Besorgniserregend: Die Masern sind in Europa wieder auf dem Vormarsch
Masern werden von vielen menschen als harmlose Kinderkrankheit gesehen. Das ist aber nicht zutreffend. Masernviren gehören zu den ansteckendsten Erregern die es gibt. Neben den üblichen Symptomen wie Fieber und roten Hautflecken können sie auch schwere Komplikationen verursachen, die sogar zum Tod führen können. Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sterben Jahr für Jahr etwa 100.000 …

Masern werden von vielen menschen als harmlose Kinderkrankheit gesehen. Das ist aber nicht zutreffend. Masernviren gehören zu den ansteckendsten Erregern die es gibt. Neben den üblichen Symptomen wie Fieber und roten Hautflecken können sie auch schwere Komplikationen verursachen, die sogar zum Tod führen können. Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge sterben Jahr für Jahr etwa 100.000 Menschen weltweit an den Masern. In Europa zeichnet sich derzeit ein besorgniserregender Trend ab: 2024 erkrankten auf dem Kontinent so viele Menschen an den Masern wie seit 1997 nicht mehr. Konkret gab es 127.350 gemeldete Masernfälle, bei denen mehr als die Hälfte der Patienten im Krankenhaus behandelt werden mussten. Expert:innen sehen den Hauptgrund für die zunehmenden Fallzahlen vornehmlich in einer zu geringen Impfquote. Gefährdet werden dadurch aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr vor allem kleine Kinder im noch nicht impffähigen Alter.
Masern: Ein unterschätzter Virus
Wenn eine Masernerkrankung schwer verläuft, kann sie Gehirnentzündungen verursachen, die zu geistigen Behinderungen führen. Eine Maserninfektion kann zudem das Immungedächtnis löschen. Der wirksamste Schutz gegen die Masern ist eine Impfung. Diese wird bei Kleinkindern für gewöhnlich in Form eines Kombinationsimpfung (Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln – MMR) verabreicht. Einige Eltern lehnen diese Impfung jedoch ab. Teilweise steht dahinter die Sorge um Nebenwirkungen, teilweise wird die Entscheidung aber auch auf Basis von Falschinformationen wie etwa einem kolportierten, ab längst widerlegten Zusammenhang zwischen Autismus und der MMR-Impfung begründet.
Die Folge von sinkenden Impfquoten sind zunehmende Masernausbrüche. Die USA wird derzeit von einer regelrechten Masernepidemie heimgesucht, und auch in Europa kam es zu Rekordzahlen: 127.350 Masernfälle wurden dort 2024 gemeldet – zuletzt waren es 1997 so viele. Die Zahl der Maserninfektionen ging nach 1997 drastisch zurück, da immer mehr Menschen sich impfen ließen. Seit ein paar Jahren kehrt sich dieser Trend wieder um.
Von den 127.350 Menschen, die bestätigt an Masern erkrankten, musste mehr als die Hälfte in einem Krankenhaus behandelt werden, 38 Patient:innen starben. Etwa 40 Prozent der bestätigten Fälle trat bei Kindern unter fünf Jahren auf.
Geringe Impfquoten fördern die Ausbreitung der Masern
Unter den 2024 an Masern erkrankten Kindern und Erwachsenen waren über 80 Prozent nicht geimpft. Da Masern deutlich ansteckender sind als die meisten anderen Virusinfektionen breiten sie sich schnell aus, was vor allem eine Gefahr für Säuglinge und andere nicht impfbare Personen darstellt. Im diesen Effekt zu unterbinden, muss die Bevölkerung zu mindestens 95 Prozent geimpft sein. So können Ausbrüche vermieden und auch der nicht impfbare Teil der Bevölkerung geschützt werden.
Das Problem: In den meisten Ländern in Europa liegt die Impfquote inzwischen deutlich unter diesen 95 Prozent. In den Ländern des Balkans etwa sind weniger als 80 Prozent der Bevölkerung geimpft. In Montenegro sind es nicht mal 50 Prozent. Aber auch in Deutschland gibt es regional niedrige Impfquoten, die vor allem bei Kleinkindern auftritt. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts sind etwa in Baden-Württemberg nur 68 Prozent der Kinder, die 2021 geboren wurden, vollständig geimpft. In Sachsen sind es nur 55 Prozent.
Dies liegt unter anderem an der Corona-Pandemie, die sowohl Impfroutinen unterbrach als auch für eine allgemeine Impfmüdigkeit sorgte. „In den letzten zwei Jahren sind die Masernfälle in Europa und Zentralasien explosiv angestiegen, das zeigt, dass wir Lücken in der Immunisierung haben. Um Kinder vor dieser in manchen Fällen tödlichen und schädigenden Krankheit zu schützen, müssen wir dringend handeln„, so Regina De Dominicis, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien.
via European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)