Berkshire ohne Buffett: Das sollten Anleger jetzt wissen – dazu passende Fonds und ETFs
Warren Buffett tritt ab – und wie! Nach fast 6 Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway übergibt das „Orakel von Omaha“ das Zepter. Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit Grandezza. Was bleibt: ein Börsenimperium mit Milliarden-Cash, glasklaren Anlageprinzipien – und ein Nachfolger, der sich keine Fehler erlauben darf. Wer vom Buffett-Prinzip profitieren will, […] Der Beitrag Berkshire ohne Buffett: Das sollten Anleger jetzt wissen – dazu passende Fonds und ETFs erschien zuerst auf ftd.de.


Die Wall Street – Schauplatz von Buffetts Investorentätigkeit (Foto: Freepik, f11photo)
Warren Buffett tritt ab – und wie! Nach fast 6 Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway übergibt das „Orakel von Omaha“ das Zepter. Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit Grandezza. Was bleibt: ein Börsenimperium mit Milliarden-Cash, glasklaren Anlageprinzipien – und ein Nachfolger, der sich keine Fehler erlauben darf. Wer vom Buffett-Prinzip profitieren will, kann das über gezielt ausgewählte Fonds und ETFs tun.
Ein Rücktritt mit Stil – und einer Botschaft an die Politik
Warren Buffett ist keiner für große Gesten. Kein Tschüss mit Tränen, kein letzter Applaus im Rampenlicht. Und doch war der vergangene Samstag in Omaha ein Moment für die Geschichtsbücher. Bei der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway, dem „Woodstock der Kapitalisten“, machte Buffett klar: Die Ära geht zu Ende.
Der 94-Jährige zieht sich aus dem Tagesgeschäft zurück. Die operative Führung geht an Greg Abel. Kein Paukenschlag, aber ein machtvoller Fingerzeig in die Zukunft. „Ich bin bereit, loszulassen“, sagte Buffett. Und alle wussten: Er meint es ernst. Der Rückzug ist keine Floskel, sondern ein sauber vorbereiteter Übergang. Mit Ansage. Mit Stil. Wie alles bei ihm.
Ein leiser Abgang – und deutliche Worte
Neben seiner Rückzugsankündigung nutzte Buffett die Bühne auch für klare Worte zur US-Handelspolitik – und übte indirekt Kritik an Präsident Donald Trump. „Handel sollte keine Waffe sein“, sagte er, ohne Namen zu nennen. Je wohlhabender andere Länder seien, desto wohlhabender würden auch die USA.
Ein ausgewogener Handel sei gut für die Welt. Die Vorstellung, einige Länder könnten sich über einen „Sieg“ im Welthandel freuen, wies er zurück: „Ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, eine Welt zu schaffen, in der ein paar Länder sagen: Ha ha ha, wir haben gewonnen.“
Deutliche Worte folgten auch zur internationalen Rolle der USA: „Es wäre ein großer Fehler, wenn 7,5 Milliarden Menschen einen nicht mögen und 300 Millionen sich damit brüsten, wie gut es ihnen geht“, mahnte Buffett. Es war ein Appell an mehr Kooperation – und an den gesunden Menschenverstand in einer zunehmend nationalistisch geprägten Weltpolitik.
5,5 Millionen Prozent – das ist kein Tippfehler
Seit Buffett 1965 die Kontrolle über Berkshire übernahm, hat er aus einem maroden Textilbetrieb ein Börsenwunder geschaffen. Die A-Aktie stieg um sagenhafte 5.500.000 Prozent. Das sind keine Fantasiezahlen – das ist Börsengeschichte. Wer damals 1.000 Dollar investierte, hat heute über 55 Millionen auf dem Konto. Solche Renditen schreibt sonst nur das Märchenbuch der Wall Street.
Und selbst auf Jahressicht, die alles andere als ein Anlegertraum war, legte die B-Aktie rund 33 Prozent zu. In einem Umfeld voller Zinsängste und Rezessionssorgen. Berkshire – das Bollwerk der Börse.
Ein Unternehmen wie aus der Zeit gefallen – und gerade deshalb modern
Was Berkshire so besonders macht? Keine hippe Vision, keine PowerPoint-Schlachten, kein Zocken mit Geld. Buffett hat Prinzipien. Und er lebt sie:
- Rule No. 1: Verlieren Sie kein Geld.
- Rule No. 2: Vergessen Sie nie Regel Nummer 1.
Er investiert nur in Geschäftsmodelle, die er versteht. Keine Blockchain-Spielereien, kein KI-Hype. Lieber Coca-Cola, American Express und Apple. Old School? Vielleicht. Aber es hat Substanz.
Dazu ein dezentraler Führungsstil, der so gar nicht zur aktuellen Micromanagement-Mode passt. Buffetts Manager agieren wie Unternehmer – mit Freiheit, Verantwortung und eigenen Anteilen am Unternehmen. „Skin in the game“, wie es im Kapitalisten-Kauderwelsch heißt.
348 Milliarden Dollar auf der hohen Kante
Berkshire sitzt auf einem Bargeld-Berg von 348 Milliarden Dollar – ein Schatz, fast so groß wie das Bruttoinlandsprodukt Dänemarks. Warum? Weil Buffett lieber wartet, statt überteuert zu kaufen. „Man muss nicht jeden Pitch schlagen“, sagt er. Ein Satz, der mehr über Risikomanagement aussagt als jeder Harvard-Case. Für Nachfolger Greg Abel ist das ein Start mit Rückenwind – aber auch mit gewaltigem Erwartungsdruck. Denn jetzt zeigt sich, ob Berkshire ohne Buffett wirklich funktioniert.
Starke Kasse, schwächerer Gewinn – Quartalszahlen im Fokus
Auch die aktuellen Quartalszahlen wurden in Omaha präsentiert – und die hatten es in sich: Der Betriebsgewinn von Berkshire Hathaway fiel im ersten Quartal um 14 Prozent auf 9,64 Milliarden Dollar. Grund dafür waren unter anderem hohe Versicherungsschäden durch die heftigen Brände in Kalifornien. Noch deutlicher fiel der Rückgang beim Nettogewinn aus: minus 64 Prozent auf nur noch 4,6 Milliarden Dollar. Hauptverantwortlich dafür waren nicht realisierte Verluste im Aktienportfolio – unter anderem bei Apple.
Doch Buffett wäre nicht Buffett, wenn er sich davon aus der Ruhe bringen ließe. Der wahre Schatz bleibt der Cash-Bestand: Der stieg erneut an – von 334,2 Milliarden Dollar zum Jahresende auf nun 347,7 Milliarden Dollar. Flexibilität bleibt Trumpf.
Buffetts Blick auf die Zahlen
Dass der Nettogewinn so stark schwankte, überrascht Buffett nicht – und beunruhigt ihn auch nicht. Denn der Wert enthält laut US-Rechnungslegungspflicht auch nicht realisierte Kursgewinne und -verluste aus dem gigantischen Aktienportfolio. Für Buffett sind diese Zahlen wenig aussagekräftig.
Entscheidend sei vielmehr der Betriebsgewinn – also das, was Berkshire mit Versicherungen, Eisenbahnen, Energie und Industrieunternehmen verdient. „Wir schauen auf das, was wir kontrollieren können“, so Buffetts Credo.
Lektionen für Anleger: Was wir von Buffett lernen können
Buffetts Investmentstil ist ein Gegenentwurf zur hektischen Gegenwart – und gerade deshalb ein Vorbild:
- Kapitalerhalt kommt zuerst. Verluste vermeiden ist wichtiger als Gewinne maximieren.
- Geduld ist ein Erfolgsfaktor. Buffett schlägt nur zu, wenn die Bewertung stimmt.
- Verstehen, bevor man investiert. Keine Storys, keine Träume – nur Geschäftsmodelle mit Substanz.
- Cash ist keine Faulheit, sondern Flexibilität. Liquidität ist eine strategische Waffe.
- Langfristigkeit zahlt sich aus. Buffett denkt nicht in Quartalen, sondern in Dekaden.
5 Wege, via ETF und Fonds vom Buffett-Vermächtnis zu profitieren
Wer das Buffett-Prinzip nicht nur bewundern, sondern ins eigene Depot holen will, hat dazu mehrere Möglichkeiten – nicht nur über den direkten Kauf von Berkshire-Aktien, sondern auch über Fonds und ETFs, in denen Buffett prominent vertreten ist:
- SPDR US Financials Select Sector ETF (ISIN: IE00BWBXM500)
Dieser ETF bildet den US-Finanzsektor ab – Berkshire ist mit rund 12,85 Prozent die größte Position. Der Fonds repliziert physisch den S&P Financials Select Sector Daily Capped 35/20 Index, kostet schlanke 0,15 Prozent p.a., thesauriert die Erträge und hat ein Volumen von rund 697 Millionen Euro. Buffett plus Bankenbündel – von JPMorgan bis Visa. - Acatis Value Event Fonds (ISIN: DE000A0X7541)
Ein aktiver Fonds, der Buffetts Geist atmet: Value Investing trifft auf Sondersituationen. Er investiert in günstig bewertete Qualitätsunternehmen – und nutzt Events wie Fusionen oder Turnarounds. Berkshire ist mit 6,3 Prozent unter den Top-Positionen. Ziel: Volatilität reduzieren, Chancen nutzen. - Invesco S&P 500 QVM UCITS ETF (ISIN: IE00BDZCKK11)
Multifaktor trifft Buffett-DNA. Der ETF kombiniert Qualität, Value und Momentum – drei Ansätze, die Buffett schätzt. Berkshire ist mit rund 5,9 Prozent prominent vertreten. Der ETF bildet den S&P 500 QVM Index physisch ab, schüttet quartalsweise aus und verlangt 0,35 Prozent Gebühren. Eine strukturierte Alternative zum klassischen S&P 500. - L&G Global Brands UCITS ETF (ISIN: IE0007HKA9K1)
Wer auf die wertvollsten Marken der Welt setzt, liegt ganz im Sinne Buffetts: Denn starke Marken bedeuten Preissetzungsmacht, Kundentreue – und meist auch stabile Gewinne. Genau darauf fokussiert sich dieser ETF, der weltweit in Unternehmen mit besonders hoher Markenstärke investiert. Berkshire Hathaway ist hier mit einem Anteil von 5,1 Prozent prominent vertreten – neben Giganten wie Apple, Meta, Amazon und Microsoft. Mit 81 Titeln, einem starken USA-Fokus (etwa 79 Prozent), einer TER von 0,39 Prozent p.a. und thesaurierender Ertragsverwendung eignet sich der Fonds besonders für langfristige Investoren, die Markenstärke als Investmentfaktor verstehen. - iMGP US Value Fund (ISIN: LU0821216339)
Dieser aktiv gemanagte Fonds ist ein Paradebeispiel für angewandtes Value Investing – und damit ein klares Bekenntnis zur Investmentphilosophie von Warren Buffett. Der iMGP US Value Fund, verwaltet von Scharf Investments, setzt auf unterbewertete US-Aktien mit solidem Geschäftsmodell, stabilen Erträgen und klarem langfristigem Potenzial. Berkshire Hathaway ist mit rund 6,3 Prozent eine der größten Positionen im Portfolio. Das Fondsmanagement verfolgt einen fundamentalen, Bottom-up-orientierten Ansatz und legt besonderen Wert auf Vorhersehbarkeit, Risikokontrolle und Bewertung. Investiert wird nur dort, wo die Kennzahlen stimmen – bei steigenden Gewinnen, Cashflows oder Buchwerten.
Greg Abel übernimmt – und hat große Fußstapfen
Buffett hat Abel schon 2021 als Nachfolger benannt. Der Kanadier, zuständig für das Nicht-Versicherungsgeschäft, ist kein Lautsprecher, sondern ein leiser Lenker – mit Buffett-DNA. Kein Twitter-König, kein Visionär mit PowerPoint – sondern jemand, der das Berkshire-System kennt, es mitträgt und weiterentwickeln soll.
Buffett selbst bleibt Aktionär und Ratgeber – doch das Ruder hat er übergeben. Wie ein Patriarch, der weiß, dass sein Werk weiterleben soll. Nicht als Denkmal – sondern als System.
Das große Ganze: Ein Erbe für Generationen
Was bleibt? Ein Unternehmen mit klarem Kompass. Eine Investmentkultur, die jeder Mode trotzt. Und ein Mann, der gezeigt hat: Geduld, Disziplin und Prinzipientreue zahlen sich aus – sogar an der hektischsten Börse der Welt.
Warren Buffett geht. Aber sein Vermächtnis bleibt. Und das ist womöglich sein größter Deal: nicht der Einstieg bei Apple oder Bank of America. Sondern die Tatsache, dass er ein System gebaut hat, das ohne ihn funktioniert.
Ein Rücktritt mit Stil. Ein Erbe mit Milliardenpower. Und ein Mahnmal für Investoren weltweit: Erfolg ist kein Sprint – sondern ein Leben aus klugen Entscheidungen.
Buffett-Style – ganz ohne Glaskugel.
Disclaimer:
Keine Anlageberatung. Kein Aufruf zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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