Spiegel mir schmeicheln will – über den Action-Figur-Trend

Eine schöne Form des memetischen Marketings ist gerade in meiner Timeline zu beobachten: Menschen laden Action-Figuren ihrer selbst hoch. ChatGPT bewirbt damit die Fähigkeit zur Bildgenerierung. Den Prompt findet man hier auf Threads:

Mich interessiert daran aber nicht nur der Meme-Trend (wird sicher am Ende des Monats in der Netzkulturcharts stehen), sondern vor allem die neue Dimension der Kopier-Spiegel-Fähigkeit der KI. „Das bin ja ich“ möchte ich auch hier ausrufen – auch wenn vor allem die Figur wenig mit mir selbst zu tun hat. Jedenfalls erkenne ich mich darin kaum wieder.

Was mich aber mehr fasziniert als die Figur ist die Verpackung, die ChatGPT gewählt hat, um „multiple interesting things that represent who I am“ zeigen soll. Die KI (wenn diese semantische Vereinfachung hier erlaubt ist) zeigt mir, wie sie mich sieht bzw. wie sie denkt wie ich mich gerne sehen würde: „Der Ideenaktivist“ steht über der Figur. Dazu wählt die Maschine einen Slogan, den sie vermutlich von meinen Buch „Anleitung zum Unkreativsein“ abgeleitet (und als Ironie entlarvt hat): „Unkreativ war gestern“. Sie sortiert mir Laufschuhe, einen Memes-Kaffeebecher zu und sieht den tausend-sekunden.de-Kaffee als Sidekick. Das ist alles schon sehr genau und auch schmeichelhaft – jedenfalls mehr als das Aussehen der Figur ;-)

Ich schreibe das auf, weil ich finde, dass diese Action-Figur ein schönes Symbol dafür ist, wie wir KI nutzen solltenkönnten: als maschinellen Spiegel, der uns Dinge liefert, die uns gefallen sollen. Das ist schön und faszinierend, aber wie der Blick in einen analogen Spiegel liefert es vor allem Erkenntnisse über die Person, die in den Spiegel schaut.

Der Action-Figur-Prompt erfindet ja nicht neu, er sammelt, was er über mich finden kann und was er für passend hält. Auch weil ich da eine kleine persönliche Geschichte habe, glaube ich, dass hier ein wichtiger Schritt im Umgang mit KI liegen wird: Wie gehen wir mit dem Blick in den maschinellen Spiegel um?

Wer dazu mehr wissen will, kann hier im Blog weiterlesen – und ab Mai in diesem Buch, das ich mit Franz Himpsl geschrieben habe: „Wie KI dein Leben besser macht“: